„Atheismus“ und Todesanzeigen

13. August 2013 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
Neulich habe ich mich in der Uni mit einem Kommilitonen aus der Germanistik über Todesanzeigen unterhalten. Das mag für Germanistikstudenten vielleicht ein komisches Thema sein, hatte aber folgenden Hintergrund: Der klassische klischeehafte Student der Germanistik ist prinzipiell immer Atheist. Woran das liegt, ist bisher nicht erwiesen – ein Grund könnte vielleicht sein, dass Goethe, den man wohl als Idol aller Germanisten bezeichnen kann (Achtung: Ironie!), nach heutigem Verständnis als Atheist eingeordnet werden muss.

Weiterlesen

Zum Tanzverbot an Karfreitag

29. März 2013 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
The same procedure as every year… So ähnlich könnte man das Geschehen beschreiben, das sich inzwischen jährlich wiederholt. Religionskritiker fordern an den Tagen vor Karfreitag vermehrt, das an dem Tag geltende Tanz- und Feierverbot aufzuheben – und propagieren diese Forderung lautstark in den Medien (siehe hier). Bochumer Atheisten gehen dieses Jahr sogar noch weiter: Obwohl am stillen Feiertag Karfreitag auch ein generelles Versammlungsverbot gilt, wollen sie erstmals den religionskritischen Film Das Leben des Brian in aller Öffentlichkeit zeigen (siehe hier).

Weiterlesen

Ostern – da war doch was…

20. April 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Noch vier Tage, dann ist wieder Ostern. Für viele Fernsehsender ist dies Grund genug, nachzufragen, ob sich Passanten mit dem größten christlichen Fest überhaupt auskennen, beispielsweise in folgendem Video:

Quelle: NRW-TV

Nur wenige Menschen kennen also die wahre Bedeutung des Osterfests. Auch wenn ich dies (inzwischen) nicht anders erwartet hätte, halte ich dies dennoch für eine Schande! Das deutsche Volk, bzw. die deutsche Geschichte ist stark vom Christentum geprägt, wie mehrere Politiker schon des Öfteren behauptet haben (z. B. Bundespräsident Christian Wulff oder Innenminister Hans Peter Friedrich) und die Mehrheit der Deutschen kennt nicht den wichtigsten Feiertag der größten Weltreligion!

Dies hat, da bin ich mir absolut sicher, rein gar nichts mit religiösen Überzeugungen einzelner Menschen zu tun; viel mehr wird in solchen Umfragen die Ignoranz der breiten Masse offenbart. Man kann von niemandem fordern, sich einer Religion anzuschließen, allerdings kann man von einem deutschen Staatsbürger mit gesundem Verstand doch ein wenig Respekt erbitten. Respekt vor einer Religion, ohne die ganz Europa heute nicht der am weitesten entwickelte Kontinent wäre.

Der Respekt gegenüber den Religionen – und nach meiner Einschätzung vor allem dem Christentum gegenüber – ist in den letzten Jahren vielen Menschen abhanden gekommen. Dies ist eine sehr traurige und durchaus auch schädliche Entwicklung. Zumal in den meisten Fällen gerade die Menschen, die zu wenig Ahnung vom Christentum haben, anfangen, über die Weltreligion herzuziehen. und genau dies darf nicht passieren. Man kann über alles -auch über das Christentum – diskutieren, allerdings sollte es in solch einem Fall schon möglich sein, genügend wahre Informationen über die Religion zu haben und sich nicht irgendwelche Fakten am Finger herbeizuziehen.

Mein diesjähriger Appell zu Ostern lautet deshalb: Öffnet euch den Religionen! Ich möchte niemanden dazu zwingen, dem Christentum oder einer anderen Religion beizutreten. Ich möchte einfach nur darauf hinweisen, dass es nicht schaden kann, sich ein wenig Allgemeinwissen über die Religionen anzueignen. Denn die Tatsache, dass viele Menschen nicht wissen, was die Bedeutung von Ostern ist, zeugt nicht nur von Ignoranz, sondern offenbart auch eine große Bildungslücke im Staate Deutschland.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ist die Gesellschaft von heute noch dankbar?

18. Oktober 2010 Gesellschaft
von Matija Vudjan

„Back to the roots“ könnte man sagen, wenn man folgende Nachricht hört. Mehrere konfessionslose Mitglieder der SPD haben sich am Wochenende in Berlin getroffen, um über einen möglichen zukünftigen „Arbeitskreis Laizistinnen und Laizisten in der SPD“ (d. h. einen Arbeitskreis, der für eine stärkere Trennung von Staat und Kirche sorgen soll) vorbereitend zu diskutieren. Durch die Schaffung eines solchen Arbeitskreises wollen die Genossen erreichen, dass die SPD der (katholischen) Kirche gegenüber wieder kritischer wird, so wie sie es bereits vor dem Godesberger Programm, das 1955 beschlossen wurde, waren. Es ist jedoch fraglich, ob der Parteivorstand, der als einziger in der SPD einen neuen Arbeitskreis schaffen darf, dies tun wird; denn laut einer Parteisprecherin hat dieser momentan sowie in naher Zukunft nicht vor, einen laizistischen Arbeitskreis zu gründen.

Auch wenn es also wahrscheinlich gar nicht erst zu solch einem Arbeitskreis kommen wird, ist es trotzdem traurig, dass einige Politiker die christliche Tradition, von der Deutschland schon immer geprägt war, einfach „abschaffen“ wollen. Ein Grund dafür ist zwar sicherlich, dass sich Agnostizismus und Atheismus in den letzten Jahren in einer immer mehr säkularisierten Gesellschaft deutlicher ausbreiten konnten als zuvor. Allerdings ist die christlich-abendländische Tradition und Kultur so tief in der deutschen bzw. europäischen Gesellschaft verankert, sodass es ein kapitaler Fehler wäre, sie einfach zu „begraben“.

Sicherlich mag es anderen Religionsangehörigen sowie konfessionslosen gegenüber einen komischen Eindruck machen, wenn in vielen öffentlichen Gebäuden ein Kruzifix hängt. Es hat aber auch nichts mit der Trennung von Staat und Kirche zu tun, wenn man gesetzlich festlegt, dass ein solches „Zeichen“ ab sofort verboten ist. Denn die Kirche hat erst dafür gesorgt, dass die heutigen westlichen Standards wie Menschenrechte oder die weitreichende Kultur zustande gekommen sind. Man kann deshalb auch bewusst sagen, dass es das heutige, vereinte Europa ohne den kirchlichen Einfluss definitiv nicht gegeben hätte.

So wie den konfessionslosen SPD-Politikern geht es heute mit Sicherheit auch vielen anderen Menschen in Deutschland. Natürlich kann man diesen Menschen nicht befehlen, an Gott zu glauben oder beispielsweise der Kirche beizutreten, was schließlich gegen das Grundgesetz verstößt. Man kann von solchen Menschen allerdings Respekt dem Christentum und der Kirche gegenüber fordern. Respekt gegenüber der Leistung der Kirche, am heutigen Europa und an der heutigen westlichen, freien Gesellschaft maßgeblich beteiligt gewesen zu sein.

Der deutsche Staat zollt der Kirche bereits den nötigen Respekt, indem er z. B. Die Kirchensteuer für sie einzieht und die Kirche auch anderweitig mit Staatsleistungen unterstützt. Einen solchen Respekt würde ich mir auch von den Politikern der SPD wünschen, die den Arbeitskreis gegen die westlichen Traditionen und die westliche Kultur, die von der Kirche geprägt wurde, also gegen sich selbst gründen wollen.