Bereits zu Beginn des Jahres, als Raab von Pro7Sat1 als Moderator des Duells nominiert wurde, gab es von vielen Seiten (teilweise) harsche Kritik an der Entscheidung. Die Allgemeinheit von ARD und ZDF sah in der Person Raab wohl den Untergang der seriösen Journalismus in Deutschland.
Bis zum Beginn des Duells riss die Kritik am Entertainer nicht ab. So meinte ZDF-Chefredakteur Peter Frey noch letzte Woche: „Das Duell ist keine Showbühne für die Mätzchen von Moderatoren. […] Nach der Sendung soll Deutschland nicht darüber diskutieren, ob Raab auch Politik kann, sondern wer die oder der bessere im Kanzleramt ist.“ Und Ulrich Deppendorf, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, ergänzte, auf solch eine Idee wäre man nicht einmal in den USA, dem Mutterland des Unterhaltungsfernsehens, gekommen.
Welches Glück also, dass das für gestern vorhergesagte Szenario nicht erfüllt wurde. Stefan Raab bereicherte das Moderatorenteam nicht nur, er war meiner Meinung nach sogar der beste der vier Fragesteller. Während die beiden Routiniers Maybrit Illner und Peter Klöppel eher blass blieben, trauten sich Raab und seine Partnerin Anne Will (die auch das erste Mal als Moderatorin am TV-Duell teilnahm), provokante Fragen zu stellen und bei unklaren Antworten der Kandidaten öfters nachzuhaken.
Raab entlockte der Bundeskanzlerin dabei das eindeutige Versprechen, keine Auto-Maut einzuführen. Er war es außerdem, der Merkel wiederholt darauf ansprach, dass ihre Antworten zu ausschweifend seien („Das hätten wir auch schneller haben können.“). Und gegen Ende des Duells war er es, der sich mit Peer Steinbrück ein lebendiges Wortgefecht um dessen Absage an eine große Koalition lieferte – und dabei den Satz des Abends aussprach: „Das ist doch keine Haltung zu sagen, ich will nur gestalten, wenn ich auch King of Kotelett bin.“
Man kann die Geschehnisse des gestrigen Abends wohl so zusammenfassen: Entgegen aller Befürchtungen hat Stefan Raab das Duell nicht zu seiner persönlichen Show gemacht, sondern sich als Teamplayer in das Moderatorenteam eingebracht. Er war es aber auch, der die beiden Kontrahenten durch einfache wie provokante Fragen aus ihrer Reserve lockte und das Duell dadurch spannend machte.
Ich möchte nicht so weit gehen wie die Bild-Zeitung und Raab als Sieger des TV-Duells ausrufen, aber in gewisser Weise ist Raab der Retter des gestrigen Abends. Dafür müssten ihm die Herren Frey und Deppendorf eigentlich zu Dank verpflichtet sein. Zumindest sind sie ihm aber eine Entschuldigung schuldig.