Von Recht, Anstand und der Bitte um Erlaubnis

21. März 2014 Allgemein, Gesellschaft
von Matija Vudjan
Heute schreibe ich aus einem für mich sehr wichtigen – und vor allem enttäuschenden Anlass: In letzter Zeit merke ich leider immer öfter, dass meine Bilder von anderen Leuten für ihre eigenen Zwecke entfremdet werden – ohne die Quelle bzw. meinen Namen anzugeben, geschweige denn, mich vorher darüber informiert zu haben.


Es geht in diesem Fall nicht um Bilder, die ich hier im Blog eingestellt habe, sondern (unter anderem) um eine Fotografie aus meinem privaten Facebookkonto. Konkret meine ich dieses Bild, das euch hier im Blog sicherlich schon des Öfteren begegnet ist:

Zugegeben: die Situation habe ich in gewisser Weise selbst zu verantworten: Während ihr das Bild hier mit einem Wasserzeichen (der alten Blog-Adresse) seht, habe ich es bei Facebook lediglich in Reinform eingestellt. Ein Fehler, wie sich jetzt zeigt. Trotzdem hat hier jemand meine Fotografie als sein eigenes Werk ausgegeben.

Ich muss zugeben, dass ich in Bezug auf diese Situation ziemlich zwiegespalten bin. Zum einen freut es mich natürlich, dass eine meiner Fotografien eine doch ziemlich positive Resonanz auslöst (das merke ich unter anderem daran, dass mich viele ehrliche Nutzer fragen, ob sie das Bild benutzen dürfen). Zum anderen bin ich wirklich enttäuscht darüber, dass jemand einfach dahergelaufen kommt, mein Bild auf der eigenen Facebookseite postet und dieses dann noch als sein eigenes ausgibt. Zumal dies im streng juristischen Sinne nichts anderes als Diebstahl ist.

Versteht mich bitte nicht falsch: Ich habe absolut nichts dagegen, dass jemand meine Fotografien für seine Zwecke nutzt – welche auch immer das sein mögen. Ich habe aber etwas dagegen, wenn genau das geschieht, ohne dass ich um die Freigabe meiner Bilder gebeten und als Urheber genannt werde.

Dass das Internet ein Raum der Anonymität ist, ist klar. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile, die ich hier nicht diskutieren möchte (wenn ihr wollt, kann ich das gerne in einem der nächsten Posts tun). Ist die Bewahrung der Anonymität aber gleichbedeutend mit dem Verzicht auf jeglichen Anstand? Es scheint fast so – leider.

Für mich ist es selbstverständlich, dass ich etwas, das ich von jemandem ausleihen möchte, nicht einfach nehme, sondern die entsprechende Person vorher um Erlaubnis bitte – und zwar unabhängig davon, in welchem Kontext und in welcher Umgebung dies geschieht. Ein Beispiel: Wenn ich für ein Fotoprojekt ein Stativ oder ein besonderes Objektiv brauche und weiß, dass ein Freund oder ein Bekannter genau dieses hat, gehe ich nicht einfach hin und nehme das Teil mir nichts dir nichts mit, sondern frage, ob ich es überhaupt benutzen darf.

Für das Internet gelten die gleichen Regeln: Auch wenn man ohne große Umwege an Texte, Bilder oder Videos verschiedenster Art gelangen kann (wodurch offenkundig suggeriert wird, dass sie urheberlos sind), haben diese Medien immer einen Urheber. Dieser Urheber hat das Recht, zu erfahren, was mit den Materialien geschieht, die er der Allgemeinheit bereitstellt. Umgekehrt gilt: Wenn wir Materialien aus dem Internet benutzen, ist es unsere Pflicht, den Urheber darüber zu informieren. Ganz unabhängig davon, dass es eben auch eine Sache des Anstandes ist, das zu tun.

Ich stehe momentan vor dem Problem, tatsächlich nicht zu wissen, was ich machen soll. Auf der einen Seite ist Bilderklau schlicht und ergreifend eine Straftat. Was ich – wie ich finde – nicht auf mir sitzen lassen sollte (denn es besteht ja durchaus auch die Möglichkeit, dass die entsprechende Person noch andere meiner Bilder unerlaubt gebraucht, ohne dass ich davon weiß). Auf der anderen Seite weiß ich, dass so etwas mit sehr viel Aufwand und noch mehr Kosten verbunden ist – und nicht zwangsläufig erfolgreich enden muss. Ich habe die entsprechende Person jetzt erst einmal angeschrieben. Obwohl, oder gerade weil ich wirklich enttäuscht bin…

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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5 Kommentare zu „Von Recht, Anstand und der Bitte um Erlaubnis“

  1. Hi Matija,

    ich würde diesen einen Vorfall erst mal als Kompliment für Dein schönes Foto sehen, aber es dennoch nicht dabei belassen. Frag freundlich nach einer Verlinkung zu einem Deiner Blog-Artikel. Vielleicht merkst Du dann, dass Du anderen mit Deinen Bildern sogar eine Freude machen kannst und überlegst, einen Teil der Fotos vielleicht sogar als CreativeCommons einzustellen.

    Wenn Du dagegen auf eher dreiste Leute oder Unternehmen, die sich rechtlich eigentlich besser auskennen müssten, zögere aber auch nicht, mal eine Rechnung für die Nutzung Deiner Fotos zu schreiben.

    Ein gutes Tool zur Erkennung von Bilderklau ist übrigens http://plaghunter.com/de/

    Viel Erfolg weiterhin!

    Marco

  2. Ein leidiges Thema. Ist mir ebenso schon passiert. Kann mich Wuestenigel nur anschließen.

    Große Firmen oder dreisten Leuten sollte man keinen Freifahrtsschein gewähren. Wenn möglich, die Person immer kontaktieren und um Klärung bitten. Ein Verlinkung oder eine genaue Nennung deines Namens ist oftmals schon die Lösung für das Problem.

    Dennoch würde ich mit Nachdruck erwähnen das dies nicht zur guten Schule gehört und, wie du bereits geschrieben hast, eine Straftat ist.

  3. Vielen Dank euch beiden für die ermutigenden Worte! Ich habe die entsprechende Person jetzt erst einmal angeschrieben und sie um eine kurze Erklärung gebeten. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass sich das Thema als Mißverständnis herausstellen und damit erledigen wird. Wenn nicht, werde ich wohl wirklich juristische Schritte in Erwägung ziehen…

    Liebe Grüße

    Matija

  4. Hallo Marco!

    Vielen Dank für die nette Erklärung! Ich habe gerade gesehen, dass man bei Picasa, wo ich alle meine Fotografien hoste, ebenfalls verschiedene Lizenzierungs-Einstellungen vornehmen kann. Das werde ich dann heute (oder morgen) noch tun.

    Liebe Grüße
    Matija

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