Gedanken zur Woche #15

20. April 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Die Botschaft von Ostern ist eine Botschaft des Friedens. Das hat heute auch Papst Franziskus in seiner Osteransprache betont – und deswegen für Frieden in den vielen Krisenherden dieser Welt gebetet. Ich möchte mich diesem ganz entschieden anschließen.

Gleichzeitig muss klar sein – und das gilt für jeden einzelnen Krisenherd dieser Welt: Frieden kann man nicht mit Gewalt erreichen. Frieden bedeutet (um in der österlichen Sprache zu bleiben), zu erkennen, dass mir gegenüber ein Nächster steht, der – allen Widrigkeiten zum Trotz – wie ein solcher behandelt werden muss.

Was bedeutet es aber, wenn mir gegenüber ein Nächster steht? Ganz einfach: Ich muss selbst zum Nächsten werden! Im konkreten Lebensvollzug gilt dann eine Lebensregel: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12)

Wenn wir also in die momentanen Krisenherde der Welt schauen, z. B. in die Ukraine, dann bedeutet dies für alle beteiligten Parteien, die jeweils anderen als gleichwertige Gesprächspartner anzuerkennen und bereit zu sein, mit den eigenen Forderungen flexibel umzugehen.

Wie ein solches Verhalten dann aussehen kann: Der Westen z. B. muss einsehen, dass die militärische Präsenz russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine aus Sicht des Kreml glaubwürdige Gründe haben kann. Russland darf beispielsweise die Übergangsregierung in Kiew nicht weiter als faschistisch bezeichnen oder die USA mit einem Auftritt von Edward Snowden im Staatsfernsehen provozieren.

Frohe Ostern!

31. März 2013 Theologie
von Matija Vudjan
Ich wünsche euch – allen meinen Freunden, Bekannten, Lesern und Verfolgern dieses Blogs – ein frohes und gesegnetes Osterfest! Weil die Bedeutung dieses Festtages in unserer immer stärker profan werdenden  und säkularisierten Gesellschaft immer undeutlicher wird, möchte ich ein paar kurze Gedanken dazu verlieren.

Für uns Menschen ist das Ostergeschehen sicherlich nur schwer fassbar. Zumal es – ganz im Gegenteil zu Weihnachten – etwas vollkommen transzendentes enthält. An Weihnachten feiern wir die Geburt des Sohnes Gottes – ein menschlich erklärbares Geschehen. Von jeher war es üblich, die Geburt eines Menschen als freudiges Ereignis anzusehen und somit auch zu feiern.

Deutlich schwerer fällt es uns aber, Ostern zu feiern. Verständlich, wenn man mit seinen menschlichen Verstand nicht verstehen – und schon gar nicht erklären kann, was geschehen ist: Gott, der zum Mensch geworden ist und auf brutalste Weise umgebracht wurde, ist von den Toten auferweckt worden! Auch der zeitliche Abstand von drei Tagen zwischen Tod und Auferweckung ist da sicher nicht hilfreich.

Und dennoch ist Ostern von größter Bedeutung. An Ostern siegt das Leben endgültig über den Tod. Ohne Ostern sind sowohl Geburt als auch Tod Jesu bedeutungslos. Ohne das Ostergeschehen hätte der christliche Glaube keine Legitimation. Kurz gesagt: Ostern ist der Ursprung allen christlichen Seins!

In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch einmal ein frohes und gesegnetes Osterfest sowie ein paar besinnliche Ostertage.

„Der Osterspaziergang“

20. April 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Da wir am kommenden Sonnatg Ostern feiern, habe ich dieses Mal ein Ostergedicht aus Goethes Werk Faust ausgesucht:

Der Osterspaziergang (1808)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Tale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dorther sendet er, fliehend nur,
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur;
aber die Sonne duldet kein Weißes:
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt’s im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre Dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern;
sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden,
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbebanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! Wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluss, in Breit‘ und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und bis zum Sinken überladen
entfernt sich dieser letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein! 

aus: Johann Wolfgang von Goethe; „Faust I“

Ostern – da war doch was…

20. April 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Noch vier Tage, dann ist wieder Ostern. Für viele Fernsehsender ist dies Grund genug, nachzufragen, ob sich Passanten mit dem größten christlichen Fest überhaupt auskennen, beispielsweise in folgendem Video:

Quelle: NRW-TV

Nur wenige Menschen kennen also die wahre Bedeutung des Osterfests. Auch wenn ich dies (inzwischen) nicht anders erwartet hätte, halte ich dies dennoch für eine Schande! Das deutsche Volk, bzw. die deutsche Geschichte ist stark vom Christentum geprägt, wie mehrere Politiker schon des Öfteren behauptet haben (z. B. Bundespräsident Christian Wulff oder Innenminister Hans Peter Friedrich) und die Mehrheit der Deutschen kennt nicht den wichtigsten Feiertag der größten Weltreligion!

Dies hat, da bin ich mir absolut sicher, rein gar nichts mit religiösen Überzeugungen einzelner Menschen zu tun; viel mehr wird in solchen Umfragen die Ignoranz der breiten Masse offenbart. Man kann von niemandem fordern, sich einer Religion anzuschließen, allerdings kann man von einem deutschen Staatsbürger mit gesundem Verstand doch ein wenig Respekt erbitten. Respekt vor einer Religion, ohne die ganz Europa heute nicht der am weitesten entwickelte Kontinent wäre.

Der Respekt gegenüber den Religionen – und nach meiner Einschätzung vor allem dem Christentum gegenüber – ist in den letzten Jahren vielen Menschen abhanden gekommen. Dies ist eine sehr traurige und durchaus auch schädliche Entwicklung. Zumal in den meisten Fällen gerade die Menschen, die zu wenig Ahnung vom Christentum haben, anfangen, über die Weltreligion herzuziehen. und genau dies darf nicht passieren. Man kann über alles -auch über das Christentum – diskutieren, allerdings sollte es in solch einem Fall schon möglich sein, genügend wahre Informationen über die Religion zu haben und sich nicht irgendwelche Fakten am Finger herbeizuziehen.

Mein diesjähriger Appell zu Ostern lautet deshalb: Öffnet euch den Religionen! Ich möchte niemanden dazu zwingen, dem Christentum oder einer anderen Religion beizutreten. Ich möchte einfach nur darauf hinweisen, dass es nicht schaden kann, sich ein wenig Allgemeinwissen über die Religionen anzueignen. Denn die Tatsache, dass viele Menschen nicht wissen, was die Bedeutung von Ostern ist, zeugt nicht nur von Ignoranz, sondern offenbart auch eine große Bildungslücke im Staate Deutschland.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!