Bei uns fließen immer noch Milch und Honig

30. August 2013 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Für den Urlaub in Kroatien ist es – wie in jedem anderen mediterranen Land auch – fast schon obligatorisch, einen Abstecher an das Meer bzw. an die Küste zu machen. Wenn ihr meine Urlaubsposts der letzten Wochen verfolgt habt, werdet ihr aber bemerkt haben, dass mir diese Chance in diesem Jahr verwehrt blieb. Denn leider musste ich mich im Urlaub statt am Strand in Krankenhäusern aufhalten.

Bevor ich euch Sorgen macht, einmal die kurze Entwarnung: Mir ist nichts passiert! Aber auch, wenn ein Familienmitglied – und vor allem eines, das man im Jahr nur an weinigen Tagen sieht – plötzlich schwer krank wird, geraten die eigenen (Urlaubs-)Interessen in den Hintergrund. Inzwischen hat sich die Situation auch wieder – Gott sei Dank – gebessert.

Mir ist in den vergangenen zwei Wochen, in denen ich jeden Tag am Krankenbett war, klar geworden, wie gut es uns hier in Deutschland eigentlich geht – und dass wir uns dessen überhaupt nicht bewusst sind. Ja, was es unsere medizinische Versorgung angeht, leben wir in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: Privat versicherte Patienten werden gesetzlich versicherten gegenüber klar bevorzugt. Ja, unsere medizinische Versorgung ist seht teuer: Für gute Medikamente muss man heute viel Geld zahlen, zumal sich die meisten Krankenkassen immer weniger an den entsprechenden Kosten beteiligen. Und ja, unsere medizinische Infrastruktur ist veraltet: In Krankenhäusern liegen häufig 5 statt 3 Patienten in einem Zimmer.

Ich könnte diese Liste wohl noch erweitern, aber sie zeigt wohl auch in dieser Form, dass das Gesundheitssystem in Deutschland nicht perfekt ist. Trotzdem: im Vergleich zu dem, was ich in Kroatien erleben durfte musste, kann ich wirklich nur sagen, dass es uns hier wirklich blendend geht.

Könnt ihr euch vorstellen, dass jemand mit den Symptomen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus eingeliefert wird und dann nach einer kurzen Untersuchung, die die Vermutung nicht bestätigen kann, 4 Tage lang (!) nicht mehr untersucht wird und dementsprechend nicht sachgemäß behandelt werden kann?

Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Patient, bei dem der Verdacht auf Prostatakrebs besteht und dem bei einer Biopsie der Darm verletzt wird, einfach nach Hause geschickt wird, wohl wissend, dass eine Darmblutung tödlich ist?

Ehrlich gesagt: Ich kann mir beides nicht vorstellen – aber beides ist wirklich passiert. Ja, manchmal findet ein Gerät nicht sofort die Ursache für einen Schlaganfall. Aber ich weiß, dass ein deutscher Arzt niemals vier Tage bis zur nächsten Untersuchung warten würde, sondern wahrscheinlich sofort die nächste einleiten würde.

Und ja, alle Menschen machen irgendwann Fehler, und auch einem deutschen Arzt kann es passieren, dass er einen Patienten während einer Operation versehentlich verletzt. Aber ich weiß auch, dass ein deutscher Arzt seinen Patienten nach solch einem Vorfall nicht nach Hause schicken, sondern sich umso mehr um sein Wohlergehen kümmern würde.

Ich möchte das kroatische Gesundheitssystem hier nicht pauschalisieren, dafür habe ich in den drei Wochen, die ich in Kroatien war, einfach zu wenig mitbekommen (und ich weiß ja auch nicht, wie es in anderen kroatischen Krankenhäusern aussieht). Dennoch sprechen diese beiden Vorfälle für sich – und zeigen uns: Bei aller berechtigten Kritik am deutschen Gesundheitssystem können wir uns sicher sein, im Falle der Falles die bestmögliche Behandlung zu bekommen!

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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