Um zum Thema zurückzukommen: Mein Kommilitone, der sich selbst als Atheist bezeichnet (einer muss das Klischee ja erfüllen), meint, man müsse in Todesanzeigen, vor allem aber bei öffentlichen Berichterstattungen, z. B. in Online-Zeitungen die beiden Symbole * und † verbieten, weil sie ja christlich seien und somit die Religionsfreiheit Andersgläubiger verletzten.
In diesem Zusammenhang eine kurze Erklärung: Sowohl Stern (für Geburt) als auch Kreuz (für Tod) sind – zunächst – christliche Symbole. Der Stern symbolisiert den „Stern von Bethlehem“, dem die Heiligen 3 Könige folgten, um den Neugeborenen Jesus zu finden (Mt 2,9). Das Kreuz, das an die Kreuzigung Jesu und damit an seinen Tod erinnert, ist seit dem 3. Jh. das bekannteste und wichtigste christliche Symbol.
Bei Todesanzeigen ist es mit den christlichen Symbolen eine spezielle Sache: diese sind ja in den meisten Fällen privat in Auftrag gegeben – dem Wunsch des Verstorbenen und seiner Familie kann also nachgegangen werden. Aber in Bezug auf Medien hat mein Kommilitone – auf den ersten Blick – Recht: Wenn ein Nichtchrist in der Zeitung oder im Internetportal liest: „XY (†99) ist nach schwerer Krankheit verstorben“, dann kann ich durchaus nachvollziehen, dass er sich in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt.
ABER: Manche Zeichen oder Symbole sind in unserer heutigen Welt bereits so weit profanisiert, dass viele den eigentlichen Ursprung nicht mehr erkennen – beim Stern ist das z. B. der Fall, da bin ich mir sicher. Ich behaupte sogar, dass die beiden Zeichen Stern und Kreuz so weit Allgemeingültigkeit erlangt haben, dass man sie als Ideogramme bezeichnen kann, also Zeichen oder Symbole, die ganz klar und unmissverständlich für einen Begriff, oder in diesem Fall ein Ereignis stehen. Deshalb denke ich, dass Stern und Kreuz – obwohl sie ganz klar einen christlichen Hintergrund haben – keineswegs die Religionsfreiheit Andersdenkender berühren, und erst recht nicht verletzen.
Wenn man tatsächlich so weit geht und ein Verbot solcher Zeichen fordert, zieht man den Einsatz für die Religionsfreiheit meines Erachtens ins Lächerliche. Dann gerät man in die Problematik, dass das eigene Anliegen nicht mehr ernst genommen wird. Vor fast zwei Jahren habe ich schon einmal über genau dieses Thema geschrieben, als Feministen forderten, Verkehrsschilder geschlechtsneutal zu gestalten – und damit (natürlich) scheiterten. Für einen religiösen Dialog kann eine solche Forderung deswegen nur schädlich sein.