Gedanken zur Woche #28

27. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Das Martyrium der Meriam Ischak ist endlich beendet: Die Sudanesin ist durch Bemühen der italienischen Regierung nun endlich nach Rom gekommen und hat für ihren Glaubenseinsatz eine Privataudienz beim Papst bekommen. Aber: so positiv das Einzelschicksal auch ausgegangen sein mag, dürfen wir nicht vergessen, dass es weltweit noch eine Unzahl ähnlicher Fälle gibt, für die wir uns ebenfalls einsetzen müssen!

In den USA ist wieder eine Hinrichtung zur Katastrophe geworden: Ganze 119 Minuten (!) dauerte die Exekution Joseph Woods, der 1991 seine Ex-Freundin und ihren Vater getötet hatte. Jeder Mensch, auch ein Mörder, hat aber eine Menschenwürde, die geachtet werden muss. Ein zweistündiger Todeskampf ist mit dieser sicherlich nicht vereinbar!

Das Land Bremen streitet sich momentan mit dem DFB um die Übernahme der Polizeikosten bei Fußballspielen. Ich kann zwar die Argumentation des DFB nachvollziehen, denke aber dennoch, dass Vereine angesichts hoher Einnahmen bei Fußballspielen einen Teil ihrer Erlöse abgeben können – immerhin sind sie Veranstalter und somit für die Sicherheit ihrer Besucher verantwortlich.

Angesichts des Abschusses von Flug MH17 ist in den Niederlanden ein Hetzjagd auf Wladimir Putins in den Niederlanden lebende Tochter Maria entstanden, in der u. a. auch Politiker die Ausschiebung der Frau gefordert haben. Eine fatale Forderung, wie ich finde, begibt man sich damit doch auf das Niveau der Separatisten: Eine Ausschiebung bedeutet schließlich, dass eine unbeteiligte Person in den Konflikt hineingezogen wird.

Im Grunde hält der Nahost-Konflikt schon seit der Staatsgründung Israels an – also seit inzwischen über 60 Jahren. Umso mehr wird er immer mehr zu einer diffusen Angelegenheit, in der es immer schwieriger wird, bei neuen Eskalationen einen Schuldigen auszumachen. Deutlich macht das folgender Kommentar im Blog indub.io:
Gaza ist kein Bolzplatz

Kurz gedacht: #StimmeErheben – aber nicht nur heute!

25. Juli 2014 Gesellschaft
von Matija Vudjan
Der wieder ausgebrochene Krieg in Israel und Palästina hat hierzulande ein Fass zum Überlaufen gebracht, das offenkundig (und unterschwellig) schon lange voll war: In den letzten Tagen haben sich antisemitisch geprägte Demonstrationen gegen den israelischen Staat sowie Übergriffe gegen Juden stark vermehrt. Von der Politik wird dies stark zurückgewiesen, die Zeitungen des Axel-Springer-Verlags haben dem Thema unter dem Hashtag #stimmeerheben einen eigenen Thememtag gewidmet. Das ist gut – aber noch nicht genug.

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Gedanken zur Woche #27

20. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Seit einer Woche ist die WM nun vorbei. Ob die vielen Investitionen – alleine die zwölf Stadien haben 3 Mrd. € (!) veranschlagt – jemals auch für das Volk positive Auswirkungen haben werden, kann man jetzt noch schwer abschätzen. Ich habe da allerdings so meine Zweifel…

Der von einigen Nationalspielern bei der WM-Feier auf der Fanmeile aufgeführte „Gaucho-Dance“ wurde von manchen Kommentatoren (von Spiegel und FAZ) stark kritisiert. Wo es keinen Skandal gibt, muss also kurzerhand einer gemacht werden. Und schon sind wir wieder beim Thema Sensationsjournalismus…

Bleiben wir beim Thema Journalismus: Ein ZDF-Reporter hat Angela Merkel auf einer Pressekonferenz ein Geburtstagsständchen gesungen. Auch wenn der Pressekodex nichts darüber sagt, denke ich, dass Prinzipien wie Distanziertheit und Neutralität für einen Journalist grundlegend sein sollten. Insofern ist das Ständchen ein klares Eigentor!

Entgegen ihrer Ankündigung, eine lückenlose Aufklärung zum Abschuss von MH17 (s. hier) zu garantieren, versperren sich die pro-russischen Rebellen dieser. Beobachter und Helfer werden nicht zum Tatort zugelassen, Blackbox und Flugschreiber werden nicht zur Untersuchung durch Gutachter freigegeben. Das muss sich sofort ändern: Die Angehörigen der Opfer haben eine lückenlose Aufklärung verdient!

Nicht nur in der Ukraine, in Syrien oder im Irak, sondern auch in Israel und Palästina herrscht inzwischen wieder Krieg. Der Journalist Jürgen Todenhöfer hat vor ein paar Tagen eine Reportage über die momentane Situation im Gaza-Streifen veröffentlicht, die deutlich macht: Am Ende geht es immer um unschuldige Menschenleben: Fassungslos in Gaza.

Gedanken zur Woche #26

13. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In den vergangenen Tagen wurde Günther Jauch kritisiert, weil er in seiner Sendung Hillary Clinton gefragt hat, wie sie im Fall einer Präsidentschaftskandidatur mit möglichen Anfeindungen um die Levinsky-Affäre umgehen würde. Eine legitime Frage, wie ich finde, da es Jauch um die Anfeindungskultur in den USA ging – und nicht um weitere, tatsächlich unsinnige Details der Affäre.

Papst Franziskus hat am Montag die Tagesmesse mit mehreren Opfern des Missbrauchs durch katholische Geistliche gefeiert und sich dabei für die Schandtaten um Entschuldigung gebeten. Entgegen vieler Medienberichte hat das auch Benedikt XVI. getan. Trotzdem bin ich froh, dass auch Franziskus ein Zeichen der Demut und der Bitte um Vergebung an die Opfer sendet.

Papst Franziskus greift durch: Die umstrittene Vatikanbank wird „geschrumpft“: sie soll nur noch den kirchlichen Zahlungsverkehr abwickeln dürfen – die Investmentsparte wird komplett geschlossen. Erstmals unter Franziskus gibt es also auf institutioneller Ebene eine grundlegende Veränderung. Gut so!

Der Frieden im Heiligen Land war lange brüchig, jetzt ist er (vorerst) zerbrochen. Ich appelliere an alle Beteiligten, sich ein Beispiel an Shimon Peres und Mahmud Abbas, die gemeinsam mit Papst Franziskus für den Frieden gebetet haben, zu nehmen, damit nicht noch mehr unschuldige Menschen sterben!

Wie heißt es so schön: „Wer nicht hören will, der muss fühlen!“ So verschnupft die USA auf die Ausweisung des obersten CIA-Agenten aus Deutschland reagieren mögen, glaube ich, dass ihnen in diesen Tagen erstmals wirklich bewusst wird, dass sie viel zu weit gegangen sind. Die Ausweisung ist also nicht nur richtig, sondern schon lange überfällig!

Angesichts der Tatsache, dass die NSA-Affäre durch die Verwicklung des BND eine neue Dimension erreicht hat, möchte ich euch meinen Artikel vom November vergangenen Jahres empfehlen, in dem ich mich mit der Thematik befasse: Die NSA-Affäre aus ethischer Sicht

Gedanken zur Woche #25

6. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Joachim Gauck hat in einem Vortrag die europäische Flüchtlingspolitik gerügt: sie nutze ihr Potential nur in Teilen aus. Ich gebe ihm dabei vollkommen Recht: Tatsache ist, dass wir Flüchtlingen mit starken Vorurteilen gegenüberstehen – und damit ihr (Menschen)recht auf eine sichere Unterkunft mit Füßen treten!

Die neueste Nachricht im NSA-Skandal: Der BND hat aktiv Daten an den US-amerikanischen Geheimdienst weitergeleitet. Schlimm genug, dass so etwas geschehen ist. Noch schlimmer ist es für mich allerdings, dass die SPD, die vor einem Jahr noch stark gegen die Untätigkeit der schwarz-gelben Regierung gewettert hat, jetzt selbst tatenlos dabei zuschaut, wie sich die USA an unserer Privatsphäre bedienen!

Die Nachricht, dass die ISIS-Miliz im Irak mehrere Moscheen und Grabmäler zerstört haben, machen deutlich: im Nahen Osten hat in diesen Tagen ein innerreligiöser Glaubenskrieg angefangen. Mich erinnert das alles stark an den 30-jährigen Krieg – einen der schlimmsten Kriege in der Geschichte der Menschheit.

Ich hoffe wirklich inständig, dass sich die Probleme im Nahen Osten schnell auflösen werden – auch wenn die Erfahrungen der Geschichte das Gegenteil befürchten lassen. Entscheidend dabei ist m. E., dass ein solcher Prozess ohne aktive Einmischung von außerhalb geschieht. Die Gefahr einer noch stärkeren Destabilisierung könnte dann nämlich noch größer sein.

Bundespräsident Joachim Gauck hat im ZDF-Sommerinterview seine Position zu militärischen Einsätzen verteidigt. Ich stimme ihm zwar auch weiterhin nicht zu, aber: immerhin hat Gauck den „Mut“, bei seiner Position zu bleiben – damit ist er in gewisser Weise ein Korrektiv zu einem Großteil unserer Politiker. Denn: Politik lebt vom Austausch und der Abwägung verschiedener Meinungen.