Gedanken zur Woche #11

23. März 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Dass in den Türkei Twitter gesperrt worden ist, zeigt nur eines: Auch wenn sich Ministerpräsident Erdoğan als Demokraten bezeichnet, ist er dies offenkundig nicht. Wäre er einer, wüsste er, dass er das Volk nicht mit einem simplen IP-Sperre seiner Stimme berauben kann.

Ist es nicht bemerkenswert, dass gerade diejenigen Bundestagsabgeordneten, die sich im Vorfeld gegen mehr Transparenz in Bezug auf die Nebeneinkünfte der MdB eingesetzt haben, an der Spitze der vor ein paar Tagen veröffentlichten Liste stehen?!

Irgendwie möchte mit nicht wirklich klar werden, welchen Zweck die Sanktionen der EU gegen Russland bezwecken sollen. Zum einen belasten sie die russische Ökonomie kaum. Zum anderen können alle wichtigen politischen Probleme der Zukunft nicht ohne Russland gelöst werden. Wäre es also nicht besser, auch weiter auf die Diplomatie zu setzen?

Ich finde die Klagen der Wirtschaftsexperten, dass Deutschland unter den Sanktionen gegen Russland am meisten leiden wird, einfach nur lächerlich. Ein kleines Beispiel: Die deutsche Rüstungsindustrie liegt weltweit immer noch an Platz drei und wächst stetig. Deutschland leidet also nicht, sondern verdient an nahezu allen politischen Krisen mit!

Ich habe in dieser Woche – sinngemäß und eher als Satire gedacht – gelesen, dass die Boeing 777 wohl das einzige „Gerät“ sei, das nicht von der NSA überwacht worden sei. Etwas wahres ist an der Aussage trotzdem dran: Warum kann das Flugzeug nicht ausfindig gemacht werden, wo doch die ganze Welt beobachtet und ausgespäht wird?

Gedanken zur Woche #10

16. März 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In dieser Woche bestimmte der Gerichtsprozess von Uli Hoeneß die Schlagzeilen. Weil ich es nicht geschafft habe, darüber zu berichten, möchte ich die heutigen „Gedanken zur Woche“ dazu nutzen, euch ein paar kurze Einschätzungen zum Thema mitzuteilen:

Man muss im Fall Hoeneß meines Erachtens klar zwischen der öfentlichen und der Privatperson unterscheiden. Uli Hoeneß hat privat Steuern hinterzogen – sein öffentliches „Wirken“ durften deswegen keinen Einfluss auf das Gerichtsurteil haben.

Ich finde es wirklich bedenklich, wie sehr Hoeneß von doch vielen Menschen (Fans des FC Bayern, Herr Bruchhagen, Herr Daum und viele andere) nach dem Prozess heroisiert worden ist. Hoeneß hat den Staat und somit jeden Bürger in unglaublicher Weise bestohlen. Und ist deswegen zu Recht bestraft worden.

Auch wenn viele Menschen Uli Hoeneß nach dem Gerichtsurteil weiter lynchen wollen, muss man ganz klar festhalten: Der ehemalige Präsident des FC Bayern hat eine – aus juristischer Sicht – rechtmäßige Strafe erhalten. In einem Rechtsstaat darf es hier keine weiteren, persönlichen Urteile geben!

Jeder Mensch kann Reue für eine Tat empfinden – und muss auch das Recht haben, diese zu zeigen. Ich persönlich sehe den Vericht Hoeneß‘ als solche und begrüße sie deswegen ausdrücklich. Ein Mensch, der sein Fehlverhalten bereut und eine entsprechende Strafe akzeptiert, muss von der Gesellschaft wieder als Mitglied ihrer selbst akzeptiert werden. Das ist unsere Aufgabe für die Zukunft.

Hoeneß wurde nur verurteilt, weil seine Selbstanzeige unvollständig war. Meiner Meinung nach muss man in Erwägung ziehen, ob es nicht an der Zeit ist, das Strafrecht so zu ändern, dass eine solch große Straftat am Volk prinzipiell härter bestraft wird als bisher. Die momentane Crux ist – mit Jakob Augstein – die folgende: „Unser Steuersystem bevorteilt Leute, die Geld haben, zulasten von Leuten, die kein Geld haben.“

Gedanken zur Woche #9

9. März 2014 Allgemein
von Matija Vudjan

Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Und weil Bilder immer auch zum Nachdenken anregen – und mein persönliches Motto dieses Wochenendes war, raus in die Natur zu gehen und den Frühling zu genießen, gibt es die Gedanken zur Woche heute nicht in Wort-, sondern in illustrierter Form. Die heitigen Bilder stehen übrigens unter der Überschrift „Fahrrad, Brücke und Sonne“. Schaut doch einfach selbst:

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Gedanken zur Woche #8

2. März 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Ich hoffe inständig, dass alle Verantwortlichen die Lage in der Ukraine und auf der Krim in den nächsten Stunden und Tagen nicht eskalieren lassen werden. Militärische Interventionen sind keine Lösung!

Unabhängig von allen ökonomischen Gegenargumenten muss man ernsthaft überlegen, ob es Sinn macht, ein Land, das aus zwei Nationen besteht, zwangshaft vereint zu halten. Vor 20 Jahren hat das schon einmal zu einer Katastrophe geführt.

Die Aufhebung der Drei-Prozent-Klausel für die Europawahl und die Begründung dessen durch das Bundesverfassungsgericht zeigt in erster Linie nur eines: Das Europäische Parlament wird seinem Namen und seinem Auftrag nicht gerecht!

Die von der DBK eingesetzte Prüfungskommission zur Causa Limburg hat ihren Bericht vollendet – es zeichnet sich ab: Bischof Tebartz-van Elst ist nicht alleine für den Finanzskandal verantwortlich. Ganz ehrlich: Für mich ist das keine Überraschung.

In der US-Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 heißt es in der Präambel, dass „alle Menschen gleich erschaffen sind.“ Traurig, dass man diesen Selbstanspruch auch fast 240 Jahre später offenkundig nicht erfüllen kann (siehe hier).

Gedanken zur Woche #7

23. Februar 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Die Diätenerhöhung für die MdB bringt meines Erachtens zwei Probleme: 1. Wenn die Diäten per Gesetz an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt werden sollen, dann muss das auch für alle anderen Berufe gelten. 2. Da dies prozentual geregelt wird, wird die Schere zwischen arm und reich automatisch immer größer.

Unabhängig davon, ob sie bewusst oder unbewusst gedopt hat und welche Strafe sie bekommen wird, hat sich Evi Sachenbacher-Stehle selbst schon am meisten bestraft: sie hat sich ihr eigenes Denkmal als eine der erfolgreichsten deutschen Langläuferinnen zerstört.

Im Zuge des Dopingskandals frage ich mich aber auch: Warum ermittelt die Staatsanwaltschaft? Doping ist doch kein Vergehen, das das gesellschaftliche Leben (auf Staatsebene) direkt beeinflusst, sondern eine kriminelle Handlung innerhalb des Sports.

82 Tote (!) hat der Machtkampf in der Ukraine bisher gefordert. Ich bin deswegen wirklich froh, dass die Beteiligten in der Ukraine einen Kompromiss gefunden haben. Gerade angesichts der vielen Toten möchte ich allen raten: Wo viele Parteien beteiligt sind, muss man sich auch mit einem Kompromiss zufrieden geben.

Ich begrüße den ersten öffentlichen Auftritt Benedikts XVI. seit seinem Rücktritt im vergangenen Jahr ausdrücklich: er zeigt, dass er und sein Nachfolger Franziskus – anders als es immer wieder vermittelt wird – auf einer gemeinsamen Linie liegen.