Gedanken zur Woche #40

17. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Die Ethikkommission der FIFA hat die Vergabe der beiden Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar im Hinblick auf Korruptionsvorwürfe untersucht – und hat in beiden Fällen keinerlei Auffälligkeiten gefunden. Bemerkenswert, wie sehr man sich manchmal doch selbst beweihräuchern kann. Ich frage mich ja allen Ernstes, ob die Verantwortlichen in der FIFA wirklich glauben, dass ihnen auch nur irgendjemand die Ergebnisse der Ethikkommission als wahr abkauft…

Am Donnerstag hat im Bundestag die erste Grundsatzdebatte zum Thema der Sterbehilfe, bzw. des assistieren Suizids stattgefunden. Fast fünf Stunden hat sie gedauert – und wurde tatsächlich in ihrer Ernsthaftigkeit der Würde des Hauses sowie des Themas gerecht. Das ist gut so; noch besser wäre es aber, wenn diese Ernsthaftigkeit auch vermehrt im „Alltagsgeschäft“ des Bundestages gewahrt würde.

Auch Jakob Augstein hat sich in seiner wöchentlichen Spiegel-Kolumne mit dem Thema der Sterbehilfe auseinandergesetzt. Entstanden ist ein sehr lesenswerter Artikel, den ich euch nur empfehlen kann:
Verschont den Tod!

Heute ist in Sat.1 eine neue Sendung angelaufen: In „Hochzeit auf den ersten Blick“ heiraten zwei Personen, die sich vorher nie gesehen haben (aber nach wissenschaftlichen Algorhythmen zusammenpassen). Dass ich eine solche Sendung als Theologe nicht gut heißen kann, versteht sich von selbst. Aber auch ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, wie weit das Trash-TV im Kampf um die Quote noch gehen will – hat diese Sendung doch eine ganz andere (ethische) Qualität als „Klassiker“ wie das ‚Dschungelcamp‘ oder ‚Big Brother‘.

Gedanken zur Woche #39

10. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Heute feiern wir 25 Jahre Deutschen Mauerfall. Die TV-Anstalten hierzulande haben sich schon in der gesamten vergangenen Woche mit diesem Jubiläum beschäftigt. Mein Eindruck dabei ist aber, dass es dabei hauptsächlich um die Unterschiede zwischen „Wessis“ und „Ossis“ ging. Mit Verlaub: Das alles ist nichts anderes als reine Konstruktion! Wir sind alle ein Volk!

Die Mitglieder der SPD haben sich für Koalitionsverhandlungen mit der Linkspartei ausgesprochen. Mal abgesehen davon, dass das Ergebnis nicht so positiv ist, wie es die Parteispitze zu verkaufen versucht (nur etwa 70% der Wahlberechtigten haben teilgenommen, davon haben ca. 70% für Verhandlungen gestimmt), kann ich die künstliche Aufregung einiger wegen eines möglichen linken Ministerpräsidenten nicht verstehen: Der MP ist nur Vorsitzender einer Regierung – und davon haben wir bekanntlich bereits mehrere unter linker Beteiligung! Ob man Wirt oder Kellner ist, spielt doch überhaupt keine Rolle!

Am Montag ist der – lange angekündigte – Suizid einer US-Amerikanerin bekannt geworden – und hat die bereits laufende Debatte neu angeheizt. Meine Position zu diesem Thema habe ich bereits vor ein paar Wochen hier im Blog entfaltet. Angesichts der neuen Aktualität des Themas möchte ich sie euch noch einmal zur Lektüre empfehlen:
Die Debatte um Sterbehilfe – eine theologische Annäherung (Teil 1)
Die Debatte um Sterbehilfe – und die Frage nach der Würde (Teil 2)

Wie bereits erwähnt: Die Sterbehilfe-Debatte ist neu angeheizt worden – und wird sehr leidenschaftlich geführt (ich war in dieser Woche selbst an einer sehr intensiven Diskussion zu dem Thema beteiligt). Entscheidend in dieser Hinsicht scheint mir das Verständnis von (menschlicher) Würde zu sein. So hat sich in dieser Woche der Leiter der päpstlichen Akademie für das Leben, Ignacio Carrasco de Paula, des Todesakt kritisiert – und damit seinesfalls eine kontroverse Diskussion ausgelöst:
„Vatikan kritisiert Suizid“

Die GDL hat wieder gestreikt. Angekündigt waren insgesamt 109 Stunden (!), letztlich hat der Arbeitskampf nur knapp drei Tage gedauert. Die Gewerkschaft hat bereits neue Streiks angekündigt – und sollte sich deswegen nicht wundern, dass das ein Schuss in den Ofen sein könnte, wenn sich Reisende sukzessive von der Bahn als Reisemittel abwenden werden – und die Lokführer irgendwann (wegen übertriebener Streikmaßnahmen) arbeitslos werden…

Gedanken zur Woche #38

2. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Gauck wird momentan kritisiert, weil er sich kritisch über eine mögliche rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen geäußert hat. Vielleicht ist der Zeitpunkt seiner Äußerungen etwas unglücklich gewählt, aber grundsätzlich muss unser Staatsoberhaupt das Recht haben, politische Entwicklungen und Geschehnisse zu kommentieren!

Eine US-Amerikanerin, die an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankt ist, wollte im Leben gestern eigentlich ein Ende setzen – und hat dies lange vorher öffentlich anghekündigt. Kurzfristig hat sie sich jetzt entschieden, ihren Suizid zu einem späteren Zeitpunkt zu vollziehen. Mit dieser Entscheidung offenbart sie nur eines: Auch in der Situation der Krankheit kann das Leben lebenswert sein!
[Nachtrag, 03.11.: Inzwischen wurde im Namen der Familie mitgeteilt, dass die Betroffene (wie geplant) doch am Samstag die tödlichen Medikamente eingenommen hat. Auch wenn ich inhaltlich bei meiner Aussage bleibe, beruht sie dennoch auf einer Falschinformation. Dafür möchte ich mich entschuldigen.]

Am vergangenen Wochenende fand in Köln eine Hooligan-Demonstration statt, bei der es zu massiven Gewaltausbrüchen kam. Es mag sein, dass unser Grundgesetz grundsätzlich jedem Bürger das Recht zuspricht, sich zu Demonstrationen zu versammeln; wenn dieses Recht aber für reine Gewaltexesse mißbraucht wird, sollte man über darüber hinwegsehen können – und solche Veranstaltungen schlichtweg verbieten!

Jochen Breyer, Moderator des ZDF-Morgenmagazins, hat in dieser Woche ein olivgrünes Hemd getragen, das auf dem TV-Bildschirm braun zu sein schien. Das ZDF sah sich im Anschluss an die Sendung dazu gezwungen, folgende Entschuldigung zu verfassen, die ich ehrlich gesagt schlicht und ergreifend peinlich finde (und deswegen auch nicht weiter kommentieren möchte):

Foto: Screenshot

Zum Schluss möchte ich euch ein sehr lesenswertes Gesptäch empfehlen, das Henryk M. Broder mit Abdul Adhim Kamouss, dem Prediger, der vor einigen Wochen bei Günther Jauch für „Furore“ sorgte: „Witze über alles, nur nicht über Mohammed“

Gedanken zur Woche #37

5. Oktober 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Allein dieser Satz offenbart, welch eine unglaubliche Schandtat die gerade aufgedackte Gewalt in Flüchtlingsheimen ist! Menschen erhoffen sich bei uns endlich einen Ausweg aus ihrer persönlichen Hölle – und werden stattdessen noch tiefer in diese hineingestoßen. Eines ist klar: Die Täter müssen unbedingt dafür bestraft werden!

Papst Franziskus hat in dieser Woche angesichts der Eskalation der Lage im Nahen Osten mehrere Nuntii sowie diplomatische Vertreter zu einem Krisengipfel in den Vatikan eingeladen. Für mich wird immer mehr deutlich: War Benedikt ein „theologischer“ Papst, setzt Franziskus seine Schwerpunkte eindeutig im politischen Bereich. Trotz der heute begonnenen habe ich nicht den Eindruck, dass sich das noch ändern wird.

Günther Jauch steht nach seinem Talk am vergangenen Sonntag stark in der Kritik, weil er einem salafistischen Prediger nicht – wie von vielen Menschen gewünscht – das Mundwerk legte, sondern ihn gewähren ließ. Folgender Artikel im „Spiegel“ zeigt aber: Das Problem liegt nicht bei Jauch, sondern hat einen ganz anderen Ursprung:
Unser Muslim, das unbekannte Wesen

Ich habe es bereits erwähnt: Heute hat in Rom die zweiwöchige Bischofssynode zu Themen wie Familie, Partnerschaft und Sexualität mit einer feierlichen Messe im Petersdom begonnen. Bereits im Vorfeld haben sich zwei Lager herausgebildet, die sich gegenseitig „bekämpfen“: die eine Gruppe ist von konservativer Prägung, die andere von progressiver. Der Leitartikel der aktuellen „Christ und Welt“ verschafft einen guten Überblick über die gesamte Situation: Meine Ehe, deine Ehe

Rezension: theo. Katholisches Magazin

1. Oktober 2014 Theologie
von Matija Vudjan

Bereits vor einiger Zeit, noch im Juli, habe ich ein Ansichtsexemplar des theo-Magazins (Webseite s. hier) bekommen. Durch meinen Urlaub, die Exkursion nach Berlin (ich berichtete) sowie mehrere universitäre Verpflichtungen habe ich es also relativ lange nicht geschafft, in das Magazin zu schauen. Umso intensiver habe ich mich in den vergangenen Tagen mit „theo“ befasst – und möchte euch heute darüber berichten.

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