Gedanken zur Woche #45

21. Dezember 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Folgenden Artikel habe ich vor einigen Tagen in der Welt gelesen: „Ich will, dass jetzt Schluss ist.“ Hier wird deutlich wie bisher kaum, wie perfide Sterbehilfeorganisationen mit Menschen umgehen (können) und wie menschenunwürdig Sterbehilfe sein kann. Ja, der Mann, um den es im Artikel geht, ist lebensmüde und hat Ängste ob der Zukunft. Aber anstatt ihn in seinen Sorgen aufzufangen, wird er einfach in seiner Einsamkeit zurückgelassen – und stirbt einen jämmerlichen, erbärmlichen Tod! Kann so etwas Zeil einer Gesellschaft sein, die sich selbst als soziale versteht? Ich glaube nicht!

Die Kfz-Maut wird nicht kommen – zumindest nicht in ihrer jetzigen Form: Die EU-Kommission hat am Montag deutlich zu verstehen gegeben, dass die Abgabe mit dem EU-Recht nicht vereinbar sei. Bekanntlich handelt es sich dabei nicht um den ersten Einspruch der Kommission. Von daher bin ich durchaus gespannt, welche neuen Tricks sich Verkehrsminister Dobrindt ausdenken wird, um sein Prestigeprojekt doch noch durchzusetzen – und wann (und ob) er endlich damit aufhören wird…

Papst Franziskus hat sich in dieser Woche als verlässlicher politischer Vermittler bewiesen: nach über 50 Jahren wollen die USA und Kuba wieder verstärkt diplomatische Gespräche aufnehmen. Auf beiden Seiten ist im Zuge dessen die Verlässlichkeit des Papstes und des Vatikans als Vermittler betont und gelobt worden. Und genau das ist auch der Grund, warum sich die Kirche unter keinen Umständen aus dem öffentlichen Diskurs zurückziehen darf – auch wenn dies von Kritikern immer wieder gefordert wird.

Wieder einmal möchte ich euch die wöchentliche Spiegel-Lektüre von Jakob Augstein zur Lektüre empfehlen – dieses Mal geht es um die Pegida-Proteste in Dresden: „Null Toleranz für Pegida“ Auch wenn ich der Argumentation Augsteins größtenteils zustimme, sehe ich aber seine Schlussflgerung als zu einseitig gezogen an. Der ausufernde Kapitalismus mit der daraus hervorgegangenen Wirtschaftskrise hat zweifelsohne einen Anteil an der gegenwärtigen sozialen Krise in unserer Gesellschaft, aber sicherlich nicht den alleinigen.

Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet hat in der aktuellen „Christ und Welt“ einen Artikel zur Situation und dem Verhältnis der Theologie und der Katholischen Kirche nach der Bischofssynode in Rom veröffentlicht (siehe hier)
Es handelt sich hierbei um einen ausführlichen Artikel, der durchaus einige „gewagte“ Thesen beinhaltet. Von daher muss man der Argumentation nicht in allen Punkten zustimmen – ich persönlich tue es z. B. nicht.
Interessant ist nun aber, dass das – gelinde gesagt – erzkonservative Portal Kath.net den Artikel rezipert, indem es ihn „analysiert“ (vgl. hier). „Analysieren“ bedeutet hier, Argumentationswege zu verdrehen, Zitate aus dem Kontext zu reißen und sie falsch wiederzugeben sowie den Autor [als M. Striet] am Ende persönlich zu diffamieren! Es ist schon bemerkenswert, mit welchen argumentativen Mitteln in erzkatholischen Kreisen gearbeitet wird!

Gestern ist eine Nachricht an die Öffentlichkeit gedrungen: Der Franziskanerorden (der (Bettel-)Orden, der sich insbesondere der Armut verpflichtet) steht unmittelbar vor der Pleite. Grund dafür sind „dubiose Finanzgeschäfte“. Man glaubt es nicht, aber manchmal bin auch ich einfach einfach sprachlos…

Über die Macht des Wortes und der Gesten

5. Dezember 2014 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
In der vergangenen Woche sind vor allem zwei aus kirchlicher Sicht wichtige Ereignisse in der Öffentlichkeit stärker rezipiert worden: zum einen die Rede des Papstes im Europäischen Parlament am vergangenen Dienstag in Straßburg, zum anderen der Staatsbesuch des Heiligen Vaters am vergangenen Wochenende in der Türkei. In beiden Fällen hat Franziskus einen bleibenden Eindruck hinterlassen, hat er in Straßburg doch offen und ehrlich wie lange niemand mehr die Probleme angesprochen, die die Europäische Gemeinschaft derzeit umgeben und in der Türkei deutlich (wie es kaum jemand erwartet hätte) mehr Rechte für Christen und andere nicht-islamische Religionsgemeinschaften gefordert. Besonders deutlich wird dabei, über welches ‚Machtinstrument‘ der Heilige Vater – anders als der Großteil der auf dem politischen und diplomatischen Parkett agierenden Personen – verfügt.

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Gedanken zur Woche #37

5. Oktober 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Allein dieser Satz offenbart, welch eine unglaubliche Schandtat die gerade aufgedackte Gewalt in Flüchtlingsheimen ist! Menschen erhoffen sich bei uns endlich einen Ausweg aus ihrer persönlichen Hölle – und werden stattdessen noch tiefer in diese hineingestoßen. Eines ist klar: Die Täter müssen unbedingt dafür bestraft werden!

Papst Franziskus hat in dieser Woche angesichts der Eskalation der Lage im Nahen Osten mehrere Nuntii sowie diplomatische Vertreter zu einem Krisengipfel in den Vatikan eingeladen. Für mich wird immer mehr deutlich: War Benedikt ein „theologischer“ Papst, setzt Franziskus seine Schwerpunkte eindeutig im politischen Bereich. Trotz der heute begonnenen habe ich nicht den Eindruck, dass sich das noch ändern wird.

Günther Jauch steht nach seinem Talk am vergangenen Sonntag stark in der Kritik, weil er einem salafistischen Prediger nicht – wie von vielen Menschen gewünscht – das Mundwerk legte, sondern ihn gewähren ließ. Folgender Artikel im „Spiegel“ zeigt aber: Das Problem liegt nicht bei Jauch, sondern hat einen ganz anderen Ursprung:
Unser Muslim, das unbekannte Wesen

Ich habe es bereits erwähnt: Heute hat in Rom die zweiwöchige Bischofssynode zu Themen wie Familie, Partnerschaft und Sexualität mit einer feierlichen Messe im Petersdom begonnen. Bereits im Vorfeld haben sich zwei Lager herausgebildet, die sich gegenseitig „bekämpfen“: die eine Gruppe ist von konservativer Prägung, die andere von progressiver. Der Leitartikel der aktuellen „Christ und Welt“ verschafft einen guten Überblick über die gesamte Situation: Meine Ehe, deine Ehe

Gedanken zur Woche #30

10. August 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

FDP-Chef Christian Lindner hat Finanzminister Wolfgang Schäuble in einem offenen Brief aufgefordert, die sog. kalte Progression abzuschaffen. Ihr wisst, dass ich nicht unbedingt als Freund der Liberalen zähle, aber in diesem Punkt hat Lindner vollkommen Recht: Es kann doch nicht sein, dass man für eine Gehaltserhöhung mit einem höheren Steuersatz „bestraft“ wird – und im Zweifel sogar einen kleineren Lohn bekommt!

Schützenvereine sind nicht – wie es die Medien in den letzten Tagen klarmachen wollten – typisch deutsch, sondern i. d. R. vielmehr genuin Katholisch. Dahinter steht eine ganz klare Glaubensperspektive (Stichwort: Traditionsbewahrung). Insofern ist es sinnvoll, dass Schützenvereine nur für Katholiken geöffnet sind. Die Forderung einiger, den muslimischen Schützenkönig Mithat Gedik aus seinem Verein auszuschließen, ist m. E. dennoch falsch.

100 Mio. $ hat Bernie Ecclestone für die Einstellung seines Strafprozesses an die Staatsanwaltschaft München gezahlt. Das mag in Gerichten gängige Praxis sein; trotzdem wird hier die Botschaft, wer Geld habe, könne sich von den Vorwürfen freiklaufen, mehr als nur impliziert. Liegt der deutschen Justiz etwas an ihrer Seriösität, sollte sie sich schnell um eine Klarstellung einen Beweis bemühen, dass es hierzulande keine Zwei-Klassen-Justiz gibt!

Die russische Regierung hat mit einem strikten Importembargo US-amerikanischer sowie europäischer Nahrungsmittel auf die neuesten EU-Sanktionen reagiert. Sicherlich hat das ökonomische Konsequenzen für die EU und die USA, am meisten davon ist aber das eigene Volk betroffen! Wieder einmal werden also diejenigen bestraft, die vollkommen unschuldig sind!

Vorgestern hat das US-Militär zum ersten Mal Luftangriffe auf die IS-Truppen geführt. Wir erinnern uns: erst vor drei Jahren wurden die letzten US-amerikanischen Truppen aus dem Irak abgezogen. Ich bin mir sicher: Hätte es 2003 keine Invasion gegeben, stünde heute kein zweiter Irakeinsatz bevor!

Während des heutigen Angelusgebetes hat Papst Franziskus für eine friedliche Konfliktlösung appelliert. Angesichts dieser aktuellen Aussage möchte ich euch noch einmal meinen Kommentar zu den Aussagen des Bundespräsidenten über militärische Einsätze empfehlen: Christentum und Waffengewalt

Gedanken zur Woche #26

13. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In den vergangenen Tagen wurde Günther Jauch kritisiert, weil er in seiner Sendung Hillary Clinton gefragt hat, wie sie im Fall einer Präsidentschaftskandidatur mit möglichen Anfeindungen um die Levinsky-Affäre umgehen würde. Eine legitime Frage, wie ich finde, da es Jauch um die Anfeindungskultur in den USA ging – und nicht um weitere, tatsächlich unsinnige Details der Affäre.

Papst Franziskus hat am Montag die Tagesmesse mit mehreren Opfern des Missbrauchs durch katholische Geistliche gefeiert und sich dabei für die Schandtaten um Entschuldigung gebeten. Entgegen vieler Medienberichte hat das auch Benedikt XVI. getan. Trotzdem bin ich froh, dass auch Franziskus ein Zeichen der Demut und der Bitte um Vergebung an die Opfer sendet.

Papst Franziskus greift durch: Die umstrittene Vatikanbank wird „geschrumpft“: sie soll nur noch den kirchlichen Zahlungsverkehr abwickeln dürfen – die Investmentsparte wird komplett geschlossen. Erstmals unter Franziskus gibt es also auf institutioneller Ebene eine grundlegende Veränderung. Gut so!

Der Frieden im Heiligen Land war lange brüchig, jetzt ist er (vorerst) zerbrochen. Ich appelliere an alle Beteiligten, sich ein Beispiel an Shimon Peres und Mahmud Abbas, die gemeinsam mit Papst Franziskus für den Frieden gebetet haben, zu nehmen, damit nicht noch mehr unschuldige Menschen sterben!

Wie heißt es so schön: „Wer nicht hören will, der muss fühlen!“ So verschnupft die USA auf die Ausweisung des obersten CIA-Agenten aus Deutschland reagieren mögen, glaube ich, dass ihnen in diesen Tagen erstmals wirklich bewusst wird, dass sie viel zu weit gegangen sind. Die Ausweisung ist also nicht nur richtig, sondern schon lange überfällig!

Angesichts der Tatsache, dass die NSA-Affäre durch die Verwicklung des BND eine neue Dimension erreicht hat, möchte ich euch meinen Artikel vom November vergangenen Jahres empfehlen, in dem ich mich mit der Thematik befasse: Die NSA-Affäre aus ethischer Sicht