Seit letzter Woche gestaltet sich diese Reiseaktivität aber etwas schwieriger: Am vergangenen Dienstag ist das neue Angebot „Bild +“ auf der Internetseite der Zeitung eingeführt worden; ein Exklusivbereich, auf den man nur mittels einer monatlichen Beitragszahlung von mindestens 5€ (je nach Leistungspaket) Zugriff bekommt. Ohne Anmeldung kann man jetzt nur noch rudimentäre Artikel bzw. Berichte lesen; interessante Interviews oder Reportagen bleiben dem nicht-zahlenden jedoch verwehrt.
Die Bild ist übrigens nicht die erste Zeitung, die das Bezahlsystem in ihrem Onlineportal einführt. Im Axel-Springer-Verlag (dem Bild auch angehört) hat dies letztes Jahr auch schon die Welt getan; im internationalen Bereich hat z. B. die New York Times ein ähnliches Modell eingeführt.
Ethisch müssen wir uns die Frage stellen, ob man ein solches Modell rechtfertigen kann; immerhin sorgt es dafür, dass zwischen wohlhabenden und armen Gesellschaftsgruppen, also denjenigen, die sich das Angebot leisten können und denjenigen, bei denen dies nicht der Fall ist, selektiert – in der medienethischen Fachsprache nennt man dies einen first-level-divide, also die Trennung der Gesellschaft an ihrer eigenen Oberfläche (den finanziellen Mitteln des Einzelnen). [** Zur Unterscheidung: der second-level-divide bezieht sich auf eher intrinistische bzw. kognitive Aspekte, wie z. B. den Bildungsstand des Einzelnen.]
Folgt man dieser Argumentation, so macht es durchaus Sinn, dass einige Aktivisten bereits die Abschaffung des Bezahlsystems fordern. Bei Facebook haben sich so schon mehrere Gruppen gebildet, die diesem Ziel nachgehen. Ein Argument, das ich in den letzten Tag oft gehört und gelesen habe, ist, dass man ja schon für den eigenen Internetanschluss bezahle und dies für den gesamten Gebrauch des Internets gelten müsse.
Auch wenn ich diese Argumentation durchaus nachvollziehen kann – und die oben genannte ethische Ausführung voll unterstütze, befürworte ich dennoch die Einführung solcher Bezahlgrenzen in Online-Portalen wie bei „Bild +“. Dafür sehe ich vor allem zwei Gründe:
Zum einen enthalten die Artikel im Exklusivbereich der Internetseiten keine elementar wichtigen Informationen, sondern sind lediglich als Zusatzwissen bzw. erweitertes Angebot zu verstehen. Wer sich lediglich über die aktuellen Themen des Tages von gesamtgesellschaftlicher Relevanz informieren möchte, wird dies auch weiterhin auf Seiten wie Bild tun können. Durch den Exklusivbereich wird also niemand von seinem elementaren Grundrecht der Informationsbeschaffung ausgeschlossen.
Zum anderen habe ich das Gefühl, dass der Journalismus in letzter Zeit sehr stark unter Wert geschlagen wird. Vielen Menschen scheint nicht klar zu sein, wie viel Arbeit ein Redakteur von der Idee über die Planung bis hin zur Vollendung eines Artikels oder einer Reportage aufbringen muss. Viel mehr ist es uns heute selbstverständlich, mit allen Informationen versorgt zu werden – gerade, weil wir ja einen monatlichen Festpreis für unseren eigenen Internetanschluss zahlen. Das Schreiben eines journalistischen Textes ist aber mit viel Arbeit verbunden – Arbeit, die irgendwie bezahlt werden muss. Von Internetanbietern bekommen Online-Portale jedenfalls keinen Cent…