„Durchfall“ à la Lohmann und Domian

7. Februar 2013 Gesellschaft
von Matija Vudjan
Eigentlich hatte ich nach meinem Essay zum Krankenhausskandal und der Medienschelte der katholischen Kirche gegenüber vor, mich nicht mehr weiter zum Thema zu äußern – immerhin hatte ich das aus meiner Sicht zentrale Problem der Geschichte und einen Lösungsansatz genannt. Nach den Fernsehauftritten des Theologen Martin Lohmann und einem Facebook-Kommentar des 1Live-Moderators Jürgen Domian sehe ich mich jetzt doch noch zu einer kleinen (und hoffentlich letzten) Stellungnahme gezwungen.


Für diejenigen unter euch, die bezüglich der Fernsehauftritte von Herrn Lohmann noch noch nicht im Bilde sind, habe ich hier die Links eingestellt, unter denen die Auftritte des Theologen dokumentiert sind:

Zunächst einmal sei gesagt, dass Herr Lohmann – obwohl er studierter Theologe ist – kein Angestellter der katholischen Kirche ist und seitens der Kirche auch keinen Lehrauftrag hat. Ich halte dies für wichtig, weil er so vielleicht auch abseits aller kirchlicher Paragraphen und verklausulierter Lehrdefinitionen seine Meinung hätte darstellen können.

Herr Lohmann vertrat sowohl bei Günther Jauch als auch bei Markus Lanz vollkommen die Linie der Römisch-Katholischen Kirche. Allerdings hätte er medienaffiner Journalist durchaus darauf achten können, wie er die Position der Kirche darstellt.

Ich möchte euch ein Beispiel nennen: In beiden Sendungen fiel seitens Herr Lohmann immer wieder die Begrifflichkeit der kirchlichen Lehre. Theologisch mag dieser Ausdruck korrekt sein, es entsteht dabei allerdings die Konnotation, dass die Position der Kirche zu Abtreibungen und Vergewaltigungen für alle Gläubigen verbindlich sei.

Entscheidend ist meiner Meinung nach, dass die katholische Kirche im konkreten Fall der Vergewaltigung keine verbindliche Lehrmeinung, sondern eine Überzeugung hat: die Überzeugung, dass jeder Mensch eine Würde hat, die unantastbar ist. In letzter Konsequenz bedeutet dies nach der kirchlichen Überzeugung, dass auch durch Vergewaltigungen entstandene Embryonen (also Menschen) nicht abgetrieben werden sollen – weil dadurch auch ein menschliches Leben zerstört wird.

Ich werde diese Argumentation an dieser Stelle nicht weiter entfalten, weil ich das in ähnlicher Form schon in meinem Essay vor zwei Wochen getan habe (s. hier). Zusammenfassend möchte ich nur noch einmal sagen, dass Herr Lohmann sich einigen Ärger erspart hätte, wenn er seine Position nicht pseudo-fundamentalistisch, sondern etwas „neutraler“ dargestellt hätte. Denn: seien wir doch ehrlich: Talkshows sind definitiv der falsche Ort, um eine fundierte und tiefgehende Argumentationslinie zu einem Thema abzuliefern.

Genug zu Herr Lohmann – kommen wir jetzt zu Herr Domian. Wer sich länger mit dem 1Live-Moderator auseinandergesetzt hat wird wissen, dass er alles andere als ein Kirchenfreund ist. Das soll ihm auch niemand verwehren – und möchte ich jetzt auch nicht zum Thema machen. Ich möchte – wie auch bei Herr Lohmann – auf die Ausdrucksweise bei Herr Domian hinaus.

Worum geht es? Herr Domian hat auf seiner Facebook-Seite ein Statement zur aktuellen Diskussion rund um Herrn Lohmann abgegeben, in dem er Günther Jauch ausdrücklich lobt. (s. hier). Prinzipiell ist daran nichts verwerflich; auch der etwas raue Ton seiner Botschaft ist nicht wirklich einer negativen Kritik würdig. Der letzte Satz seines Beitrags ist aber ein Ding der Unmöglichkeit:

„Bravo Günther Jauch! Sie haben es am Sonntag genau richtig gemacht. Und lassen Sie sich von diesem Mann und seinem missionarischen Durchfall nicht beeindrucken.“

Ich halte es für eine bodenlose Unverschämtheit, dass Jürgen Domian, der von der Kirche seit Jahren Toleranz einfordert wie kein anderer, Positionen eines katholischen Theologen als Durchfall bezeichnet! Wer von der Kirche Toleranz einfordert, muss Aussagen eines Theologen zwar nicht akzeptieren, sollte sie aber unbedingt tolerieren!

Das Internet ist ein Ort der Anonymität. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Kirche und Herr Lohmann in den letzten Tagen viele negative und denunzierende Nachrichten bekommen haben und es im diversen Foren und Newsseiten kirchenfeindliche Kommentare en masse gegeben hat. Bei Jürgen Domian kommt aber erschwerend hinzu, dass er eine öffentliche Person ist – und somit für unzählige Menschen ein Vorbild darstellt!

Als solches hat der Moderator vollkommen versagt! Anstatt seine Meinung ruhig und sachlich zu formulieren, hat es Domian wohl nur darauf abgesehen, weiteres Öl ins Feuer zu gießen – und die ohnehin schon vollkommen unsachliche Diskussion weiter zu emotionalisieren.

Nochmals: ich streite den Skandal der letzten Wochen keineswegs ab; im Gegenteil: man muss sich damit auseinandersetzen. Dies – so viel hat die Geschichte schon oft gezeigt – ist nicht mit Emotionen und Polemik erreichbar, sondern auf einer sachlichen, zielorientierten Ebene, die gegenseitige Toleranz erfordert.

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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