Gewalt im Namen des Islam – ein Lösungsansatz

25. Januar 2015 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
Inzwischen sind mehr als zwei Wochen seit dem islamistischen Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ vergangen. Unsere westliche Gesellschaft steht immer noch unter Schock, aber mein Eindruck ist auch, dass die Debatte, die infolge dessen entstanden ist, eine fruchtbare und systematische ist. Ich möchte heute zu einer weiteren Systematisierung beitragen, indem ich der Frage nachgehen werde, warum ausgerechnet der Islam besonders attraktiv für Terroristen ist und einen Lösungsansatz vorschlagen, wie man grundsätzlich gegen das Problem des Terrorismus vorgehen kann.

Die Mahnwache in Berlin

„Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne dass es einen Mord begangen habe oder auf der Erde Unheil gestiftet habe, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält.“

Mit diesen Worten aus der 5. Sure des Koran hat am vorletzten Dienstag die vom Zentralrat der Muslime in Deutschland organisierte Kundgebung am Brandenburger Tor angesichts des Terrorangriffs in Frankreich begonnen. Die Worte, die ich soeben zitiert habe, sind keine, die der Gewalt positiv gegenüber stehen – im Gegenteil: Diese Worte verurteilen jede – grundlose – Form der Gewalt (sicherlich eröffnet sich hier die Frage, ob Gewalt grundsätzlich, wie es die 5. Sure anklingen lässt, legitimierbar ist, aber das ist ein anderes Thema). Insofern sind diese Worte – wie die gesamte Veranstaltung am letzten Dienstag ein gelungenes und wichtiges Zeichen: Die Muslime in Deutschland solidarisieren sich mit den vom Terror getroffenen Franzosen und verurteilen gleichzeitig die barbarische Gewalt, für deren Zwecke ihre eigene Religion missbraucht wird.

Ein Zeichen gelebter Solidarität

Während der Mahnwache am 13. Januar.
Foto: Dirk Ingo Franke/Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 4.0

Und noch ein Weiteres: Etwa 10.000 Menschen sind am vergangenen Dienstag dem Aufruf des ZdM gefolgt und haben sich auf dem Pariser Platz versammelt und so ein Zeichen gegen den Terror gegeben. Unter diesen 10.000 war die gesamte Spitze der Bundesregierung und viele Vertreter aller demokratischen Parteien sowie Vertreter der Kirchen und der Juden in Deutschland. Sie alle haben am 13.01. den muslimischen Mitbürgern in der auch für sie schwierigen Situation Mut zugesprochen und signalisiert, dass auch sie hier zu Hause sind. Besonders sind mir die Sätze des Bundespräsidenten in Erinnerung geblieben:

„Wir scheinken euch nicht unsere Angst. Euer Hass ist unser Ansporn! […] Wir alle sind Deutschland! […] Wir, die wir uns zutrauen, ein Leben zu gestalten, wie wir es uns alle wünschen: in Einigkeit und Recht und Freiheit.“

Ich bin davon überzeugt, dass die Mahnwache am 13. Januar ein Meilenstein in der Beziehung zwischen Muslimen und den übrigen Teilen der Gesellschaft ist, insofern, als dass Gläubige verschiedener Religionen, Atheisten und Agnostiker sowie Vertreter aller demokratischen Parteien gemeinsam für unsere Werte eingestanden haben an einem öffentlichen Ort, der vielleicht prominenter als jeder andere für eben diese Werte der Freiheit, der Brüderlichkeit und der Gleichheit steht: Nur gemeinsam sind wir alle Deutschland. Wir leben gemeinsam und wollen dies auch weiterhin tun in „Einigkeit und Recht und Freiheit“.

Islam und Gewalt

Die Kundgebung vor dem Brandenburger Tor war also ein sichtbares Zeichen. Mehr aber auch nicht, sagen bereits einige Vertreter der am aktuellen Diskurs teilnehmenden. Meine Ansicht an dieser Stelle ist deutlich positivistischer – ich hoffe, dass dies bisher zumindest deutlich geworden ist –, aber dennoch stellt sich, ja drängt sich eine Frage – trotz aller Mahnwachen und Distanzierungen – geradezu auf: Warum geschieht soviel Gewalt und Terror im Namen des Islam?

Hinführende Gedanken

Der Angriff auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ ist ja kein Einzelfall; im Gegenteil: Boko Haram verbreitet seit fast fünf Jahren in Nigeria Angst und Schrecken (erst vor kurzem habe ich in den #GedankenZurWoche ja darüber berichtet; s. hier). Der IS breitet seit etwa einem Jahr sein Kalifat im Nahen Osten aus. In einem politisch stabilen Land wie Saudi-Arabien wird ein Blogger u. a. mit 1000 Peitschenhieben bestraft, weil er sich für die Meinungsfreiheit eingesetzt hat – und damit offenkundig den Islam beleidigt haben soll. Erwähnt gehört an dieser Stelle auch die Fatwa, mittels derer Salman Rushdie 1989 zu Tode verurteilt wurde – eine Fatwa, die offiziell bis heute nicht zurückgenommen worden ist und dafür sorgt, dass der britische Autor noch heute unter Polizeischutz lebt und sich an einem unbekannten Ort aufhalten muss.

Warum geschieht soviel Gewalt und Terror im Namen des Islam? Diese Frage ist gewiss keine Effekthascherei; im Gegenteil: Ich denke, dass es vollkommen notwendig ist, zu analysieren, warum der Islam offenkundig ein (mehr oder minder) großes Potential für Gewalttaten im Allgemeinen und Terrorismus im Spezifischen bietet. Dass ich eine solche Analyse nicht in Vollständigkeit leisten kann, versteht sich von selbst; ich möchte aber immerhin versuchen, einen Abriss der Problematik – und der daraus resultierenden Herausforderungen darzustellen.

Meine These dabei lautet: Der Islam befindet sich – in seiner Gesamtheit und insbesondere im Nahen Osten, von wo die Gewalt des Terrors ausgeht und sich in die Welt hinein vollzieht – in einem geschichtlichen Prozess, den vor 500 Jahren bereits das Christentum durchgemacht hat. Zwischen der Situation des Islam heute und des Christentums im Ausgang des Mittelalters kann man einige Parallelen erkennen, sodass es sich zunächst lohnt, einen kurzen Blick in die Geschichte zu werfen und daraus Konsequenzen zu entwickeln.

Ein Blick in die Kirchengeschichte

„Cuius regio, eius religio“: Das „geteilte Europa“ um 1618.
Lizenz: gemeinfrei

Das – kirchengeschichtlich betrachtet – einschneidendste Ereignis des Mittelalters ist ohne Zweifel die durch Martin Luther ausgelöste Reformation sowie die daraus resultierende Gegenreformation auf katholischer Seite und die darauf folgende Konfessionalisierung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen (ich habe dies hier im Blog ja bereits des Öfteren angesprochen, s. hier), d. h. die Aufteilung der deutschen Fürstentümer in die beiden Konfessionen. Dass dies kein rein theologischer oder spiritueller Prozess war, sondern implizit (und explizit) immer wieder auch eine Frage der Macht war, ist de facto selbstverständlich, war es doch der Landesfürst, der entschied, ob sein Hoheitsgebiet katholisch blieb oder sich der Reformation anschloss (ich erinnere an dieser Stelle an den bekannten Leitspruch „cuius regio – eius religio“). Eine Machtfrage, die sich 100 Jahre nach Beginn der Reformation zuspitzte und in den dreißigjährigen Krieg mündete.

Der dreißigjährige Krieg ist – wie die Konfessionalisierung – nicht rein theologisch zu denken. Es handelt sich hierbei nicht um einen religiösen Krieg, sondern um einen, der die offene Frage klären sollte, welche Konfession die richtige, die „wahre“ sei und somit ein Recht auf die Vormachtstellung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen haben dürfe. Ein politischer Konflikt also, der innerhalb von 30 Jahren etwa 40 Millionen Menschen (!) ihre Leben kostete.

Dass der Westfälische Frieden von 1648 den Konflikt normalisierte – man verstand es, als Gläubige unterschiedlicher Konfessionen nebeneinander zu leben –, wird für die weiteren Überlegungen noch von Bedeutung sein. Entscheidend für die Frage nach dem Verhältnis von Islam und Gewalt ist überdies die Tatsache, dass der dreißigjährige Krieg an den Universitäten sowohl theologisch als auch historisch, d. h. wissenschaftlich eingeordnet und aufgearbeitet wurde sowie daraufhin mit entsprechenden Konsequenzen behaftet wurde. Es ist in großen Teilen dieser wissenschaftlichen Leistung zu verdanken (und gerade deswegen im Hinblick auf unsere Fragestellung wertvoll), dass es seit fast 400 Jahren keinen im Namen des Christentums geführten Krieg und kaum systematische ausgeführte Gewalt, die sich auf eine christliche Begründungslogik bezieht, mehr gegeben hat.

Die gegenwärtige Situation des Islam im Nahen Osten

Ich habe soeben nicht ohne Grund ausführlich auf die christliche Geschichte verwiesen, sondern wegen der grundlegenden Parallele zwischen Christlicher und islamischer Situation, auf die ich bereits hingewiesen habe. Diese Parallele zeigt sich insbesondere auf, wenn man den Blick auf die Situation im Nahen Osten bzw. im Irak richtet. Deutlich wird dann, so der Publizist Jürgen Todenhöfer, der sich erst im Dezember vergangenen Jahres zehn Tage lang im Hoheitsgebiet des IS aufhielt, dass die gegenwärtige Krise nur verstanden werden könne, wenn man sich dessen bewusst werde, dass seit der Invasion der USA in den Irak 2003 die Sunniten aus Öffentlichkeit und Politik zurückgedrängt würden und stattdessen die lokale Regierung von Schiiten gestellt werde – verbunden mit Repressalien für die sunnitischen Iraker. Insofern sei das Entstehen und gewaltsame Wirken des IS als Reaktion auf die politische Situation zu verstehen. Der Terror des IS sei dann nichts anderes als der Kampf der sunnitischen „Konfession“ gegen die Vormachtstellung der schiitischen „Konfession“ – meines Erachtens handelt es sich hier um eine eindeutige Parallele zum dreißigjährigen Krieg. Damit ist dann historisch ein möglicher Lösungsansatz gegeben.

Auch wenn es noch so kleine, selbst nicht-theologische Streitigkeiten seien mögen, die Sunniten und Schiiten trennen, sind es – so meine These – genau diese Streitigkeiten, die es den Terroristen ermöglichen, den Islam für ihre Zwecke zu missbrauchen. Deutlich wird dies an dem Zitat aus dem Koran, das ich eingangs bereits zitiert habe: „Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne dass es einen Mord begangen habe oder auf der Erde Unheil gestiftet habe, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte.“ Ich bin mir sicher, dass mehr als 99% der Muslime diesem Vers niemals eine Legitimation von Gewalt zusprechen würden. Gleichzeitig gibt es aber einen Bruchteil, der – um beim konkreten Anlass dieses Beitrags zu bleiben – in den Publikationen von „Charlie Hebdo“ das Unheil erkennt – und sich somit legitimiert sieht, die Redakteure des Satiremagazins umzubringen.

Verschärft wird dieser Konflikt durch die Uneinigkeit zwischen Sunniten und Schiiten – oder, mit anderen Worten: durch die Tatsache, dass der institutionelle Islam (sofern man überhaupt von einem solchen sprechen kann) nicht mit einer Sprache spricht. Damit ist zunächst nicht eine gemeinsame (theologische) Sprache gemeint, sondern vielmehr eine (Sprach)ebene, auf der man sich gemeinsam bewegt, also in einen Dialog eintritt. Der „Islamische Staat“ im Irak und in Syrien konnte – so die Position Todenhöfers, der ich viel abgewinnen kann – nur deswegen so stark werden, weil die fehlende Gesprächsbereitschaft von Sunniten und Schiiten ein Vakuum geschaffen hat; ein Vakuum, das gefüllt werden musste. Anders gesprochen: Der IS wäre womöglich gar nicht entstanden, mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum so stark geworden, wie er jetzt ist, wären die Sunniten nach 2003 nicht sukzessive aus der Öffentlichkeit zurückgedrängt worden.

Ein Lösungsansatz

Um also – über Solidaritätsbekundungen und Distanzierungen hinaus – etwas gegen den Terror im Namen des Islam zu unternehmen, muss zunächst die gemeinsame Gesprächsgrundlage, die im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist und in den letzten zehn Jahren zu einer Zuspitzung, ja im Grunde zu einer Eskalation der Situation geführt hat, wieder neu zu erschaffen. Meine grundlegende Überzeugung ist, dass der IS – genauso wie jegliche Form der Gewaltverherrlichung, die sich auf den Islam beruht –, nur dann überwunden und besiegt werden kann, wenn die islamische Weltgemeinschaft mit einer Stimme spricht: mit der Stimme der Vernunft und des Dialogs!

Das durch den lange nicht vorhandenen Dialog entstandene und durch den IS gefüllte Vakuum schließen zu können, ist wohl schlichtweg eine illusorische Vorstellung. Entscheidend scheint mir zu sein, den „Islamischen Staat“ in einem inner-islamischen Prozess als obsolet aufzudecken. Dafür muss man sich zunächst eingestehen, dass der Koran durchaus in mehreren Suren doppeldeutig formuliert ist, d. h. eine Interpretation sowohl in eine friedliche, als auch in eine gewaltvolle Richtung ermöglicht. Dass es dann im Zweifel derjenige einfacher hat, der die gewaltvolle Auslegung des Islam propagiert, kann nicht von der Hand gewiesen werden. Aufgabe des Islam, der mit der Stimmer der Vernunft spricht, muss es deswegen sein, vor dem Forum der Vernunft zu erklären, warum diese gewaltvolle Auslegung die falsche ist.

Dies setzt aber eines voraus: Der Koran muss dann untersucht und gelesen werden mit der historisch-kritischen Methode, d. h. als ein Buch, das im Rahmen seiner Entstehungszeit betrachtet wird! Eine Methode also, die in (zunächst scheinbar) fundamentalem Widerspruch zu der islamischen Überzeugung steht, der Koran sei das immer und dauerhaft wahr gewordene Wort Gottes – dessen bin ich mir absolut bewusst. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass dieser Schritt heute lange hinfällig ist; wie er genau zu lösen ist, kann ich nicht abschätzen – dafür fehlt mir schlicht die Expertise (Anmerkung am Rande: Die christliche Theologie hatte mit der Einführung der historisch-kritischen Methode – abgesehen von lehramtlichen Entscheidungen und Beschlüssen in der ausgehenden Moderne – kein Problem, weil das Christentum sich nicht als Schriftreligion, sondern als Offenbarungsreligion versteht und somit der Bibel die Rolle eines exponierten Glaubenszeugnisses zuschreiben kann, das dann in sich Wort Gottes ist). Vordergründig geht es hier selbstverständlich um einen Intelektuellen Prozess; gleichzeitig muss aber auch klar sein, dass sich eine solche Wende zur Vernunft auch in den muslimischen Gemeinden und auch (und insbesondere) in der Ausbildung der Imame wiederspiegeln muss.

Die Rolle unserer Gesellschaft

Ein Drittes kommt hinzu und wird im Grunde selbstverständlich, wenn wir uns vergewissern, wie viele (in der Regel junge) Männer bereits aus Europa. aus Deutschland in den Dschihad gezogen sind. Oder, wenn wir uns verdeutlichen, dass die Täter der Terroranschläge allesamt seit Jahren in Frankreich lebten und arbeiteten: Auch wir als westliche Gesellschaft tragen – zusammen mit den muslimischen Gemeinden in unserer Mitte – Verantwortung dafür, dass sich der Terror nicht ausbreitet. Hier kann man mit konkreten Schritten vorgehen: Ein erster Schritt muss sein, anzuerkennen, was die Bundeskanzlerin in diesen Tagen gesagt hat: „Der Islam gehört zu Deutschland“. Diesen Satz anzuerkennen (und zu akzeptieren), bedeutet dann im Weiteren, den Islam als vollwertigen Teil unserer Gesellschaft zu verstehen.

In einem zweiten Schritt muss es dann darum gehen, dieses „Bekenntnis“ auf staatlicher Ebene zu institutionalisieren. Gemeint ist hiermit eine Systematisierung der islamischen Lehrerausbildung an den Universitäten sowie des islamischen, bekenntnisorientierten Religionsunterrichts. Warum ein bekenntnisorientierter Religionsunterricht von Vorteil für die gesamte Gesellschaft ist, habe ich einmal bereits im vergangenen Jahr erörtert (s. hier). Gerade aber im Hinblick auf die aktuelle Situation des Islam wird nochmals dezidiert deutlich, wie der Religionsunterricht von Nutzen sein kann: Geschulte, gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer können Schüler in ihrer Lebenswirklichkeit abholen und durch gezielte Unterrichtseinheiten Prävention leisten. Entscheidend ist dabei die Kategorie der Bildung: Ein – sowohl allgemein als auch in Bezug auf den Islam – gebildeter Schüler wird dem Werben der Dschihadisten entschiedener widerstehen als ein Schüler, der ungebildet ist, keine Perspektive hat angesichts dessen womöglich ein Identitätsproblem entwickelt. Ziel muss es also sein, schnellstmöglich und bundesweit sowohl die islamische Lehrerausbildung als auch den islamischen Religionsunterricht zu systematisieren und auszuweiten.

Zusammenfassung und Ausblick

Ich habe in diesem Beitrag darauf verwiesen, dass es zwischen der momentanen Situation des Islam und der Situation des Christentums vor 500 Jahren mehrere Parallelen gibt. Diese Parallelen zeigen einen möglichen Lösungsweg auf, wie der Islam im Kampf gegen die Gewalt in seinem Namen vorgehen kann. Dafür benötigt es eines Dreischrittes: Erstens muss zwischen Sunniten und Schiiten Frieden geschlossen werden, sodass auch eine Basis für einen zukünftigen Dialog geschaffen werden kann. Zweitens bedarf es einer (theologischen) Systematisierung des Islam und vor allem des Koran, d. h. des Rückbezugs auf das Forum der Vernunft und – hinsichtlich des Koran – auf die historisch-kritische Methode. Drittens darf die islamische Gemeinschaft in diesem Prozess nicht alleine gelassen werden. Vielmehr sind Hilfe und Unterstützung von außen nötig. Eine Systematisierung der Lehrerausbildung und des islamischen Religionsunterrichtes ist u. a. ein Schritt in diese Richtung.

Dieser Dreischritt hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit – man könnte ihn sicherlich noch um einiges ausführlicher gestalten sowie um weitere Punkte ergänzen. Mir scheint entscheidend zu sein, dass die gegenwärtige Situation in gewisser Weise die Wiederholung dessen ist, was dem Christentum im Zuge der Konfessionalisierung widerfahren ist. Die Geschichte hat gezeigt, dass es aus der Situation einen Ausweg gibt – insofern bin ich davon überzeugt, dass der vorgestellte Dreischritt – angereichert durch weitere Schritte – eine realistische Möglichkeit darstellt, dem Missbrauch der Gewalt im Islam (aus innerislamischer Sicht) entgegenzutreten. Geschichte wiederholt sich – vielleicht ist genau dies das letztlich positive: Es geb bereits einmal eine Lösung. Es gibt sie also auch heute.

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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