Ich weiß nicht, wie oft ich an dieser Stelle noch schreiben werden muss, dass sich die Flüchtlingskatastrophe abermals zuspitzt – vermutlich (und leider Gottes) werden es noch einige Male sein: Momentan also sind Mazedonien und die griechische Insel Kos nicht in der Lage, dem Flüchtlingsstrom adäquat zu begegnen. Die Bilder, die ich in den Nachrichten sehe, erinnern mich an die Bilder, die man von den Deportationszügen der Nationalsozialisten kennt… Eine Schande!
Einen solchen Flüchtlingsansturm gibt es in Deutschland (noch) nicht – allerdings verschärfen sich hierzulande die Rhetorik gegen Flüchtlinge sowie die „Ideen“ zur Verhinderung weiterer Flüchtlingsankünfte in die Bundesrepublik: Innenminister Thomas de Maiziére verfolgt neuerdings die Idee, Asylbewerbern weniger Taschengeld zur Verfügung zu stellen. Der folgende Artikel von SPD-MdB Karamba Diaby zeigt auf, wie populistisch dieser Vorschlag ist: Asylmissbrauch gibt es nicht
Anders als de Maizière, der mit seinem Vorschlag letztlich nur denjenigen in die Karten spielt, die vom Fremdenhass geprägt sind, wirbt die Kirche seit Wochen für mehr Offenheit und Willkommenskultur. Aber auch ein positives Vorhaben kann misslingen, wenn man sich unvorsichtig ausdrückt: So sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick heute: „Wir können mehr [Flüchtlinge] aufnehmen und verkraften.“ Ich weiß ja nicht, ob ‚verkraften‘ in diesem Kontext die richtige Wortwahl ist…
Auch wenn ich die Formulierung von Erzbischof Schick zumindest für unglücklich halte, sind solche Appelle momentan dringend nötig: Til Schweiger, der sich in diesen Tagen intensiv für Flüchtlinge einsetzt, wird auf seiner Facebook-Seite massiv beschimpft; ein Anwalt und Blogger, der sich für ein Demonstrationsverbot vor Flüchtlingsunterkünften einsetzt, wird von Rechtsradikalen bedroht. Und bei alledem schweigt die Masse! Wo bleibt der ‚Aufstand der Anständigen‘?!
Zum Abschluss der heutigen Ausgabe möchte ich noch einen Artikel des Spiegel-Autors Gregor Diez empfehlen, in dem er einräumt, dass der Journalismus an der momentan ausufernden Fremdenfeindlichkeit zumindest nicht vollends unschuldig sei; angesichts der Probleme in der heutigen Gesellschaft müsse sich der Journalismus verändern:
Wir brauchen einen neuen Journalismus