Gedanken zur Woche #25

6. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Joachim Gauck hat in einem Vortrag die europäische Flüchtlingspolitik gerügt: sie nutze ihr Potential nur in Teilen aus. Ich gebe ihm dabei vollkommen Recht: Tatsache ist, dass wir Flüchtlingen mit starken Vorurteilen gegenüberstehen – und damit ihr (Menschen)recht auf eine sichere Unterkunft mit Füßen treten!

Die neueste Nachricht im NSA-Skandal: Der BND hat aktiv Daten an den US-amerikanischen Geheimdienst weitergeleitet. Schlimm genug, dass so etwas geschehen ist. Noch schlimmer ist es für mich allerdings, dass die SPD, die vor einem Jahr noch stark gegen die Untätigkeit der schwarz-gelben Regierung gewettert hat, jetzt selbst tatenlos dabei zuschaut, wie sich die USA an unserer Privatsphäre bedienen!

Die Nachricht, dass die ISIS-Miliz im Irak mehrere Moscheen und Grabmäler zerstört haben, machen deutlich: im Nahen Osten hat in diesen Tagen ein innerreligiöser Glaubenskrieg angefangen. Mich erinnert das alles stark an den 30-jährigen Krieg – einen der schlimmsten Kriege in der Geschichte der Menschheit.

Ich hoffe wirklich inständig, dass sich die Probleme im Nahen Osten schnell auflösen werden – auch wenn die Erfahrungen der Geschichte das Gegenteil befürchten lassen. Entscheidend dabei ist m. E., dass ein solcher Prozess ohne aktive Einmischung von außerhalb geschieht. Die Gefahr einer noch stärkeren Destabilisierung könnte dann nämlich noch größer sein.

Bundespräsident Joachim Gauck hat im ZDF-Sommerinterview seine Position zu militärischen Einsätzen verteidigt. Ich stimme ihm zwar auch weiterhin nicht zu, aber: immerhin hat Gauck den „Mut“, bei seiner Position zu bleiben – damit ist er in gewisser Weise ein Korrektiv zu einem Großteil unserer Politiker. Denn: Politik lebt vom Austausch und der Abwägung verschiedener Meinungen.

Gedanken zur Woche #24

29. Juni 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Anfang der Woche wurde das Todesurteil gegen Meriam Ischak von einem sudanesischen Berufungsgericht aufgehoben und die Christin freigelassen. Nur, um wenige Stunden später – aus unklaren Gründen – wieder festgenommen zu werden. Inzwischen soll Ischak tatsächlich in Sicherheit sein. Ich hoffe inständig, dass dies so bleibt!

Trotz des in diesem Fall (Gott sei Dank) wohl positiv verlaufenen Verfahrens bleibt – leider – auch weiterhin festzustellen, dass es sich bei Meriam Ischak um keinen Einzelfall handelt. Im Gegenteil: Christen werden im Sudan brutal verfolgt. Diese Situation muss auch weiterhin angeprangert werden!

Letzte Woche habe ich Bundespräsident Gauck an dieser Stelle mit Verweis auf Jakob Augstein kritisiert – heute möchte ich ihm mein Lob aussprechen: So viel Kritik er von Seiten der Regierung auch bekommen mag – solange nicht klar ist, ob die Diätenerhöhung der MdB mit dem Grundgesetz vereinbar ist, ist es vollkommen konsequent, dass das entsprechende Gesetz nicht unterschrieben wird.

Aufgrund von angeblichen Hilfe-Botschaften in Primark-Kleidung wird der Textilkonzern momentan stark kritisiert. Richtig ist, dass die Arbeitsverhältnisse in den Textilfabriken für Primark (und viele andere Hersteller, bei denen wir ebenfalls einkaufen) unmenschlich sind. Aber: Wo ist der Beweis dafür, dass die Hilferuf-Etiketten echt sind?! In dieser Situation wäre mehr journalistische Neutralität angebracht!

Zur Exkommunikation der Mafia durch Papst Franziskus, über die ich schon in der letzten Woche geschrieben habe (siehe hier), möchte ich euch heute noch folgenden Artikel in der ZEIT empfehlen, der die gesamte Dimension dieses Aktes beschreibt: Unheilige Bande

Gedanken zur Woche #23

22. Juni 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Joachim Gauck hat vergangene Woche in einem Interview bekräftigt, dass es unter gewissen Umständen einen gerechten militärischen Einsatz – also Krieg – geben kann. Jakob Augstein hat dazu einen Kommentar geschrieben, dem ich nichts hinzufügen möchte: Heiliges Kanonenrohr!

Papst Franziskus hat die Mafia als „Anhängerschaft des Bösen“ und als exkommuniziert bezeichnet. Richtig so! Das Handeln der Mafia ist alles, aber definitiv nicht christlich! Wollen wir hoffen, dass die Worte des Papstes den richtigen Effekt erreichen – und nicht für ihn selbst zur Gefahr werden.

Die USA und der Iran wollen im Kampf gegen die Terrorgruppe ISIS gemeinsam arbeiten. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, sind die beiden Staaten tief verfeindet. Umso schöner wäre es (auch im Hinblick auf die Gesamtsituation im Nahen Osten), wenn diese Zusammenarbeit zu neuer Diplomatie führte.

Ein Abstecher zur Fußball-WM: Im gestrigen Spiel zwischen Deutschland und Ghana wurde konsequent weggeschaltet, als ein Flitzer auf das Feld sprang. Ebenso war es im Eröffnungsspiel, in dem ein indigener Brasilianer ein Spruchband ausrollte. Warum zeigt man bei diesem Großereignis nicht die Wirtlichkeit, anstatt eine – nicht vorhandene – Idylle zu zeichnen?
Nachtrag, 23.06.: Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Flitzer Nazi-Parolen auf dem Körper trug. Insofern ist das Umschwenken der Kamera vollkommen richtig. In diesem Sinne richte ich meine Entschuldigung an die FIFA.

Und noch etwas aus dem Fußball: Nach dem WM-Auftaktsieg gegen Portugal wurde die deutsche Mannschaft für die große Präsenz im Mittelfeld gelobt; nach dem gestrigen Spiel gegen Ghana liegt jetzt genau hier die Schwachstelle. Ergo: Statt neutraler Berichterstattung gibt es immer mehr Sensationsjournalismus. Schade.

Gedanken zur Woche #22

15. Juni 2014 Ethik, Gesellschaft
von Matija Vudjan

Angesichts der Veröffentlichung seines Buches hat Christian Wulff gesagt, dass sein Rücktritt falsch war und er auch heute noch der richtige Präsident wäre. Diese Aussage wage ich doch schwer zu bezweifeln. Warum, könnt ihr in diesem Artikel vom März lesen: Transparenz ist das Stichwort

Die neuesten Terroranschläge im Irak erzwingen die eine Frage deutlicher als jemals zuvor: Welchen Sinn hatte der Irakkrieg im Himmels Willen?! Wir werden uns diese Frage übrigens schon sehr bald im Hinblick auf den Afghanistaneinsatz der NATO stellen müssen. Und im Hinblick auf Ägypten, Tunesien, Syrien, und, und, und…

Die EU-Kommission hat eines ihrer Lieblingsthemen neu für sich entdeckt: Nach der klassischen Glühbirne sollen jetzt auch das Halogenleuchtmittel ein Produktionsverbot auferlegt bekommen. Da erübrigt sich doch ganz die Frage, warum bei der Europawahl vor einem Monat nur 40% der Wahlberechtigten teilgenommen haben…

Immer, wenn es irgendwo Naturkatastrophen gibt, wird schnell von vielen Seiten – darunter auch der Politik – Hilfe angeboten. Hier in Essen habe ich das Gefühl, dass die Bürger momentan auf sich alleine gestellt sind. Polizei und Feuerweh machen zwar einen super Job (der definitiv ein riesiges Lob und Dankeschön verdient hat!), der Politik scheint das, was hier am Pfingstwochenende geschehen ist, vollkommen egal zu sein. Weder Landes-, noch Bundesregierung haben sich in irgendeiner erkennbaren Weise zu Wort gemeldet – geschweige denn Hilfe angeboten. Schade.

Zum Schluss eine kleine Bemerkung in eigener Sache: Seit Donnerstag Abend erstrahlt der Blog in neuem Glanz. Zum einen soll der Blog dadurch schneller gemacht werden, zum anderen erhoffe ich mir von dieser Veränderung mehr Übersicht und Struktur. Wie gefällt es euch? Ich freue mich auf eure Anmerkungen!

Fußball und die Perversion von Religion

13. Juni 2014 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
Gestern fand in São Paulo das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft statt. Das Spiel zwischen Brasilien und Kroatien endete nach einigen fragwürdigen Entscheidungen 3:1 für den Gastgeber. Ein Elfmeter, der faktisch keiner ist, bietet natürlich Potential, um sich aufzuregen – das soll hier aber nicht Thema sein. Viel interessanter sind für mich als Theologe hingegen die Szenen mit „religiöser Prägung“ im gestrigen Spiel.

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