Kirchentag 2015 – Tag 4

7. Juni 2015 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
Langsam aber sicher nähert sich der diesjährige Kirchentag seinem Ende: morgen findet bereits der Abschlussgottesdienst statt. Ich habe den letzten „regulären“ Tag noch einmal intensiv genutzt – und möchte euch heute wieder in gewohnter Weise über meine Erlebnisse und Erfahrungen berichten.


Anders als gestern, als ich es ein wenig ruhiger angehen ließ, wollte ich den heutigen Tag, gerade weil es der letzte mit regulärem Programm gewesen ist, noch einmal an möglichst vielen Veranstaltungen teilnehmen und möglichst viele Standorte besuchen, wobei der Schwerpunkt durchaus auf den theologischen Fragestellungen liegen sollte. So entschied ich mich, am Morgen am Hauptvortrag zum Thema „Zur Zukunft religiöser Pluralität“ teilzunehmen.

Bei dieser doch sehr interessanten Veranstaltung wurde deutlich, in welchem Dilemma sich Religion angesichts der pluralisierten und säkularisierten Gesellschaft befindet: So vertraten die Teilnehmer des Posiums allesamt die Position, dass Religion, wenn sie denn ernsthaft an interkulturellem und -religiösem Frieden interessiert sei, ihren eigenen Wahrheitsanspruch aufgeben müsse. Von staatlicher Seite mag dies wirklich Sinn ergeben – theologisch gedacht wird Religion dann aber dauerhaft obsolet! Unabhängig davon war man sich aber darüber einig, dass ein Frieden zwischen den Religionen dauerhaft nur zu verwirklich sei, wenn man miteinander in Kontakt stünde, d. h. gegenseitige Erfahrungen sammele und dadurch sich selbst und die eigene Religion (d. h. die eigene Identität) so besser kennenlerne – eine Position, der ich sehr gerne zustimme.


Den Nachmittag habe ich auf dem „Markt der Möglichkeiten“ verbracht, einem Messegelände, auf dem sich unterschiedlichste Gruppierungen, Initiativen und Aktionsbündnisse vorstellen, die (in irgendeiner Weise) in Verbindung zum Kirchentag oder zur EKD stehen. Bemerkenswert finde ich übrigens auch, dass beim „Markt der Möglichkeiten“ auch Gruppen anwesend sind, die die (verfasste) ablehnen, oder ihr zumindest sehr kritisch gegenüber stehen, so z. B. die Linkspartei oder zwei Initiativen gegen die „positive“ Position der Kirche(n) dem Militär gegenüber. (Anmerkung am Rande: Da der „Markt der Möglichkeiten“ in unmittelbarer Nähe zur Mercedes-Benz-Arena aufgebaut worden ist, habe ich eigentlich auch eine Führung durch das Stadion geplant. Leider habe ich mich aber in der entsprechenden Uhrzeit getäuscht, sodass ich wohl noch einmal nach Stuttgart kommen werden muss :-).)

Am Abend bin ich zur „Abendreihe Endlichkeit“ (in dessen Projektleitung ich war/bin; ihr erinnert euch sicherlich noch) und habe mir eine Veranstaltung zum Thema „Leichenschmaus und Totentanz“ angeschaut. Dabei ist mir deutlich geworden, wie wichtig tatsächlich Rituale im Umgang mit dem Tod, Trauer oder emotional aufgeladenen Situationen im Allgemeinen sind. Wichtig erscheint mir in dieser Hinsicht (zumal aus der theologischen Sicht heraus), dass der soziale Charakter des Leichenschmauses, d. h. das Hineinholen der Trauernden zurück in ihren Alltag – und damit in ihr soziales Netzwerk hinein, in der Theologie kaum behandelt werden. Man kann also sagen, dass ich den Kirchentag mit einer ganz praktischen Hausaufgabe beende. Gerade im Sinne der Losung ein Gedanke, der mir gefällt!

  ACHTUNG! Die Bilder sind lizenziert unter der CC BY-NC-ND 4.0-Lizenz!

Morgen steht – ich habe es bereits erwähnt – der große Abschlussgottesdienst des Stuttgarter Kirchentages an. Ich werde daran aus zeitlichen Gründen leider nicht mehr teilnehmen können, weswegen der Kirchentag für mich mit dem heutigen Tag tatsächlich beendet ist. Morgen werde ich mich noch einmal bei euch melden und versuchen, ein kleines Resumee zu ziehen.

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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