Über die Macht des Wortes und der Gesten

5. Dezember 2014 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
In der vergangenen Woche sind vor allem zwei aus kirchlicher Sicht wichtige Ereignisse in der Öffentlichkeit stärker rezipiert worden: zum einen die Rede des Papstes im Europäischen Parlament am vergangenen Dienstag in Straßburg, zum anderen der Staatsbesuch des Heiligen Vaters am vergangenen Wochenende in der Türkei. In beiden Fällen hat Franziskus einen bleibenden Eindruck hinterlassen, hat er in Straßburg doch offen und ehrlich wie lange niemand mehr die Probleme angesprochen, die die Europäische Gemeinschaft derzeit umgeben und in der Türkei deutlich (wie es kaum jemand erwartet hätte) mehr Rechte für Christen und andere nicht-islamische Religionsgemeinschaften gefordert. Besonders deutlich wird dabei, über welches ‚Machtinstrument‘ der Heilige Vater – anders als der Großteil der auf dem politischen und diplomatischen Parkett agierenden Personen – verfügt.

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Gedanken zur Woche #42

30. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In Ferguson hat in dieser Woche eine Geschworenen-Jury entschieden: Darren Wilson, der Polizist, der den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown am 9. August erschossen hat, wird nicht wegen Mordes angeklagt. Was also wieso in der damaligen Nacht geschehen ist, werden wir also nie erfahren. Eine Schande für das Justizsystem in den USA, ist doch auch die Klärung solcher offener Fragen Grundaufgabe der Judikative.

Ich kann deswegen auch vollkommen nachvollziehen, dass die Menschen in Ferguson auf die Straßen gehen. Zumal der Fall in brisanter Weise aufdeckt, dass auch 60 Jahre nach Martin Luther King und Rosa Parks, trotz eines schwarzen Präsidenten in den USA noch ein latenter Rassismus herrscht. Die gleichzeitige, offenkundige Höherstellung von (weißen) Polizisten tut da ihr übriges.

Die Bundesregierung hat sich in dieser Woche (auf Ebene der Regierungsfraktionen) über die Frauenquote gestritten. Jetzt wurde beschlossen, dass sie endlich kommen soll – und das ist gut so! Grundsätzlich muss Leistung immer erstes Einstellungskriterium sein. Wenn aber bei gleicher Leistung i. d. R. immer Männer bevorzugt werden, besteht ein grundsätzliches Problem im System – und das kann (und muss man) gesetzlich angehen!

Real Madrid hat einen neuen Sponsor: in den kommenden drei Jahren unterstützt eine arabische Großbank den spanischen Fußballclub. Aus Rücksicht auf diesen Sponsor hat Madrid (für den arabischen Raum) das Kreuz, das das Vereinswappen ziert, aus diesem entfernt. Diese Handlung ist sinnbildlich für alle Probleme, die unsere westliche Gesellschaften mit dem Islam haben: Während uns dieser selbstbewusst und stolz entgegentritt, verstecken wir unsere eigenen Ursprünge – und damit uns selbst! Dass es dann nicht zu einem (gleichberechtigten) Dialog kommen kann, versteht sich von selbst!

Das Bundesverwaltungsgericht hat – für Hessen, aber durchaus mit Präzedenzcharakter für das gesamte Bundesgebiet – entschieden: Die immer weiter ausufernde Sonntagsarbeit muss eingeschränkt werden. Zwar wurde es in diesem konkreten Fall nur auf wenige Fälle angewendet, aber die grundsätzliche Tendenz muss beibehalten werden: Es braucht einen Tag, den der Mensch vollkommen frei und selbstbestimmt gestalten darf. Dass dies der Sonntag ist, ist geschichtlich bedingt. Der Gedanke dahinter ist aber ein durchaus unchristlicher – und vollkommen legitimer wie notwendiger!

Der ab 2015 geltende Mindestlohn wird immer löchriger: Die Bundesregierung hat ihn in dieser Woche für das Post- bzw. Zustellungsgewerbe aufgehoben. Eine problematische Entscheidung, wie ich finde! Wenn man davon überzeugt ist, dass jedermann das Recht haben muss, für einen menschenwürdigen Lohn zu arbeiten, ist die Frage, warum diese Überzeugung für bestimmte Arbeitsgruppen nicht gelten soll, von elementarer Bedeutung!

Zum Schluss möchte ich euch eine Leseempfehlung geben: In der Wochenzeitung „der Freitag“ wurde ein Interview mit Thomas Piketty und Jürgen Trittin veröffentlicht, in dem es um die Probleme und Ursachen der aktuellen wirtschaftlichen Probleme in der Welt geht:
„Wer zockt uns ab, Monsieur Piketty?!“

Und noch ein weiterer Lesetipp: Jakob Augstein hat (wieder einmal) eine sehr lesenswerte Kolumne für den Spiegel gelesen (— eine Notiz am Rande: generell denke ich, dass Augstein mehr und mehr zu einem führenden Denker in unserer Gesellschaft wird); dieses Mal zur Flüchtlingsproblematik:
„Die hässlichen Deutschen“

Zum Religionsunterricht an staatlichen Schulen

25. November 2014 Gesellschaft
von Matija Vudjan

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Gedanken zur Woche #41

23. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Beim Fußballspiel zwischen Italien und Kroatien am vergangenen Wochenende kam es — wieder einmal — zu massiven Ausschreitungen seitens radikaler „Fans“. Wollen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass der Fußball dauerhaft eine Familienveranstaltung bleibt, müssen sie endlich etwas gegen solche Idioten unternehmen!

Das neueste IS-Video, das die Hinrichtung Peter Kassigs und weiterer Geiseln zeigt, verdeutlicht einmal mehr die Skrupellosigkeit der Terrororganisation, war der US-Amerikaner doch in Gefangenschaft zum Islam konvertiert. Spätestens jetzt müsste es aus der islamischen Welt offene Proteste gegen die Terroristen geben — zumal sich diese jetzt endgültig als Religion missbrauchende Gruppierung offenbart haben.

In Günther Jauchs Talkshow wurde am vergangenen Sonntag ein Interview mit dem russischen Präsident Wladimir Putin gezeigt, in dem dieser ganz offen die Annexion der Krim zugegeben hat (bisher hat er ja nur von einer Verteidigung der russischen Bevölkerung gesprochen). Die Karten wurden jetzt also aufgedeckt — jetzt müsste also eigentlich eine entprechende Antwort des Westens folgen. Die Situation eskaliert offenkundig immer mehr — mein Eindruck ist, dass sie schon sehr bald explodieren könnte…

Bei einem von Palästinensern verübten Anschlag auf eine Synagoge auf dem Jerusalemer Tempelberg sind insgesamt sieben Personen gestorben. Die Tat ist ohne Zweifel zu verurteilen; grundsätzlich sollte aber klar sein, dass das Problem so lange nicht gelöst werden wird, bis sich die politischen Parteien nicht aufeinander zubewegen und eine Lösung anstreben werden!

Die in dieser Woche stattgefundene ARD-Toleranzwoche ist von vielen Seiten kritisiert worden. Ohne sie selbst intensiv verfolgt zu haben, denke ich, dass sie trotzdem ihre Berechtigung hatte: Mein Eindruck ist, dass die Toleranzschwelle in unserer Gesellschaft gerade in den letzten vergangenen Wochen und Monaten stark zurückgegangen ist (man denke hier nur an die laufende Debatte zur Aufnahme von Flüchtlingen)!

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erstaunt in diesen Tagen mit dem Vorstoß, dass an türkischen Schulen demnächst unterrichtet werden solle, dass Amerika bereits im 7. Jahrhundert von Muslimen entdeckt (und erobert) worden sei. Ich stelle mir momentan die Frage: Was will Erdoğan mit dieser — wissenschaftlich äußerst fragwürdigen — Umschreibung der Weltgeschichte bezwecken? Wenn mir das jemand erklären kann und möchte, freue ich mich sehr darüber!

Der rot-rot-grüne Koalitionsvertrag in Thüringen steht und schon kündigen einige Politiker und vor allem Medien den Untergang des Abendlandes an. Ganz ehrlich: Entscheidend ist grundsätzlich und zunächst einmal nicht die SED-Vergangenheit der Linkspartei, sondern, dass sie eine gute und verlässliche Regierungsasrbeit erledigen wird — zumal die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit fest im Koalitionsvertrag eingetragen worden ist!

Gedanken zur Woche #40

17. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Die Ethikkommission der FIFA hat die Vergabe der beiden Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar im Hinblick auf Korruptionsvorwürfe untersucht – und hat in beiden Fällen keinerlei Auffälligkeiten gefunden. Bemerkenswert, wie sehr man sich manchmal doch selbst beweihräuchern kann. Ich frage mich ja allen Ernstes, ob die Verantwortlichen in der FIFA wirklich glauben, dass ihnen auch nur irgendjemand die Ergebnisse der Ethikkommission als wahr abkauft…

Am Donnerstag hat im Bundestag die erste Grundsatzdebatte zum Thema der Sterbehilfe, bzw. des assistieren Suizids stattgefunden. Fast fünf Stunden hat sie gedauert – und wurde tatsächlich in ihrer Ernsthaftigkeit der Würde des Hauses sowie des Themas gerecht. Das ist gut so; noch besser wäre es aber, wenn diese Ernsthaftigkeit auch vermehrt im „Alltagsgeschäft“ des Bundestages gewahrt würde.

Auch Jakob Augstein hat sich in seiner wöchentlichen Spiegel-Kolumne mit dem Thema der Sterbehilfe auseinandergesetzt. Entstanden ist ein sehr lesenswerter Artikel, den ich euch nur empfehlen kann:
Verschont den Tod!

Heute ist in Sat.1 eine neue Sendung angelaufen: In „Hochzeit auf den ersten Blick“ heiraten zwei Personen, die sich vorher nie gesehen haben (aber nach wissenschaftlichen Algorhythmen zusammenpassen). Dass ich eine solche Sendung als Theologe nicht gut heißen kann, versteht sich von selbst. Aber auch ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, wie weit das Trash-TV im Kampf um die Quote noch gehen will – hat diese Sendung doch eine ganz andere (ethische) Qualität als „Klassiker“ wie das ‚Dschungelcamp‘ oder ‚Big Brother‘.