Homo versus naturae – ein Kampf auf verlorenem Posten

26. Mai 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Auch wenn die folgende Aussage für einige Leser komisch oder gar arrogant klingen mag, muss ich zugeben, dass ich mich gefreut habe, als ich am Montag von der Eruption des isländischen Vulkans Grimsvötn las. Nicht, weil die Ortschaften rund um den Vulkan mehrere Tage lang kein Sonnenlicht genießen konnten; und auch nicht, weil durch einen Asche spuckenden Vulkan die Luft verschmutzt wird (was für viele – vor allem empfindliche Menschen – schlimme Folgen haben kann). Nein, ich habe mich gefreut, weil solch eine Naturkatastrophe immer wieder zeigt, dass der Mensch eben doch nicht das allmächtige, unaufhaltsame Wesen ist, als das er sich häufig ständig sieht.

Es ist im Allgemeinen so, dass der Mensch schon immer ein machtbesessener Erdbewohner war. Werfen wir nur einen kleinen Blick zurück in die Geschichte: Vor 2000 Jahren waren die Römer die alles bestimmende Macht, die ihr Imperium Romanum auf der gesamten – ihnen Bekannten – Welt ausbreiten wollten. Dass sie damit wegen einer Vielzahl von Gründen gescheitert sind, ist heute allseits bekannt. Schauen wir in die Geschichte der Neuzeit, so erkennen wir auch hier das Phänomen des machtbesessenen Menschen: Napoleon und Hitler sind nur zwei Beispiele dafür, dass Menschen mit aller Macht versuchen, die „Weltherrschaft“ an sich zu reißen, am Ende aber fast immer kläglich scheitern.

Aufgrund der vielen zwischenstaatlichen Bündnisse ist es heute auf der politischen Ebene nahezu unmöglich geworden, sich selbst zu profilieren. Stattdessen erlaubt es uns das stark kapitalistische Wirtschaftssystem, nicht mehr als einzelne Person, sondern viel mehr mit Hilfe von Firmen an die Macht zu gelangen. Man muss nur nach Japan schauen: Nur um den eigenen Gewinn zu maximieren, hat die Firma Tepco Atomkraftwerke gebaut, die nicht einmal ansatzweise den Sicherheitsstandards entsprachen. Für dieses „Verbrechen“ wird jetzt die gesamte Menschheit bestraft. Und auch wenn wir in Deutschland bleiben, wimmelt es nur von Unternehmen, die sich weigern, ihr Handeln der allgemeinen Sicherheit anzupassen und stattdessen ihre Gier nach weiteren Gewinnen zu Lasten der Bevölkerung ausleben. RWE behauptet beispielsweise mit aller Macht, dass die eigenen Atomkraftwerke sicher sind und hat deswegen eine Klage gegen das Moratorium der Bundesregierung eingereicht. Schade nur, dass die vom Kabinett ins Leben berufene Kommission zur Klärung der Zukunft der Kernkraft in Deutschland zum Schluss gekommen ist, dass keines der deutschen AKWs den modernen Standards entspricht

Um zurück zum isländischen Vulkan und meiner Freude über die Eruption zu kommen, habe ich noch ein weiteres Beispiel: Als im letzten Jahr der Eyyafyallayöküll ausbrach und über ganz Europa ein Flugverbot verhängt wurde, waren es gerade die Fluggesellschaften, die gegen diese Entscheidung heftigst protestierten. Ihnen war der eigene Profit – wie sollte es auch anders sein – wichtiger als die die Sicherheit der eigenen Kunden und Piloten. Dabei waren es vor allem diese (also diejenigen, die am besten wussten, ob es Sinn macht, zu fliegen oder nicht), die den Appell ausriefen, die Flugzone über Europa abzuriegeln. Und seien wir doch ehrlich: die Fluggesellschaften haben durch das Flugverbot zwar Verluste gemacht; diese sind aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht so hoch, dass sie plötzlich am Hungertuch nagen müssten.

Letzten Endes geht es mir um folgendes: Für den einzelnen Menschen sind Naturkatastrophen wie die beiden Vulkanausbrüche und vor allem der japanische Tsunami wortwörtlich als Katastrophe zu verstehen. Für viele machtstrebende Global Player sind solche Vorkommnisse allerdings ein gutes Warnzeichen. Ein Warnzeichen, das zeigt, dass das menschliche Allgemeinwohl und die Sicherheit auf der Welt über der eigenen Profitgier stehen muss. Und bis sich dies nicht geändert haben wird, werde ich mich auch weiterhin über Naturkatastrophen freuen.