Gedanken zur Woche #63

17. Mai 2015 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Immer pünktlich am Sonntag Abend: eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Geschehnisse der vergangenen sieben Tage, verbunden mit einem kurzen Kommentar. Das sind die #GedankenZurWoche! Die Themen in der heutigen Ausgabe: Die innerkirchliche Diskussion um Familie und Sexualmoral, einen Cyber-Angriff auf den Bundestag, neue Details in der BND-Affäre, die Selbstzerfleischung der AfD sowie „Sprachprobleme“ in der katholischen Bloggerszene.


Das ZdK hat sich Anfang der Woche in einem Positionspapier u. a. für die Segnung homosexueller Paare sowie für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion ausgesprochen – auf Seiten der deutschen Bischöfe hat dies (teilweise) zu starker Kritik geführt. Ich kann beide Positionen nachvollziehen – und möchte an dieser Stelle den positiven Aspekt der ganzen Situation betonen: Endlich wird diskutiert – und zwar im öffentlichen Raum! Das ist das beste, das der Kirche in dieser Situation passieren konnte – und zwar unabhängig von der letztlichen „Entscheidung“!

Deutlich wird dies auch anhand einer Aussage, die Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck vor einigen Tagen bei einer Veranstaltung der katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim an der Ruhr getroffen hat: Es könne gar nicht positiv genug bewertet werden, dass es – grundsätzlich – einen Diskurs um die zukünftige Positionierung der Kirche gebe. Gleichzeitig zeige dieser aber auch, dass dem Seelsorger vor Ort eine bedeutendere Rolle zukommen müsse: „Ich halte es für gut, hier seelsorgerisch sehr klug vorzugehen – ohne daraus gleich eine öffentliche Norm zu machen.“

Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der BND die Bundesregierung 2008 vor einer Wirtschaftsspionage durch die USA gewarnt haben; die Warnung sei allerdings von der Regierung ignoriert worden. Zwei Dinge werden hier deutlich: Erstens scheint unser Geheimdienst doch nicht so sehr von der NSA abhängig zu sein, wie manche Zeitgenossen uns weis zu machen versuchen und zweitens scheint die Verantwortung des Kanzleramtes in der ganzen Affäre doch eine größere und tiefgründigere zu sein als bisher angenommen.

Die AfD, namentlich ihr Vorstand, zerfleischt sich momentan selbst – man kann wohl davon ausgehen, dass die Partei in absehbarer Zeit von der politischen Bildfläche verschwinden wird. Das Problem dabei ist, dass dadurch ein Vakuum entsteht, das durch eine deutlich radikalere Partei gefüllt werden könnte – das Potential dazu scheint jedenfalls da zu sein (man achte nur auf Pegida und seine zahlreichen Ableger, rechte Kräfte in der AfD selbst, u. v. m.). Das muss durchaus mit Sorge betrachtet werden…

Die zwölf Geschworenen des Bundesgerichtes in Massachusetts haben gestern entschieden: Dschochar Zarnajew, einer der Attentäter auf den Boston-Marathon 2013, soll durch die Giftspritze exekutiert werden. Qualitativ stellen sich die Geschworenen damit (aus der ethischen Perspektive) auf dieselbe Ebene wie der Attentäter. Protest gegen diese Entscheidung gibt es von europäischer Seite aus aber kaum (nachweislich sieht dies in Bezug auf Staaten in Asien und Afrika anders aus). Die alles entscheidende Frage lautet deswegen: WARUM?!

Vor einigen Wochen habe ich bereits auf den Artikel von Erik Flügge hingewiesen, in dem er die Sprache der Kirche kritisiert (siehe hier). Deutlich wird dieses Problem nicht nur in der ‚offiziellen‘ Kirchensprache, sondern auch, wenn man sich die katholische Bloggerszene anschaut, die größtenteils ohne wirklichen theologischen Sachverstand argumentiert. Ausführlich werde ich mich mit diesem Thema in der kommenden Woche beschäftigen!

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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