Auch wenn ich hier beim evangelischen Kirchentag verweile, tue ich dies als überzeugter Katholik – in meinem ersten Beitrag zum Kirchentag (siehe hier) habe ich dies ja bereits verdeutlicht. Da heute Fronleichnam ist – mit Blick auf die Uhr muss ich wieder einmal sagen: war – war für mich von vornherein klar, dass der Donnerstag Morgen beim Kirchentag für einen Fronleichnamsgottesdienst reserviert sein wird. Umso glücklicher war ich, als ich erfuhr, dass im Rahmen des Kirchentags ein katholischer Fronleichnamsgottesdienst angeboten würde – wegen des Kirchentages in ökumenischer Prägung.
So durfte ich im Stuttgarter Schlosspark mit etwa 1000 anderen Gläubigen (bei strahlendem Sonnenschein) einen Gottesdienst feiern, bei dem auch der evangelische Stadtdekan von Stuttgart, Søren Schwesig, im Altarraum anwesend war. An der Eucharistiefeier selbst war er freilich nicht beteiligt, aber in der nachfolgenden Prozession hat der das Evangeliar durch die Stuttgarter Straßen geführt (den theologischen Streit, ob dies die „richtige“ Form der Teilnahme eines evangelischen Geistlichen ist, lasse ich an dieser Stelle bewusst außen vor!) und an der Statio ein Grußwort an die Feiergemeinde gerichtet. In diesem Grußwort appellierte er an die christlichen Konfessionen, weniger das Trennende stark zu machen, sondern sich stattdessen stärker für die Einheit der Christen einzusetzen.
Mich hat diese Fronleichnamsfeier am Morgen tief beeindruckt, hat sie doch aufgezeigt, wie gelebte Ökumene aussehen kann! Ich habe es als besonderes Zeichen der Wertschätzung empfunden, dass zum einen die katholische Stadtgemeinden von Stuttgart im Rahmen des Kirchentages einen Fronleichnamsgottesdienst feiern durften, und dass zum anderen der evangelische Stadtdekan aktiv daran teilnehmen konnte (und durfte)! Ich wünsche mir, dass der Geist des Kirchentages auch über diesen besonderen Tag und über dieses besondere Geschehen hinaus wirken wird!
Am Nachmittag standen einige Gespräche und Besprechungen an, denn es war so weit: der eigene Abend, auf den man selbst so lange hingearbeitet hat – und für dessen Gelingen man als Veranstaltungsleiter nun besondere Verantwortung trägt: Im Rahmen der „Abendreihe Endlichkeit“ haben wir auf dem wunderschönen Pragfriedhof in Stuttgart einen Friedhofsabend zum Thema „memento mori“ organisiert. Das teatro piccolo stellte unter der Regie von Martin Seeger das Theaterstück be-RÜHRUNGEN vor, das Stationen des menschlichen Lebens inmitten von Spuren und Zeichen der Endlichkeit nachzeichnet. Darauf folgte u. a. eine Podiumsdiskussion zum Thema „memento mori“. Insgesamt haben etwa 500 Menschen an diesem wunderbaren Abend teilgenommen, der mit einem sehr tiefgängigen Abendgebet und -segen abgeschlossen wurde. Und bei mir alle Anspannung gelöst hat
ACHTUNG! Die Bilder sind lizenziert unter der CC BY-NC-ND 4.0-Lizenz!
Ein intensiver, wie besonderer und auch lehrreicher Tag, für den ich sehr dankbar bin, ist damit zuende gegangen. Ich habe mein „Pflichtprogramm“ damit abgearbeitet und kann vollkommen entspannt auf die kommenden Tage des Kirchentags blicken. Ich freue mich schon darauf!