Um den eigenen Lohn gebracht

5. Februar 2013 Gesellschaft
von Matija Vudjan
Vielen von euch dürfte folgendes „Problem“ sicher bekannt sein: Ihr arbeitet längere Zeit an einem bestimmten Projekt und investiert euer ganzes Herzblut in die Sache. All das, damit euer „Werk“ am Ende nicht einmal richtig beachtet wird.


Genau dies ist mir in der letzten Woche an der Uni passiert. In einem Seminar sollten alle Teilnehmer – über das ganze Semester hinweg – einen dreiseitigen Essay verfassen; dies war sozusagen die Teilnahmebedingung für das Seminar. Deadline für die Abgabe war der 31. Januar, also der letzte Donnerstag; die Dozentin betonte während des Semesters immer wieder, dass man die Kreditpunkte für das Seminar nur bei pünktlicher Abgabe des Essays samt Portfolio (in dem die Arbeitsschritte sowie ein kleiner Kommentar dazu enthalten sein sollten) erhalten würde.

So weit, so gut – eine kurze Gestaltungsaufgabe, die im Verlauf des Semesters erledigt werden muss, ist per sé nichts besonderes, sondern eigentlich etwas ganz normales. Die Crux der Geschichte ist tatsächlich auch eine andere: so meinte die Dozentin in der letzten Sitzung am Donnerstag, dass sie die Essays nicht bewerten werde, weil es ihr nicht um eine spezielle Note, sondern nur um die Übung für uns Studierende ginge. Immerhin versprach sie, die Essays zu lesen.

Komisch ist dabei, dass ich noch am selben Abend die Kreditpunkte für das Seminar eingetragen bekommen habe: Bei 25 Essays samt Portfolio und nur etwas 6 Stunden Zeitunterschied zwischen der Seminarsitzung und dem Eintrag der Punkte in das Uni-Verwaltungssystem dürfte klar sein, was tatsächlich geschehen ist: die Dozentin hat die Essays höchstwahrscheinlich nichts gelesen!

Bei mir kommt deswegen zwangsläufig die Frage auf, warum ich mir mit meinem Essay die Mühe machen soll, wenn ich ihn im Grunde genommen umsonst schreibe. Wenn ich fast 4 Monate an einer Sache arbeite, muss ich doch das Recht haben, eine ordentliche und gerechte Bewertung für meine Arbeit zu bekommen! Noch enttäuschender wird die ganze Geschichte, wenn der eigene Text dann nicht einmal gelesen wird.
Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal auch einfach so dreist sein und einen Wikipedia-Artikel als mein eigenes „Werk“ abgeben. Die (nicht) getane Arbeit würde dann wenigstens auf Gegenseitigkeit beruhen.

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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