Gedanken zur Woche #4

2. Februar 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Durch das Verschicken des „Fragebogens“ in die ganze Welt ist genau das geschehen, was ich befürchtet habe: Die Kirche wird – in der öffentlichen Wahrnehmung – nur noch auf ihre Sexualmoral reduziert.

Ist in der Redaktion des Domradios wirklich niemand in der Lage, einzuschätzen, ob eine Aussage Kardinal Meisners Sprengpotential hat? Hätte ein Bisschen nachgedacht, wäre einiges an negativer Berichterstattung erspart geblieben.

Politische Konferenzen sind mir immer wieder ein Rätsel. Ist den Beteiligten denn nicht klar, dass der Machtpoker zwischen den USA und Russland nur noch lächerlich ist und dadurch unendlich viele, unschuldige Menschenleben gefährdet werden?

Ganz ehrlich: Wen interessiert es, dass Bischof Tebartz-van Elst wieder in Limburg ist – nicht verbunden mit öffentlichen Auftritten? Das alles ist einzig und allein purer Sensationsjournalismus, weit entfernt von jeglicher Neutralität!

Dass der Fußball immer größere Dimensionen annimmt, ist nichts Neues. Trotzdem werde ich sprachlos, wenn ich höre, welche Summen für den Schalker Julian Draxler geboten worden sollen. Wie viel sinnvoller man mehr als 45 Millionen Euro (!) einsetzen könnte…

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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2 Kommentare zu „Gedanken zur Woche #4“

  1. Hallo Matija, gestatte mir bitte eine kleine Bemerkung zu Deiner Aussage, die Verschickung des römischen Fragebogens habe dazu geführt, dass die Kirche nur auf ihre Sexualmoral reduziert werde. Diese Einschätzung teile ich nicht. Denn die Kirche wird nicht reduziert, sie hat sich in den letzten vier Jahrzehnten auf vielerlei Weise selbst darauf reduziert. Spätestens seit der Verabschiedung der Enzyklika "Humanae Vitae" und durch die vielen späteren Einlassungen zur Empfängnisverhütung, außerehelichem Geschlechtsverkehr, Homosexualität oder Selbstbefriedigung ist alle Glaubwürdigkeit verspielt. Denn die Verantwortlichen bis hin zu den Päpsten haben kaum ein anderes Thema derart in den Vordergrund gestellt. Man könnte schon fast von Besessenheit sprechen, so sehr fixierte man in den letzten vierzig Jahren diesen Bereich. Die verhängnisvolle Wurzel dessen ist das Naturrechtsdenken aus dem Mittelalter, das leider immer noch in der Kirche sein Unwesen treibt. Es bleibt zu hoffen, dass dies endlich zu den Akten gelegt wird. Die Natur sagt gar nichts, auch nicht in der Sexualmoral. Immer haben wir es mit Menschen zu tun, die Werte und Prinzipien setzen. Sexualität ist eine Form menschlicher Kommunikation, auch die Homosexualität bzw. außereheliche Formen. Die kirchliche Lehre irrt in diesen Punkten gewaltig, weil sie konsequent die Augen vor den Einsichten moderner Anthropologie und Psychologie verschließt. Zum Glück hat der Bericht der UN, der in diesen Tagen vorgelegt worden ist, den Finger in diese Wunde in der Kirche gelegt. Dir einen schönen Tag!

  2. Hallo Blondy Schopf,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Ich gebe dir Recht: Mit der Enzyklika „Humanae vitae“, die – man kann es anderes ja gar nicht sagen – ziemlich eindeutig und noch dazu auf sehr offene Weise gegen die Sprache und die Beschlüsse des 2. Vatikanums spricht, hat sich die Kirche selbst ein Bein gestellt. Dass darunter die Glaubwürdigkeit der Kirche nachhaltig gelitten hat und auch heute noch leidet, kann und werde ich dir nicht absprechen.
    Man kann wohl darüber streiten, ob das Thema des Sexualmoral danach immer wieder in den Mittelpunkt gestellt wurde. Sicher, auch als Papst ist man an Aussagen der Vorgänger gebunden (was ja zum einen dem eigenen Traditionsbegriff, zum anderen den Beschlüssen des 1. Vatikanums geschuldet ist). Paul VI. hat also in gewisser Weise ein Exempel statuiert; ich persönlich würde aber nicht so weit gehen, zu sagen, dass die Sexualmoral den Mittelpunkt der kirchlichen Lehre in den letzten Jahrzehnten dargestellt hat.
    Verstehe mich bitte nicht falsch: ich begrüße es, dass Papst Franziskus die Umfrage in den Diözesen hat durchführen lassen. Insofern bin ich auch wirklich gespannt, wie sich die Bischofssynode sich angesichts der Ergebnisse damit auseinandersetzen wird. Aber ich bin der Auffassung – und ich lese aus deinem Kommentar, dass du es genauso siehst wie ich (berichtige mich, wenn ich dich falsch verstanden habe) -, dass die kirchliche Sexualmoral nicht heilsentscheidend ist. Insofern glaube ich, dass der Fragebogen, so positiv seine Intention auch sein mag, von der eigentlichen Intention bzw. Aufgabe der Kirche, der Verkündigung des in der Offenbarung Gottes in der Person Jesu Christi angebrochenen eschatologischen Reiches Gottes, zu sehr ablenkt bzw. dies sogar verdrängt. Problematisch finde ich das gerade angesichts der Tatsache, dass Franziskus gerade mit seiner Botschaft der Option für die Armen die christliche Botschaft wieder – auf verständliche Art und Weise – in den Mittelpunkt gerückt hat.

    Zu deiner Aussage bezüglich des Naturrechtes: Wir haben uns ja schon einmal darüber unterhalten, ich habe ja schon damals gesagt, dass die für die Kirche mitunter zentrale Frage für die Zukunft sein wird, wie sie mit dem Naturrecht weiter umgehen will. Tatsache ist, und da gebe ich dir absolut Recht, dass das Naturrecht faktisch schon bei Augustinus entwickelt wird (und dann im Mittelalter weiter entfaltet) wird und insofern nur schwer in die heutige Zeit übertragen bzw. angewandt werden kann. Das entscheidende Problem ist aber, dass die Sakramente (und insbesondere das Ehesakrament) ja unmittelbar an das Naturrecht gebunden sind. Ergo: Ändert man die naturrechtliche Grundlage der Sakramente oder schafft sie sogar ab, so muss man auch sakramententheologische Konsequenzen ziehen. DAS wiederum ist meines Erachtens nicht mit dem Traditionsgedanken nicht vereinbar. Zugespitzt könnte man sagen: ändert man die naturrechtliche Begründung der Sakramente, entfernt man sich auch vom genuin Katholischen der Katholischen Kirche. Ich bin deswegen auch wirklich gespannt, wie sich das Thema des Naturrechtes in der nächsten Zeit noch weiter entwickeln wird.

    Ganz kurz noch zum UN-Bericht: Ja, ich finde es gut, dass das Thema des Kindesmissbrauches noch einmal in so offener Form angesprochen wird, denn der Skandal muss vollkommen und mit allen Konsequenzen geklärt werden! Aber: der Bericht macht einen großen Fehler: er vermischt unterschiedliche Themengebiete, die miteinander nichts zu tun haben! Missbrauch ist das eine (und gehört zu Recht angeprangert), aber die Sexualmoral der Kirche ist doch ein vollkommen anderer Schuh! Erklär mir bitte, und das meine ich vollkommen ernst, wie genau man den Zusammenhang zwischen Sexualmoral und Missbrauchsfällen ziehen kann. Ich will ehrlich sein: ich sehe ihn nicht!

    Viele Grüße und auch dir noch einen schönen Tag
    Matija

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