Gedanken zur Woche #48

11. Januar 2015 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Diese Woche war bestimmt vom Terror in Frankreich. Es sind aber auch andere erwähnenswerte Dinge geschehen, die ich in den heutigen #GedankenZurWoche kurz aufgreifen möchte:

Die Schlacht von Lepanto (1571), gilt als eine der strategisch wichtigsten Seeschlachten im Kampf des christlichen Europa gegen die muslimischen Türken. Konrad Adam, einer der drei Sprecher der AfD, hat am vergangenen Sonntag in der FAS auf genau diese Schlacht verwiesen. Nicht ohne Grund: Er ruft offenkundig zu einem neuen Kampf der Christen (oder eher: des patriotischen Abendlandes) gegen die Muslime auf! Widerlich!

Nach Schätzungen der Polizei nahmen am vergangenen Montag etwa 18.000 Menschen an der Pegida-Kundgebung teil – ein neuer Rekord. Passend dazu ist in den Tagesthemen am Montag ein Beitrag veröffentlicht worden, der zeigt, wer unter anderem an den Demonstrationen teilnimmt: Dresdner Muslim sucht den Dialog

Auch außerhalb Europas gab es in dieser Woche leider Gottes terroristische Übergriffe: Die islamistische Terrorgruppe „Boko Haram“ hat die Stadt Baga im Nordosten Nigerias vollständig niedergebrannt – etwa 2000 Menschen starben dabei nach Informationen der nigerianischen Regierung. Aus welchen Grund mussten 2000 Unschuldige ihr Leben lassen?! Es gibt keinen!

Noch eine erschreckende Nachricht aus Nigeria: Gestern sind in der Stadt Maiduguri, die ebenfalls im Nordosten des Landes liegt, bei einem Selbstmordanschlag auf einem Marktplatz 20 Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden. Ein 10-jähriges (!!) Mädchen trug offenbar einen Sprengsatz bei sich, der aus der Entfernung gezündet wurde. Es ist wirklich abscheulich, dass inzwischen unschuldige Kinder für die eigenen Machenschaften missbraucht werden!

Es geht auch anders: Bei der Geiselnahme im koscheren Markt am Freitag in Paris hat der muslimische Mitarbeiter Lassana Bathily geistesgegenwärtig reagiert und mehrere Kunden im Kühlraum des Ladens eingeschlossen – und ihnen damit womöglich das Leben gerettet. Außerdem kooperierte er, nachdem er selbst aus dem flüchten konnte, mit der Polizei. Jetzt hat er gesagt: „Wir sind Brüder. Es geht nicht um Juden, Christen oder Muslime. Wir sitzen alle im selben Boot […].“ Ein Lichtstrahl in dieser Dunkelheit!

Wir alle sind Charlie. Zum Terroranschlag in Paris

10. Januar 2015 Gesellschaft
von Matija Vudjan

In den letzten Tagen habe ich hier im Blog geschwiegen. Nicht, weil ich nichts sagen wollte zum Terroranschlag in Paris. Sondern, weil ich nicht konnte, weil mir schlicht und ergreifend die Worte fehlten für das, was im Herzen Frankreichs geschehen ist. Auch jetzt bin ich noch sprachlos ob des Attentats in der Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ – trotzdem möchte ich versuchen, meine Gedanken zu dieser Katastrophe in Worte zu fassen.

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Gedanken zur Woche #35

21. September 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

In diesen Tagen wird das Asylgesetz neu geregelt. Unter anderem gelten dann Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als „sichere Herkunftsstaaten“, was nichts anderes bedeutet, als dass Asylanträge schnell (und systematisch) abgelehnt werden können. Ich halte das für falsch; jeder Fall muss einzeln untersucht werden!

Papst Franziskus ist heute zu Besuch in Albanien gewesen. Er hat das Land für seinen Einsatz für den interreligiösen Dialog gelobt – und zugleich die terroristischen Machenschaften des IS scharf verurteilt: Niemand dürfe die Religion zum Vorwand dafür nehmen, gegen die Würde des Menschen und seine Grundrechte zu handeln. Gut so!

In dieselbe Kerbe hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland vorgestern eingeschlagen, als er – in Verbindung mit dem Freitagsgebet – zu einem überreligiösen, gemeinsamen Friedensgebet eingeladen und sich eindeutig von IS distanziert hat. Auch hier gilt: Gut so! Terrorgemeinschaften wie IS kann am besten Handwerk gelegt werden, wenn ihnen der „eigene“ Boden unter den Füßen weggezogen wird!

Gestern hat Uli Hoeneß offenkundig das erste Mal seit seinem Haftantritt Freigang erhalten und seine Familie besucht. Jetzt ist eine Debatte entstanden, in der wieder offen über einen scheinbaren Promi-Bonus diskutiert wird – dabei ist der gerade vollzogene Schritt nach Ansicht mehrerer Juristen vollkommen normal, da er fester Bestandteil des Resozialisierungsprogramms ist. Mein Appell an alle: Menschen wie Hoeneß dürfen keinen Promi-Malus bekommen! So fair müssen wir als Gesellschaft sein!

In Berlin fand gestern der so genannte „Marsch für das Leben“ statt (Informationen dazu hier). Zeitgleich fanden auch Gegendemonstrationen statt (die man in einem Rechtsstaat – unabhängig von der Sachlage – begrüßen muss), aber vereinzelt kam es wohl auch zu gewalttätigen Übergriffen auf die Demonstranten. So etwas ist nicht hinnehmbar! Ich habe es schon oft gesagt – und kann es nur wiederholen: Wenn wir ein gesellschaftlich fruchtbare Debatte führen wollen, muss das auf einer sachlichen Ebene geschehen!