In der christlichen Tradition ist die Fastenzeit Erinnerung an den vierzigtägigen Aufenthalt Jesu in der Wüste (vergleiche dazu Mt 4, 1-11). Auch wenn die Perikope von verschiedenen Versuchungen des Teufels berichtet, ist der wohl bekannteste Abschnitt daraus, dass Jesus vierzig Tage lang weder gegessen noch getrunken hat. Deshalb ist es wohl kein Wunder, dass die meisten Menschen die Fastenzeit mit dem Fasten selbst verbinden.
Man kann das machen; und daran ist zunächst einmal auch nichts verwerflich (ich faste ja auch in der Fastenzeit, aber dazu gleich mehr). Man läuft dann allerdings Gefahr, den Sinn der Fastenzeit und des Fastens zu verfehlen. Oder anders gesagt: Man fastet nur um des Fasten willen.
Fakt ist: wir leben in einer vom Konsum geprägten Gesellschaft. Wer bewusst fastet, hat deswegen die Möglichkeit, sich der Konsumgesellschaft zu entziehen. Tatsächlich ist „bewusst“ meines Erachtens der Begriff, der die Fastenzeit entscheidend prägt: Wer die Fastenzeit bewusst begeht, kann durch den Verzicht auf Unnötiges Abstand von Ablenkungen des Alltags gewinnen. Wer bewusst fastet, kann sich auf die grundlegenden Dinge des Lebens besinnen – und sein Leben so insgesamt lebenswerter gestalten.
Wie ein solches Fasten aussehen kann
Meiner Meinung nach ist das „klassische“ Fasten in der Fastenzeit absolut legitim, wenn es eben nicht geschieht, um einfach zu fasten, sondern, um sein Bewusstsein in Hinblick auf die Ernährung zu stärken. Zum Beispiel kann man bewusst auf Fleisch oder Süßigkeiten verzichten. Eine andere Möglichkeit kann beispielsweise sein, während der Fastenzeit auf die Benutzung des Smartphones zu verzichten oder seine eigene, ständige Erreichbarkeit zurückzufahren. Warum nimmt man sich nicht bewusst die Freiheit, das eine oder andere zusätzliche Buch zu lesen? Ich glaube, dass es immer Ziel des Fastens sein sollte, nach der Fastenzeit nicht damit aufzuhören, sondern konsequent weiterzumachen.
Wie sieht mein persönliches Fasten aus?
Ich habe es bereits angesprochen: In der Fastenzeit faste auch ich auf die „klassische“ Weise: Ich trinke vierzig Tage lang keinen einzigen Tropfen Alkohol und verzichte auf jegliche Art von Süßigkeiten. Nach der Fastenzeit möchte ich dieses „Nullfasten“ in dieser Form nicht fortsetzen – ich glaube, dass das an einem „bewussten“ Verzicht weit vorbeigeht. Im Gegenteil: Hin und wieder möchte ich mir – so sieht es meine Planung vor – eine Praline oder ein Glas Wein gönnen; dann aber in dem Bewusstsein, dass so etwas für mein Leben nicht existentiell ist, sondern ein Luxusgut, das bewusst genossen buchstäblich zu einem wahren Genuss wird.
Ich belasse es allerdings nicht dabei: In diesem Jahr habe ich mich dazu entschlossen, in der Fastenzeit meinen „Technikkonsum“ zurückzufaren. Das fängt damit an, dass ich morgens auf dem Weg zur Uni (genauso natürlich wie abends zurück auf dem Weg nach Hause) darauf verzichte, auf meinem Smartphone die neuesten Updates in den sozialen Netzwerken zu checken oder Onlineportale abzugrasen.
Stattdessen nehme ich mir die Tageszeitung oder ein Buch mit und fülle so anderthalb Stunden auf sinnvolle Weise. Ebenso halte ich es zu Hause: Ich versuche, nicht stundenlang am Computer zu sitzen, sondern setze mich fokussiert an meine Arbeit. Hier habe ich sogar das Ziel, nach der Fastenzeit genauso weiter zu machen. Ich merke einfach, dass ich inzwischen deutlich mehr am Tag schaffe, als noch vor der Fastenzeit. Die bewusste Nutzung des Tages sorgt dafür, dass ich viel fokussierter an meine täglichen Aufgaben herangehen kann – und so letztlich mehr vom Tag selbst habe. Aufgrund dieser Erkenntnis kann ich definitiv sagen: Die Fastenzeit ist für jetzt schon ein voller Erfolg!
Vielen Dank für diesen äußert wertvollen Beitrag zu meiner Blogparade.
Das Thema Konsum und das bewusste Hinwenden zu den
existentiellen Dingen ist wirklich etwas was "Not tut". Mich hat ihr
Blogpost dazu angeregt, noch mal neu und anders über das Fasten
nachzudenken. Vielen Dank dafür.
Vielen Dank für den wunderbaren Kommentar! Es freut mich wirklich sehr, dass meine Gedanken Inspiration sein konnen! 🙂
Liebe Grüße
Matija