Kategorie: Ethik
Nachtrag zu „Deutschland ist nicht der Nabel der Welt“ (23.09.13)
Ein Verrat an sich selbst
Der Ausweg aus der Syrienkrise – ein ethischer Lösungsansatz
Gestern hat der G20-Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in St. Petersburg angefangen. Zentrales Thema ist der Bürgerkrieg in Syrien und die Reaktion des Westens darauf.
Die mutmaßliche Giftgasattacke des Assad’schen Regimes gegen sein eigenes Volk ist bekanntlich nur die Spitze des Eisberges – immerhin dauert der Bürgerkrieg jetzt schon mehr als zweieinhalb Jahre. Gerade deshalb ist es enttäuschend, dass der Westen keinen Lösungsansatz für die Krise entwickelt hat. Ethisch gesehen kann es nur einen Weg geben; auf diesen möchte ich im Folgenden eingehen.
Wo bleibt die Stimme der Religionsfreiheit?
Wir leben im Europa des 21. Jahrhunderts: dem Europa, das in vielerlei Hinsicht von Freiheit geprägt ist. Diese Freiheit hat viele Ebenen: von der Freiheit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen europäischen Ländern bis hin zur Meinungsfreiheit des Einzelnen.
Ich möchte heute jedoch auf eine ethische Ebene der Freiheit eingehen, die innerhalb der verschiedenen Freiheitsdimensionen meines Erachtens am höchsten eingeschätzt werden muss: die Dimension der Religionsfreiheit.
Das europäische Volk musste lange für seine Religionsfreiheit kämpfen; als angehender Katholischer Theologe bin ich aber der Meinung, dass es sich gelohnt hat, diesen Kampf zu Ende zu führen. Denn: die Frage nach der Religion bzw. dem Glauben betrifft das Innerste eines jeden Menschen – ganz unabhängig davon, welche „Entscheidung“ ein Mensch trifft, er trägt diese Entscheidung mit jeder Faser seines Körpers. Ich halte es deswegen für ein menschliches Grundrecht, die Frage nach dem eigenen Glauben aus einem freien Gewissen heraus zu treffen.