Gedanken zur Woche #74

27. September 2015 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Immer pünktlich am Sonntag Abend: eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Geschehnisse der vergangenen sieben Tage, verbunden mit einem kurzen Kommentar. Das sind die #GedankenZurWoche! Die Themen in der heutigen Ausgabe: Der neue Verfolgungsindex von „Open Doors“, die Geldgier in der Pharmaindustrie, Viktor Orbán bei der CSU, ein Beispiel, wie Flüchtlingspolitik nicht funktionieren sollte, ein Kurswechsel im Syrien-Konflikt sowie eine Absurdität bei den Vereinten Nationen.


Am vergangenen Sonntag hat das christliche Hilfswerk „Open Doors“ den Verfolgungsindex für 2015 veröffentlicht. Darin wird deutlich: Erstmals werden weltweit mehr als 100 Millionen Christen verfolgt; das Christentum ist somit weiterhin – und mit Abstand – die am meisten verfolgte Religion. Enttäuschend ist, dass sich dies auf absehbare Zeit nicht ändern wird; im Gegenteil: die Verfolgung von Christen wird zukünftig wohl noch deutlich zunehmen…

Ein Pharmaunternehmen in den USA hat Anfang der Woche den Preis für ein Aids-Medikament von 13,50$ auf 750$ (pro Dosis!), also um über 500%, erhöht. Nach riesigen Protesten ist das Unternehmen inzwischen zurückgerudert, ein bitterer Beigeschmack bleibt aber – gerade im Hinblick auf die Zukunft – trotzdem. Um solchen Fällen zukünftig vorzubeugen, wäre es überlegenswert, einen verpflichtenden ‚hippokratischen Eid‘ für die Pharmaindustrie einzuführen.

Am Mittwoch hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán an einer CSU-Klausurtagung teilgenommen. Was man rückblickend zu dem Treffen sagen kann: Da haben sich wohl Freunde fürs Leben gefunden! Man kann die gegenwärtige Flüchtlingspolitik ja durchaus kritisch betrachten, aber der Populismus, der am Mittwoch aus Bayern in die Welt posaunt wurde, sucht seinesgleichen: Wie kann man jemanden, der sich selbst als „Grenzschutzkapitän“ bezeichnet, noch ernstnehmen?!

Zum Stichwort ‚Kritik an der Flüchtlingspolitik‘: Weil in der westfälischen Kleinstadt Nieheim künftig 20 Asylbewerber im Monat aufgenommen werden sollen, dafür aber keine Kapazitäten vorhanden sind, hat die Stadtverwaltung mehreren Mietern in städtischen Wohnungen gekündigt. Das mag zwar juristisch rechtens sein, spielt aber nur die verschiedenen sozialen Schichten gegeneinander aus! Genau das darf nicht geschehen! Ich hoffe inständig, dass man noch eine andere Lösung finden wird!

Im Syrien-Konflikt sowie dem Krieg gegen den IS bahnt sich ein Kurswechsel des Westens an: Offenbar soll es demnächst wieder Gespräche mit dem syrischen Präsident Baschar al-Assad geben. Ein Schritt, der von vielen Seiten kritisiert wird. Ich möchte jedoch zur Vorsicht mahnen: Im Nahen Osten gibt es keine schwarz-weiß-Lösungen! Auch wenn Assad abertausende Menschen auf seinem Gewissen hat, muss man offen eruieren, ob eine Lösung des Konfliktes ohne ihn überhaupt möglich ist!

In diesem Jahr wurden in Saudi-Arabien fast 140 Menschen hingerichtet. Wie unzählige andere könnte auch der 20-jährige Ali Al-Nimr ein solches Schicksal erleiden, weil er vor drei Jahren an einer (friedlichen!) Demonstration gegen das Königshaus teilgenommen hat. Genau dieses Saudi-Arabien leitet seit dieser Woche ein Beratungsgremium des UN-Menschenrechtsausschusses. Wer in dieser Entscheidung einen Sinn findet, darf ihm mir gerne nennen!

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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