Gedanken zur Woche #46

28. Dezember 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
Ich bin bei weitem nicht der einzige Mensch, der sich im Bereich von Gesellschaft, Ethik und Theologie Gedanken zum aktuellen Geschehen macht. Andere Menschen tun dies auch. Oft sogar so, dass ich sie einfach unterschreiben kann. Die heutigen Gedanken zur Woche sehen deswegen ein bisschen anders aus als sonst: Es sind die Gedanken anderer Menschen, die ich selbst vollkommen teile und euch nicht vorenthalten möchte.

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Gedanken zur Woche #45

21. Dezember 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Folgenden Artikel habe ich vor einigen Tagen in der Welt gelesen: „Ich will, dass jetzt Schluss ist.“ Hier wird deutlich wie bisher kaum, wie perfide Sterbehilfeorganisationen mit Menschen umgehen (können) und wie menschenunwürdig Sterbehilfe sein kann. Ja, der Mann, um den es im Artikel geht, ist lebensmüde und hat Ängste ob der Zukunft. Aber anstatt ihn in seinen Sorgen aufzufangen, wird er einfach in seiner Einsamkeit zurückgelassen – und stirbt einen jämmerlichen, erbärmlichen Tod! Kann so etwas Zeil einer Gesellschaft sein, die sich selbst als soziale versteht? Ich glaube nicht!

Die Kfz-Maut wird nicht kommen – zumindest nicht in ihrer jetzigen Form: Die EU-Kommission hat am Montag deutlich zu verstehen gegeben, dass die Abgabe mit dem EU-Recht nicht vereinbar sei. Bekanntlich handelt es sich dabei nicht um den ersten Einspruch der Kommission. Von daher bin ich durchaus gespannt, welche neuen Tricks sich Verkehrsminister Dobrindt ausdenken wird, um sein Prestigeprojekt doch noch durchzusetzen – und wann (und ob) er endlich damit aufhören wird…

Papst Franziskus hat sich in dieser Woche als verlässlicher politischer Vermittler bewiesen: nach über 50 Jahren wollen die USA und Kuba wieder verstärkt diplomatische Gespräche aufnehmen. Auf beiden Seiten ist im Zuge dessen die Verlässlichkeit des Papstes und des Vatikans als Vermittler betont und gelobt worden. Und genau das ist auch der Grund, warum sich die Kirche unter keinen Umständen aus dem öffentlichen Diskurs zurückziehen darf – auch wenn dies von Kritikern immer wieder gefordert wird.

Wieder einmal möchte ich euch die wöchentliche Spiegel-Lektüre von Jakob Augstein zur Lektüre empfehlen – dieses Mal geht es um die Pegida-Proteste in Dresden: „Null Toleranz für Pegida“ Auch wenn ich der Argumentation Augsteins größtenteils zustimme, sehe ich aber seine Schlussflgerung als zu einseitig gezogen an. Der ausufernde Kapitalismus mit der daraus hervorgegangenen Wirtschaftskrise hat zweifelsohne einen Anteil an der gegenwärtigen sozialen Krise in unserer Gesellschaft, aber sicherlich nicht den alleinigen.

Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet hat in der aktuellen „Christ und Welt“ einen Artikel zur Situation und dem Verhältnis der Theologie und der Katholischen Kirche nach der Bischofssynode in Rom veröffentlicht (siehe hier)
Es handelt sich hierbei um einen ausführlichen Artikel, der durchaus einige „gewagte“ Thesen beinhaltet. Von daher muss man der Argumentation nicht in allen Punkten zustimmen – ich persönlich tue es z. B. nicht.
Interessant ist nun aber, dass das – gelinde gesagt – erzkonservative Portal Kath.net den Artikel rezipert, indem es ihn „analysiert“ (vgl. hier). „Analysieren“ bedeutet hier, Argumentationswege zu verdrehen, Zitate aus dem Kontext zu reißen und sie falsch wiederzugeben sowie den Autor [als M. Striet] am Ende persönlich zu diffamieren! Es ist schon bemerkenswert, mit welchen argumentativen Mitteln in erzkatholischen Kreisen gearbeitet wird!

Gestern ist eine Nachricht an die Öffentlichkeit gedrungen: Der Franziskanerorden (der (Bettel-)Orden, der sich insbesondere der Armut verpflichtet) steht unmittelbar vor der Pleite. Grund dafür sind „dubiose Finanzgeschäfte“. Man glaubt es nicht, aber manchmal bin auch ich einfach einfach sprachlos…

Gedanken zur Woche #44

14. Dezember 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Seit einigen Wochen demonstriert in Dresden und anderen deutschen Städten die sog. Pegida-Bewegung wegen einer angeblichen Islamisierung der deutschen Gesellschaft (und – so die Behauptung dieser Bewegung – des christlichen Abendlandes). Inzwischen ist die Bewegung auf über 10000 Teilnehmer angewachsen. Das ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft und unser christliches (!) Wertesystem, das prinzipiell niemanden aus der Gesellschaft ausschließen möchte! Hier besteht noch sehr viel Aufklärungsarbeit!

In diesem Zusammenhang möchte ich mir eine weitere Bemerkung erlauben: Ich zähle mich selbst zu denjenigen Bürgern, die die Aussage des Bundespräsidenten Christian Wulff vor einigen Jahren, der Islam gehöre zu Deutschland, kritisch gesehen haben, weil die Aussage geschichtlich gesehen zu kurz greift. Den geschichtlichen Impetus sehe ich immer noch kritisch, aber dennoch sage ich heute: Wenn Muslime als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu Deutschland zählen, dann tut das auch der Islam! Das ist eine Position, für die man sich gerade in der gegenwärtigen Situation stark machen muss!

Gleichzeitig darf man auch nicht den Fehler machen und außer Acht lassen, dass der Großteil derjenigen, die in Dresden und anderswo demonstrieren, wirklich existenzielle Sorgen hat! Die meisten fremdenfeindlichen Parolen werden von den Demonstranten vorgetragen, weil sie momentan die einzige Antwort auf ihre existentiellen Sorgen und Nöte sind. An genau dieser Stelle müssen Politik und Gesellschaft ansetzen: Wir müssen den Menschen eine Antwort auf ihre Frage(n) bieten können!

Zu einem anderen Thema: In der vergangenen Woche habe ich über den Vorstoß der CSU berichtet, Deutsch als Pflichtsprache auch im privaten Raum einzuführen (siehe hier). Das sorgte unter der Woche nicht nur für Unverständnis, sondern auch für viel Hohn und Spott. Deswegen ist die Partei jetzt zurückgerudert und hat den Vorstoß abgeschwächt – außerdem sieht sich niemand mehr für den Satz verantwortlich. Ich frage mich, was die größere Schande ist: Dass man als latent ausländerfeindliche Partei in demokratischen Parlamenten sitzt, oder dass man seine inhaltlichen Positionen so schnell ändert wie das Kleinkind sein Spielzeug? Wahrscheinlich in beidem…

Gedanken zur Woche #43

7. Dezember 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Der (hochverschuldete) Energieriese E.ON steigt langfristig vollkommen auf erneuerbare Energien um. Auch wenn dies wohl aus der Not heraus geschieht, ist es dennoch (oder gerade deswegen) zu begrüßen. E.ON nimmt damit eine Vorreiterrolle ein, die zukünftig hoffentlich noch viele Nachahmer finden wird!

Am vergangenen Wochenende ist bekannt geworden, dass die PKW-Maut langfristig unabhängig von der Kfz-Steuer erhoben werden soll. Anders als im Koalitionsvertrag vereinbart und von der Bundesregierung zugesichert, könnte in Zukunft so auch für deutsche Autofahrer eine Maut fällig werden. Das sind plötzlich ganz andere Töne als noch vor einem Jahr. Manchmal frage ich mich ja, ob sich sich Politik darüber im Klaren ist, warum sie in der Gesellschaft ihren Kredit längst verspielt hat…

Zur Polit-Talkshow „Hart aber fair“ habe ich im Spiegel folgende Kritik gefunden: „Eine volksdroge namens Ibuprofen“
Unabhängig vom speziellen Thema (zu dem ich mich hier nicht äußern möchte, weil es nicht meine Expertise ist) finde ich die Kritik an der Form bzw. der Führung der Sendung sehr interessant – und möchte sie sehr gerne auf die gesamte Talkshowlandschaft ausweiten: Das gewünschte Ziel, die Aufklärung der Fernsehzuschauer, kann man mit einem solchen Format schlicht nicht erreichen. Dafür wird in den Sendungen zu sehr (an der Oberfläche) gestritten und vom eigentlichen Thema abgelenkt. Der Zuschauer bleibt am Ende mit mehr Fragen als am Anfang zurück!

Am Weihnachtsfeiertag im vergangenen Jahr ist die Femen-Aktivistin Josephine Witt halbnackt auf den Altar im Kölner Dom gesprungen und dort „Ich bin Gott!“ in den Kirchenraum geschrien (ich berichtete). Das Amtsgericht Köln verurteilte sie am vergangenen Mittwoch deswegen zu einer Gesamtstrafe von 1200€ (60 Tagessätze à 20€) verurteilt. Ich persönlich hätte es tatsächlich für besser befunden, bei der Aktivistin das Jugendstrafrecht anzuwenden und sie zu Sozialstunden in einer kirchlichen Einrichtung zu verurteilen. Dann hätte sie erfahren können, was Kirche im Alltag tatsächlich ist.

Vorgestern ist Bodo Ramelow von Linken, Sozialdemokraten und Grünen zum ersten linken Ministerpräsidenten Deutschlands gewählt worden – und in CDU und insbesondere CSU ist der Weltuntergang angekündigt worden. So bezeichnete CSU-General Andreas Scheuer die Wahl als „Tag der Schande im wiedervereinigten Deutschland“. Genau dieser Herr Scheuer ist an einem Leitantragsentwurf für den anstehenden Parteitag der CSU beteiligt, in dem gefordert wird, dass man zu Hause nur noch deutsch sprechen dürfe. Da frage ich mich doch allen Ernstes, wer hier die größere Schande für Deutschland ist! Zumal sich Ministerpräsident Ramelow in seiner ersten Rede bei den Opfern der SED-Machenschaften entschuldigt hat und eine Aufklärung der DDR-Vergangenheit der Linkspartei versprochen hat!

Gedanken zur Woche #42

30. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In Ferguson hat in dieser Woche eine Geschworenen-Jury entschieden: Darren Wilson, der Polizist, der den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown am 9. August erschossen hat, wird nicht wegen Mordes angeklagt. Was also wieso in der damaligen Nacht geschehen ist, werden wir also nie erfahren. Eine Schande für das Justizsystem in den USA, ist doch auch die Klärung solcher offener Fragen Grundaufgabe der Judikative.

Ich kann deswegen auch vollkommen nachvollziehen, dass die Menschen in Ferguson auf die Straßen gehen. Zumal der Fall in brisanter Weise aufdeckt, dass auch 60 Jahre nach Martin Luther King und Rosa Parks, trotz eines schwarzen Präsidenten in den USA noch ein latenter Rassismus herrscht. Die gleichzeitige, offenkundige Höherstellung von (weißen) Polizisten tut da ihr übriges.

Die Bundesregierung hat sich in dieser Woche (auf Ebene der Regierungsfraktionen) über die Frauenquote gestritten. Jetzt wurde beschlossen, dass sie endlich kommen soll – und das ist gut so! Grundsätzlich muss Leistung immer erstes Einstellungskriterium sein. Wenn aber bei gleicher Leistung i. d. R. immer Männer bevorzugt werden, besteht ein grundsätzliches Problem im System – und das kann (und muss man) gesetzlich angehen!

Real Madrid hat einen neuen Sponsor: in den kommenden drei Jahren unterstützt eine arabische Großbank den spanischen Fußballclub. Aus Rücksicht auf diesen Sponsor hat Madrid (für den arabischen Raum) das Kreuz, das das Vereinswappen ziert, aus diesem entfernt. Diese Handlung ist sinnbildlich für alle Probleme, die unsere westliche Gesellschaften mit dem Islam haben: Während uns dieser selbstbewusst und stolz entgegentritt, verstecken wir unsere eigenen Ursprünge – und damit uns selbst! Dass es dann nicht zu einem (gleichberechtigten) Dialog kommen kann, versteht sich von selbst!

Das Bundesverwaltungsgericht hat – für Hessen, aber durchaus mit Präzedenzcharakter für das gesamte Bundesgebiet – entschieden: Die immer weiter ausufernde Sonntagsarbeit muss eingeschränkt werden. Zwar wurde es in diesem konkreten Fall nur auf wenige Fälle angewendet, aber die grundsätzliche Tendenz muss beibehalten werden: Es braucht einen Tag, den der Mensch vollkommen frei und selbstbestimmt gestalten darf. Dass dies der Sonntag ist, ist geschichtlich bedingt. Der Gedanke dahinter ist aber ein durchaus unchristlicher – und vollkommen legitimer wie notwendiger!

Der ab 2015 geltende Mindestlohn wird immer löchriger: Die Bundesregierung hat ihn in dieser Woche für das Post- bzw. Zustellungsgewerbe aufgehoben. Eine problematische Entscheidung, wie ich finde! Wenn man davon überzeugt ist, dass jedermann das Recht haben muss, für einen menschenwürdigen Lohn zu arbeiten, ist die Frage, warum diese Überzeugung für bestimmte Arbeitsgruppen nicht gelten soll, von elementarer Bedeutung!

Zum Schluss möchte ich euch eine Leseempfehlung geben: In der Wochenzeitung „der Freitag“ wurde ein Interview mit Thomas Piketty und Jürgen Trittin veröffentlicht, in dem es um die Probleme und Ursachen der aktuellen wirtschaftlichen Probleme in der Welt geht:
„Wer zockt uns ab, Monsieur Piketty?!“

Und noch ein weiterer Lesetipp: Jakob Augstein hat (wieder einmal) eine sehr lesenswerte Kolumne für den Spiegel gelesen (— eine Notiz am Rande: generell denke ich, dass Augstein mehr und mehr zu einem führenden Denker in unserer Gesellschaft wird); dieses Mal zur Flüchtlingsproblematik:
„Die hässlichen Deutschen“