Eben dieser Heinz Buschkowsky hat sich in den letzten Tagen zur doppelten Staatsbürgerschaft geäußert: Er unterstützt die aktuelle Linie der Bundesregierung. wonach diese grundsätzlich nicht erlaubt ist – und widersetzt sich damit der Position der SPD, die die doppelte Staatsbürgerschaft im Falle eines Sieges bei der Bundestagswahl im Herbst wieder erlauben will. Und weil die Debatte gerade ihren Lauf nimmt, hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in Absprache mit der FDP angekündigt, die doppelte Staatsbürgerschaft wieder verstärkt zu fördern – und stellt sich damit gegen die Linie der Koalition.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies erst der Anfang der Diskussion ist, gerade weil im Herbst der neue Bundestag gewählt wird – und man sich mit diesem Thema von den anderen politischen Lagern leicht abgrenzen kann. Da ich außerdem persönlich von der Diskussion betroffen bin, möchte ich heute meine Meinung dazu kundtun.
Zunächst einmal sei gesagt, dass die Argumente der Gegner der doppelten Staatsbürgerschaft auf den ersten Blick durchaus stichhaltig erscheinen. Es besteht ja noch heute das Problem, dass sich Kriminelle mit doppelter Staatsangehörigkeit leicht in ihr Heimatland absetzen können und sich eine Strafverfolgung dementsprechend erschwert wird. Als konkretes Beispiel nennt Herr Buschkowsky hier den Fall des im letzten Jahr umgebrachten Berliner, in dem sich der vermeintliche Haupttäter in die Türkei abgesetzt hat und dort vor den deutschen Behörden sicher ist.
Schwierig wird die ganze Geschichte aber, wenn das Problem der kriminellen Migranten, die zweifelsohne eine Minderheit darstellen, auf alle Deutschen mit Migrationshintergrund geschoben und somit pauschalisiert wird.
Was bisher in den Medien kaum Beachtung gefunden hat, ist die Tatsache, dass mit der Staatsangehörigkeit bei der betroffenen Person oft auch eine emotionale Zwiegespaltenheit vorhanden ist. Ich kann das einmal an meinem eigenen Beispiel verdeutlichen: Ich bin zwar hier in Deutschland geboren, meine Eltern kommen aber beide aus Kroatien. Auch wenn dies kitschig klingen mag, ist es doch so, dass in meiner Brust ein deutsches und ein kroatisches Herz schlagen. Ich fühle mich mit beiden Ländern gleichermaßen verbunden. Und ich weiß von vielen Freunden, dass es ihnen genauso geht.
Wir müssen uns die Frage stellen, ob es für die Integration eine jeglichen Person wirklich von Nöten ist, sich für das Deutsch sein zu entscheiden – und seine Wurzeln dadurch letztlich fallen zu lassen. Ich denke, dass die Antwort hier ganz klar ist: Wer seine andere Staatsbürgerschaft aufgibt, integriert sich nicht in die deutsche Gesellschaft, sondern assimiliert sich nur! Das beste Beispiel hierfür ist Arnold Schwarzenegger, der sich als Gouverneur von Kalifornien bei Besuchen in Deutschland und Österreich weigerte, in seiner Muttersprache zu sprechen. Ist es das, was wir wollen? Ich denke nicht.
Jeder Mensch muss das Recht haben, sich zu seinen eigenen Wurzeln bekennen zu dürfen. Mit dem Verbot der doppelten Staatsangehörigkeit wird dieses Recht den Migranten aber genommen. Identifikation funktioniert nicht über Angleichung, sondern über Bekenntnis – sowohl zu der einen als auch zu der anderen Heimat.
Und ganz nebenbei: das Kriminalitätsproblem kann man auch außerhalb der Staatsangehörigkeit lösen, z. B. indem man mit den betroffenen Ländern Überführungsabkommen abschließt…
Ein Kommentar zu „Die Staatsbürgerschaft – mehr als nur ein Stück Papier?“