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— Grobi (@grobi_grobsen) 5. Januar 2015
Wenn ihr meine gestrigen #GedankenZurWoche (s. hier) schon gelesen habt, wisst ihr, dass ich die Aktion für ein sehr gutes Zeichen halte – zumal nicht nur am Dom die Außenbeleuchtung abgeschaltet worden ist, sondern (fast) die gesamte Kölner Alt- bzw. Innenstadt daran beteiligt ist.
Das Ausschalten der Außenbeleuchtung ist eine Aktion, die zweifellos polarisiert. Viele Menschen in Politik, Kirche und Gesellschaft stimmen mir zu und begrüßen die Aktion – genauso aber habe ich in den letzten Tagen auch einige Stimmen (vor allem aus katholischen Bloggerkreisen) vernommen, die der Aktion kritisch gegenüberstehen. Exemplarisch möchte ich an dieser Stelle folgende zwei Beiträge anderer Blogger nennen:
Papsttreuer Blog: Auch wenn man nichts davon hält
Katholon: Licht aus in Köln
Ich könnte an dieser Stelle noch andere Blogs nennen, die Argumentation ist aber grundsätzlich sehr ähnlich – zur Anschauung reichen diese beiden Beispiele aus –: Ein Argument ist, dass durch durch das Ausschalten des Lichtes die Kögida-Demonstration unnötig und zusätzlich in den Mittelpunkt des öffentlichen Fokus gesetzt – und alleine dadurch aufgewertet werde. Man kann die Aktion durchaus so betrachten, ich denke aber, dass das ausgeschaltete Licht (und vor allem seine Aussageabsicht) stärker wahrgenommen wird als die Kögida-Demonstration. Letztlich ist das aber ein Argument der ästhetischen Kategorie, also eher schwierig zu bewerten.
Auf der inhaltlichen Ebene jedoch wird ein Argument genannt, das durchaus Gewicht hat und über das es sich lohnt, ein wenig nachzudenken:
„Eine Kirche, die nicht an die Ränder geht, taugt zu nichts mehr, sagt Papst Franziskus. Sie [ist; MV] schal gewordenes Salz.“ (Quelle: katholon)
Noch dezidierter formuliert:
„Ein Kirchengebäude auf diese Weise zu einem Instrument der Tagespolitik zu machen, wird aber weder dem Haus noch der Politik gerecht. […] ‚Licht aus!‘ bedeutet eben auch ‚Kommunikation aus!‘“ […] (Quelle: Papsttreuer Blog)
Das hier aufgeführte Argument, die Kirche müsse von ihrem Selbstverständnis her an den Rand der Gesellschaft gehen und dürfe die Kommunikation zu verschiedenen Gruppen der Gesellschaft nicht abbrechen, ist absolut legitim – spätestens seit Papst Franziskus wird dieser soziale Aspekt kirchlichen Handelns in der Öffentlichkeit wieder groß geschrieben. Von dieser Warte gelesen ist der Protest der Kölner Domkapitels tatsächlich ein Widerspruch: Das ausgeschaltete Licht am in der Kölner Altstadt und vor allem am Dom ist ein Zeichen – ganz klar auch ein Zeichen in Richtung der Kögida-Demonstranten: Fremdenhass und Rassismus haben in Köln, haben in der Katholischen Kirche keinen Platz! An dieser Stelle wird eine Kommunikation eindeutig abgebrochen!
Aber – und das ist der entscheidende Punkt –: Ist Pegida, ist Kögida der Rand der Gesellschaft? (In Zahlen gesprochen) vielleicht . Ist es aber der Rand, den Franziskus meint, wenn er sagt, die Kirche müsse auf eben diesen zugehen? Ganz sicher nicht! Der Rand sind diejenigen Menschen, die ohne jegliches Hab und Gut nach Deutschland kommen. Nicht aus Jux und Tollerei, sondern aus der Not heraus, nicht zu wissen, ob man „zu Hause“ den kommenden Morgen erleben wird, und verbunden mit der Hoffnung, in einem fremden (!) Land wieder in Sicherheit leben zu können. Wenn der vermeintliche Rand gegen den wirklichen Rand schießt, dann gilt es, sich zu entscheiden. Und genau das ist in Köln geschehen – Gott sei Dank!
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
– Mt 5,3.10-12
Sehr geehrter Herr Vudjan, da Sie mich in Ihrem Beitrag zitieren, erlauben Sie mir folgenden Kommentar:
Mein Ansatz ist nicht so sehr der des "Randes der Gesellschaft" obwohl ich glaube, dass das Argument durchaus legitim wäre. Denn zum Rand der Gesellschaft gehören, wie Sie richtig schreiben, die Flüchtlinge und Asylsuchenden, auch die Notleidenden, die "nur" eine lebenswerte Zukunft bei uns suchen, es gehören aber auch diejenigen dazu, die sich um ihre eigene Zukunft sorgen und befürchten, am Ende als Verlierer der Politik dazustehen.
Mir ging es aber nicht darum, ob es sich dabei um den Rand der Gesellschaft handelt, sondern darum, dass es unter den Teilnehmern offenbar eine nicht unbedeutende Anzahl von Menschen gibt, die sich um unsere Kultur sorgen, nicht aus Fremdenhass sondern aus der Überlegung heraus, dass die zu uns kommenden Menschen eine andere Kultur und Religion mit sich bringen, die mit der westeuropäischen, christlich geprägten, nicht ohne weiteres kompatibel ist. Ob diese Sorge berechtigt ist oder nicht, ist gar nicht mein Punkt, sondern dass die teilnehmenden Menschen in Bausch und Bogen mit Rassisten in einen Topf geworfen werden, wenn man ihnen das Licht ausknipst.
Ich spreche dem Domkapitel wie auch den Befürwortern der Aktion "Licht aus" nicht den guten Willen ab, halte sie aber aus oben beschriebenen Gründen für ein falsches Signal. Gefördert wird mit dieser Art der Unterstützung auch eine wenig demokratische Gesinnung von Pegida-Kritikern, die es gestern nach Medienberichten offenbar geschafft haben, dass die Demonstration abgebrochen bzw. statt eines "Spaziergangs" zu einem Treffen umfunktioniert wurde. Eine angemeldete und offenbar rechtsstaatlich nicht zu beanstandende Demonstration wurde durch "Volkswillen" unterbunden. So wie sich die Pegida-Anhänger im Zweifel auch im Umfeld von Rassisten bewegen, bewegen sich deren Kritiker in solch einem Umfeld. Auch das meine ich gilt es zu beachten.
Gottes Segen für Sie und Ihre Arbeit!
Felix Honekamp
Sehr geehrter Herr Honekamp,
vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Ich kann ihre Argumentation jetzt doch noch ein Stück weit besser nachvollziehen, sehe aber an einem Punkt (der für mich persönlich der entscheidende ist) weiterhin ein Problem:
Grundsätzlich gebe ich Ihnen Recht: Die Menschen, die in diesen Tagen auf die Straße gehen, haben konkrete Sorgen und und Ängste. Ich persönlich halte diese Sorgen für unbegründet, um nicht zu sagen, aus der Luft gegriffen. Dennoch: Diese Menschen haben das Recht, gehört zu werden – Aufgabe einer Gesellschaft sollte es sein, mit diesen Menschen das Gespräch zu suchen. An dieser Stelle bin ich mit Ihnen vollkommen d'accord, wenn Sie sagen, dass diese Menschen durch das Ausschalten des Lichtes mit Nazis und Rassisten in einen Topf geworfen werden.
Aber: So ernst die Sorgen in den eigenen Augen auch sein mögen, wird dadurch legitimiert, letztlich tatsächlich mit Neonazis und Rassisten auf die Straße zu gehen? In Köln waren nachweislich Mitglieder der rechten Parteien „NPD“, „Pro NRW“, „Die Rechte“ bei der gestrigen Kundgebung anwesend. In Dresden werden seit mehreren Wochen von der ganzen Menge Begriffe wie „Lügenpresse“ oder „Volksverräter“ skandiert – bekanntlich und nachweislich Vokabeln, die von den Nazis im Dritten Reich regelmäßig benutzt wurden.
Auf der Facebook-Seite des Kölner Doms wurde die Aktion „Licht aus“ angekündigt „als unübersehbares Zeichen des Protests gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Rassismus“. Genau so verstehe ich das Ausschalten des Lichtes: Ja, die Menschen werden durch das Ausschalten der Beleuchtung ausgegrenzt; aber es zeigt eben auch: Der Protest kann nicht zusammen mit Rassisten und Fremdenhassern vorgetragen werden! Pegida/Kögida ist der falsche Ort für das Kundtun der persönlichen Sorgen!
So verstehe ich die Botschaft des Doms ohne Außenbeleuchtung. Deswegen sehe ich sie alles in allem auch positiv. Was man dann allerdings kritisieren kann, ist, dass es nicht deutlich genug kommuniziert worden ist.
Herzliche Grüße und Ihnen Gottes Segen
Matija Vudjan
ANMERKUNG: Dieser Beitrag war Antwort auf folgenden Kommentar, der – aus mir unbekannten Gründen – leider gelöscht wurde:
Sehr geehrter Herr Vudjan, da Sie mich in Ihrem Beitrag zitieren, erlauben Sie mir ebenfalls folgenden Kommentar:
Mein Ansatz ist nicht so sehr der des "Randes der Gesellschaft" obwohl ich glaube, dass das Argument durchaus legitim wäre. Denn zum Rand der Gesellschaft gehören, wie Sie richtig schreiben, die Flüchtlinge und Asylsuchenden, auch die Notleidenden, die "nur" eine lebenswerte Zukunft bei uns suchen, es gehören aber auch diejenigen dazu, die sich um ihre eigene Zukunft sorgen und befürchten, am Ende als Verlierer der Politik dazustehen.
Mir ging es aber nicht darum, ob es sich dabei um den Rand der Gesellschaft handelt, sondern darum, dass es unter den Teilnehmern offenbar eine nicht unbedeutende Anzahl von Menschen gibt, die sich um unsere Kultur sorgen, nicht aus Fremdenhass sondern aus der Überlegung heraus, dass die zu uns kommenden Menschen eine andere Kultur und Religion mit sich bringen, die mit der westeuropäischen, christlich geprägten, nicht ohne weiteres kompatibel ist. Ob diese Sorge berechtigt ist oder nicht, ist gar nicht mein Punkt, sondern dass die teilnehmenden Menschen in Bausch und Bogen mit Rassisten in einen Topf geworfen werden, wenn man ihnen das Licht ausknipst.
Ich spreche dem Domkapitel wie auch den Befürwortern der Aktion "Licht aus" nicht den guten Willen ab, halte sie aber aus oben beschriebenen Gründen für ein falsches Signal. Gefördert wird mit dieser Art der Unterstützung auch eine wenig demokratische Gesinnung von Pegida-Kritikern, die es gestern nach Medienberichten offenbar geschafft haben, dass die Demonstration abgebrochen bzw. statt eines "Spaziergangs" zu einem Treffen umfunktioniert wurde. Eine angemeldete und offenbar rechtsstaatlich nicht zu beanstandende Demonstration wurde durch "Volkswillen" unterbunden. So wie sich die Pegida-Anhänger im Zweifel auch im Umfeld von Rassisten bewegen, bewegen sich deren Kritiker in solch einem Umfeld. Auch das meine ich gilt es zu beachten.
Gottes Segen für Sie und Ihre Arbeit!
Felix Honekamp