Gedanken zur Woche #60

19. April 2015 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Immer pünktlich am Sonntag Abend: eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Geschehnisse der vergangenen sieben Tage, verbunden mit einem kurzen Kommentar. Das sind die #GedankenZurWoche! Die Themen in der heutigen Ausgabe: Die Diskussionen um den armenischen Genozid vor 100 Jahren, zwei neue Flüchlingsdramen, eine zu voreilige Abschiebung, eine Vierlingsschwangerschaft sowie eine neue Exekutionsmethode in den USA.


Der Papst musste sich in der vergangenen Woche eine „Rüge“ des türkischen Präsidenten Erdoğan anhören, weil er – so dieser – Unfug von sich gegeben hat. Türkische Medien bezeichneten ihn sogar als Papagei, der Unwahrheiten „nachplappere“. All dies, weil Franziskus gesagt hat, dass der Völkermord an Armeniern im 1. Weltkrieg der erste Genozid des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Dass es aber besser ist, anderen vorzuschreiben, was sie zu sagen haben, wage ich zu bezweifeln…

Auch anderorts wird in diesen Tagen – angesichts des anstehenden 100. Jahrestages – über den armenischen Genozid diskutiert. Die Bundesregierung steht so momentan in der Kritik, weil sie sich weigert, den Völkermord als solchen zu bezeichnen. Offiziell, weil man „nicht wegen Begrifflichkeiten den Dialog [mit der Türkei; MV] von vornherein zum Erliegen bringen möchte.“ Man verschweigt also die eigene Überzeugung wegen fremder Befindlichkeiten? Das ist eine fatale Haltung!

Aller Wahrscheinlichkeit nach sind Mitte der Woche bei einer Flüchtlingskatastrophe 400 Menschen ertrunken. Bei einer weiteren heute früh sogar 700! Ich bin schlicht und ergreifend erschüttert! Alleine im vergangenen Jahr sind 3500 Flüchtlingen auf offener See ertrunken, in diesem Jahr – die beiden aktuellen Fälle eingerechnet – bereits 2000! Wie soll das alles weitergehen?! Wann wird sich endlich jemand des Problems annehmen?! Sind Flüchtlinge wirklich Menschen zweiter, ja gar dritter Klasse?!

Sind Flüchtlinge wirklich Menschen zweiter, ja gar dritter Klasse? Den Eindruck werde ich zumindest nicht los, wenn ich lese, dass eine serbische Flüchtlingsfamilie am Dienstag ohne endgültigen richterlichen Beschluss und ohne vorherige Ankündigung – beides ist eigentlich verpflichtend – abgeschoben worden ist. Aber lest selbst:
Abschiebung ohne Ankündigung

Momentan wird intensiv über die 65-jährige Grundschullehrerin diskutiert, die bereits 13 Kinder (von vier verschiedenen Vätern) hat und nun mit Vierlingen schwanger ist. Ich habe mich bisher nicht dazu geäußert, weil meine Position dazu wohl bereits bekannt sein dürfte. Falls ihr dennoch an einer Meinung interessiert seid, empfehle ich euch die neueste Spiegel-Kolumne von Jakob Augstein:
Ideologin der Machbarkeit

Am Freitag hat die Gouverneurin des US-Bundesstaates Oklahoma die Anwendung von Stickstoffgas als neue Exekutionsmethode gebilligt. Mehreren Experten zufolge sei Stickstoffgas die derzeit „humanste“ Form der Hinrichtung. Ich frage mich ja: Wann verstehen die Menschen (bzw. die Politiker) in den Staaten endlich, dass keine einzige Form der Exekution „human“ ist, dass jede vollzogene Todesstrafe ein schwerer Verstoß gegen die Menschenrechte ist?!

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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