Gedanken zur Woche #42

30. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In Ferguson hat in dieser Woche eine Geschworenen-Jury entschieden: Darren Wilson, der Polizist, der den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown am 9. August erschossen hat, wird nicht wegen Mordes angeklagt. Was also wieso in der damaligen Nacht geschehen ist, werden wir also nie erfahren. Eine Schande für das Justizsystem in den USA, ist doch auch die Klärung solcher offener Fragen Grundaufgabe der Judikative.

Ich kann deswegen auch vollkommen nachvollziehen, dass die Menschen in Ferguson auf die Straßen gehen. Zumal der Fall in brisanter Weise aufdeckt, dass auch 60 Jahre nach Martin Luther King und Rosa Parks, trotz eines schwarzen Präsidenten in den USA noch ein latenter Rassismus herrscht. Die gleichzeitige, offenkundige Höherstellung von (weißen) Polizisten tut da ihr übriges.

Die Bundesregierung hat sich in dieser Woche (auf Ebene der Regierungsfraktionen) über die Frauenquote gestritten. Jetzt wurde beschlossen, dass sie endlich kommen soll – und das ist gut so! Grundsätzlich muss Leistung immer erstes Einstellungskriterium sein. Wenn aber bei gleicher Leistung i. d. R. immer Männer bevorzugt werden, besteht ein grundsätzliches Problem im System – und das kann (und muss man) gesetzlich angehen!

Real Madrid hat einen neuen Sponsor: in den kommenden drei Jahren unterstützt eine arabische Großbank den spanischen Fußballclub. Aus Rücksicht auf diesen Sponsor hat Madrid (für den arabischen Raum) das Kreuz, das das Vereinswappen ziert, aus diesem entfernt. Diese Handlung ist sinnbildlich für alle Probleme, die unsere westliche Gesellschaften mit dem Islam haben: Während uns dieser selbstbewusst und stolz entgegentritt, verstecken wir unsere eigenen Ursprünge – und damit uns selbst! Dass es dann nicht zu einem (gleichberechtigten) Dialog kommen kann, versteht sich von selbst!

Das Bundesverwaltungsgericht hat – für Hessen, aber durchaus mit Präzedenzcharakter für das gesamte Bundesgebiet – entschieden: Die immer weiter ausufernde Sonntagsarbeit muss eingeschränkt werden. Zwar wurde es in diesem konkreten Fall nur auf wenige Fälle angewendet, aber die grundsätzliche Tendenz muss beibehalten werden: Es braucht einen Tag, den der Mensch vollkommen frei und selbstbestimmt gestalten darf. Dass dies der Sonntag ist, ist geschichtlich bedingt. Der Gedanke dahinter ist aber ein durchaus unchristlicher – und vollkommen legitimer wie notwendiger!

Der ab 2015 geltende Mindestlohn wird immer löchriger: Die Bundesregierung hat ihn in dieser Woche für das Post- bzw. Zustellungsgewerbe aufgehoben. Eine problematische Entscheidung, wie ich finde! Wenn man davon überzeugt ist, dass jedermann das Recht haben muss, für einen menschenwürdigen Lohn zu arbeiten, ist die Frage, warum diese Überzeugung für bestimmte Arbeitsgruppen nicht gelten soll, von elementarer Bedeutung!

Zum Schluss möchte ich euch eine Leseempfehlung geben: In der Wochenzeitung „der Freitag“ wurde ein Interview mit Thomas Piketty und Jürgen Trittin veröffentlicht, in dem es um die Probleme und Ursachen der aktuellen wirtschaftlichen Probleme in der Welt geht:
„Wer zockt uns ab, Monsieur Piketty?!“

Und noch ein weiterer Lesetipp: Jakob Augstein hat (wieder einmal) eine sehr lesenswerte Kolumne für den Spiegel gelesen (— eine Notiz am Rande: generell denke ich, dass Augstein mehr und mehr zu einem führenden Denker in unserer Gesellschaft wird); dieses Mal zur Flüchtlingsproblematik:
„Die hässlichen Deutschen“

Gedanken zur Woche #41

23. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Beim Fußballspiel zwischen Italien und Kroatien am vergangenen Wochenende kam es — wieder einmal — zu massiven Ausschreitungen seitens radikaler „Fans“. Wollen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass der Fußball dauerhaft eine Familienveranstaltung bleibt, müssen sie endlich etwas gegen solche Idioten unternehmen!

Das neueste IS-Video, das die Hinrichtung Peter Kassigs und weiterer Geiseln zeigt, verdeutlicht einmal mehr die Skrupellosigkeit der Terrororganisation, war der US-Amerikaner doch in Gefangenschaft zum Islam konvertiert. Spätestens jetzt müsste es aus der islamischen Welt offene Proteste gegen die Terroristen geben — zumal sich diese jetzt endgültig als Religion missbrauchende Gruppierung offenbart haben.

In Günther Jauchs Talkshow wurde am vergangenen Sonntag ein Interview mit dem russischen Präsident Wladimir Putin gezeigt, in dem dieser ganz offen die Annexion der Krim zugegeben hat (bisher hat er ja nur von einer Verteidigung der russischen Bevölkerung gesprochen). Die Karten wurden jetzt also aufgedeckt — jetzt müsste also eigentlich eine entprechende Antwort des Westens folgen. Die Situation eskaliert offenkundig immer mehr — mein Eindruck ist, dass sie schon sehr bald explodieren könnte…

Bei einem von Palästinensern verübten Anschlag auf eine Synagoge auf dem Jerusalemer Tempelberg sind insgesamt sieben Personen gestorben. Die Tat ist ohne Zweifel zu verurteilen; grundsätzlich sollte aber klar sein, dass das Problem so lange nicht gelöst werden wird, bis sich die politischen Parteien nicht aufeinander zubewegen und eine Lösung anstreben werden!

Die in dieser Woche stattgefundene ARD-Toleranzwoche ist von vielen Seiten kritisiert worden. Ohne sie selbst intensiv verfolgt zu haben, denke ich, dass sie trotzdem ihre Berechtigung hatte: Mein Eindruck ist, dass die Toleranzschwelle in unserer Gesellschaft gerade in den letzten vergangenen Wochen und Monaten stark zurückgegangen ist (man denke hier nur an die laufende Debatte zur Aufnahme von Flüchtlingen)!

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erstaunt in diesen Tagen mit dem Vorstoß, dass an türkischen Schulen demnächst unterrichtet werden solle, dass Amerika bereits im 7. Jahrhundert von Muslimen entdeckt (und erobert) worden sei. Ich stelle mir momentan die Frage: Was will Erdoğan mit dieser — wissenschaftlich äußerst fragwürdigen — Umschreibung der Weltgeschichte bezwecken? Wenn mir das jemand erklären kann und möchte, freue ich mich sehr darüber!

Der rot-rot-grüne Koalitionsvertrag in Thüringen steht und schon kündigen einige Politiker und vor allem Medien den Untergang des Abendlandes an. Ganz ehrlich: Entscheidend ist grundsätzlich und zunächst einmal nicht die SED-Vergangenheit der Linkspartei, sondern, dass sie eine gute und verlässliche Regierungsasrbeit erledigen wird — zumal die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit fest im Koalitionsvertrag eingetragen worden ist!

Gedanken zur Woche #40

17. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Die Ethikkommission der FIFA hat die Vergabe der beiden Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar im Hinblick auf Korruptionsvorwürfe untersucht – und hat in beiden Fällen keinerlei Auffälligkeiten gefunden. Bemerkenswert, wie sehr man sich manchmal doch selbst beweihräuchern kann. Ich frage mich ja allen Ernstes, ob die Verantwortlichen in der FIFA wirklich glauben, dass ihnen auch nur irgendjemand die Ergebnisse der Ethikkommission als wahr abkauft…

Am Donnerstag hat im Bundestag die erste Grundsatzdebatte zum Thema der Sterbehilfe, bzw. des assistieren Suizids stattgefunden. Fast fünf Stunden hat sie gedauert – und wurde tatsächlich in ihrer Ernsthaftigkeit der Würde des Hauses sowie des Themas gerecht. Das ist gut so; noch besser wäre es aber, wenn diese Ernsthaftigkeit auch vermehrt im „Alltagsgeschäft“ des Bundestages gewahrt würde.

Auch Jakob Augstein hat sich in seiner wöchentlichen Spiegel-Kolumne mit dem Thema der Sterbehilfe auseinandergesetzt. Entstanden ist ein sehr lesenswerter Artikel, den ich euch nur empfehlen kann:
Verschont den Tod!

Heute ist in Sat.1 eine neue Sendung angelaufen: In „Hochzeit auf den ersten Blick“ heiraten zwei Personen, die sich vorher nie gesehen haben (aber nach wissenschaftlichen Algorhythmen zusammenpassen). Dass ich eine solche Sendung als Theologe nicht gut heißen kann, versteht sich von selbst. Aber auch ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, wie weit das Trash-TV im Kampf um die Quote noch gehen will – hat diese Sendung doch eine ganz andere (ethische) Qualität als „Klassiker“ wie das ‚Dschungelcamp‘ oder ‚Big Brother‘.

Gedanken zur Woche #39

10. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Heute feiern wir 25 Jahre Deutschen Mauerfall. Die TV-Anstalten hierzulande haben sich schon in der gesamten vergangenen Woche mit diesem Jubiläum beschäftigt. Mein Eindruck dabei ist aber, dass es dabei hauptsächlich um die Unterschiede zwischen „Wessis“ und „Ossis“ ging. Mit Verlaub: Das alles ist nichts anderes als reine Konstruktion! Wir sind alle ein Volk!

Die Mitglieder der SPD haben sich für Koalitionsverhandlungen mit der Linkspartei ausgesprochen. Mal abgesehen davon, dass das Ergebnis nicht so positiv ist, wie es die Parteispitze zu verkaufen versucht (nur etwa 70% der Wahlberechtigten haben teilgenommen, davon haben ca. 70% für Verhandlungen gestimmt), kann ich die künstliche Aufregung einiger wegen eines möglichen linken Ministerpräsidenten nicht verstehen: Der MP ist nur Vorsitzender einer Regierung – und davon haben wir bekanntlich bereits mehrere unter linker Beteiligung! Ob man Wirt oder Kellner ist, spielt doch überhaupt keine Rolle!

Am Montag ist der – lange angekündigte – Suizid einer US-Amerikanerin bekannt geworden – und hat die bereits laufende Debatte neu angeheizt. Meine Position zu diesem Thema habe ich bereits vor ein paar Wochen hier im Blog entfaltet. Angesichts der neuen Aktualität des Themas möchte ich sie euch noch einmal zur Lektüre empfehlen:
Die Debatte um Sterbehilfe – eine theologische Annäherung (Teil 1)
Die Debatte um Sterbehilfe – und die Frage nach der Würde (Teil 2)

Wie bereits erwähnt: Die Sterbehilfe-Debatte ist neu angeheizt worden – und wird sehr leidenschaftlich geführt (ich war in dieser Woche selbst an einer sehr intensiven Diskussion zu dem Thema beteiligt). Entscheidend in dieser Hinsicht scheint mir das Verständnis von (menschlicher) Würde zu sein. So hat sich in dieser Woche der Leiter der päpstlichen Akademie für das Leben, Ignacio Carrasco de Paula, des Todesakt kritisiert – und damit seinesfalls eine kontroverse Diskussion ausgelöst:
„Vatikan kritisiert Suizid“

Die GDL hat wieder gestreikt. Angekündigt waren insgesamt 109 Stunden (!), letztlich hat der Arbeitskampf nur knapp drei Tage gedauert. Die Gewerkschaft hat bereits neue Streiks angekündigt – und sollte sich deswegen nicht wundern, dass das ein Schuss in den Ofen sein könnte, wenn sich Reisende sukzessive von der Bahn als Reisemittel abwenden werden – und die Lokführer irgendwann (wegen übertriebener Streikmaßnahmen) arbeitslos werden…

Gedanken zur Woche #38

2. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Gauck wird momentan kritisiert, weil er sich kritisch über eine mögliche rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen geäußert hat. Vielleicht ist der Zeitpunkt seiner Äußerungen etwas unglücklich gewählt, aber grundsätzlich muss unser Staatsoberhaupt das Recht haben, politische Entwicklungen und Geschehnisse zu kommentieren!

Eine US-Amerikanerin, die an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankt ist, wollte im Leben gestern eigentlich ein Ende setzen – und hat dies lange vorher öffentlich anghekündigt. Kurzfristig hat sie sich jetzt entschieden, ihren Suizid zu einem späteren Zeitpunkt zu vollziehen. Mit dieser Entscheidung offenbart sie nur eines: Auch in der Situation der Krankheit kann das Leben lebenswert sein!
[Nachtrag, 03.11.: Inzwischen wurde im Namen der Familie mitgeteilt, dass die Betroffene (wie geplant) doch am Samstag die tödlichen Medikamente eingenommen hat. Auch wenn ich inhaltlich bei meiner Aussage bleibe, beruht sie dennoch auf einer Falschinformation. Dafür möchte ich mich entschuldigen.]

Am vergangenen Wochenende fand in Köln eine Hooligan-Demonstration statt, bei der es zu massiven Gewaltausbrüchen kam. Es mag sein, dass unser Grundgesetz grundsätzlich jedem Bürger das Recht zuspricht, sich zu Demonstrationen zu versammeln; wenn dieses Recht aber für reine Gewaltexesse mißbraucht wird, sollte man über darüber hinwegsehen können – und solche Veranstaltungen schlichtweg verbieten!

Jochen Breyer, Moderator des ZDF-Morgenmagazins, hat in dieser Woche ein olivgrünes Hemd getragen, das auf dem TV-Bildschirm braun zu sein schien. Das ZDF sah sich im Anschluss an die Sendung dazu gezwungen, folgende Entschuldigung zu verfassen, die ich ehrlich gesagt schlicht und ergreifend peinlich finde (und deswegen auch nicht weiter kommentieren möchte):

Foto: Screenshot

Zum Schluss möchte ich euch ein sehr lesenswertes Gesptäch empfehlen, das Henryk M. Broder mit Abdul Adhim Kamouss, dem Prediger, der vor einigen Wochen bei Günther Jauch für „Furore“ sorgte: „Witze über alles, nur nicht über Mohammed“