Gedanken zur Woche #38

2. November 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Gauck wird momentan kritisiert, weil er sich kritisch über eine mögliche rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen geäußert hat. Vielleicht ist der Zeitpunkt seiner Äußerungen etwas unglücklich gewählt, aber grundsätzlich muss unser Staatsoberhaupt das Recht haben, politische Entwicklungen und Geschehnisse zu kommentieren!

Eine US-Amerikanerin, die an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankt ist, wollte im Leben gestern eigentlich ein Ende setzen – und hat dies lange vorher öffentlich anghekündigt. Kurzfristig hat sie sich jetzt entschieden, ihren Suizid zu einem späteren Zeitpunkt zu vollziehen. Mit dieser Entscheidung offenbart sie nur eines: Auch in der Situation der Krankheit kann das Leben lebenswert sein!
[Nachtrag, 03.11.: Inzwischen wurde im Namen der Familie mitgeteilt, dass die Betroffene (wie geplant) doch am Samstag die tödlichen Medikamente eingenommen hat. Auch wenn ich inhaltlich bei meiner Aussage bleibe, beruht sie dennoch auf einer Falschinformation. Dafür möchte ich mich entschuldigen.]

Am vergangenen Wochenende fand in Köln eine Hooligan-Demonstration statt, bei der es zu massiven Gewaltausbrüchen kam. Es mag sein, dass unser Grundgesetz grundsätzlich jedem Bürger das Recht zuspricht, sich zu Demonstrationen zu versammeln; wenn dieses Recht aber für reine Gewaltexesse mißbraucht wird, sollte man über darüber hinwegsehen können – und solche Veranstaltungen schlichtweg verbieten!

Jochen Breyer, Moderator des ZDF-Morgenmagazins, hat in dieser Woche ein olivgrünes Hemd getragen, das auf dem TV-Bildschirm braun zu sein schien. Das ZDF sah sich im Anschluss an die Sendung dazu gezwungen, folgende Entschuldigung zu verfassen, die ich ehrlich gesagt schlicht und ergreifend peinlich finde (und deswegen auch nicht weiter kommentieren möchte):

Foto: Screenshot

Zum Schluss möchte ich euch ein sehr lesenswertes Gesptäch empfehlen, das Henryk M. Broder mit Abdul Adhim Kamouss, dem Prediger, der vor einigen Wochen bei Günther Jauch für „Furore“ sorgte: „Witze über alles, nur nicht über Mohammed“

Christentum und Waffengewalt

7. August 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan
Bundespräsident Joachim Gauck hat mit seinen Aussagen zu Militäreinsätzen, spätestens aber mit seiner Antwort auf einen offenen Brief, in dem er für diese kritisiert worden ist, eine Diskussion über die Rolle des Militärs in Kriegssituationen sowie die Rolle und Verantwortung Deutschlands in der heutigen Welt angestoßen. Gauck argumentiert dabei explizit in Bezug auf die Botschaft des Evangeliums. Ich möchte heute versuchen, mich dieser Argumentation aus dem katholischen Blickwinkel zu nähern.

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Gedanken zur Woche #29

3. August 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Es ist wohl ein klassischer Schuss in den Ofen: der türkische Vizepremier Bülent Arinc möchte Frauen das Lachen per Gesetz verbieten; dafür wird er jetzt – nicht nur in der Türkei, sondern weltweit – ausgelacht. Wie heißt es so schön: Wer den Hohn hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen…

Nach 2001 ist Argentinien zum 2. Mal insolvent. Dafür wird der Fondsmanager Paul Singer verantwortlich gemacht. Auch wenn der ganze Fall äußerst kompliziert ist, denke ich, dass eine Pleite nicht von heute auf morgen kommt. Als Staat kann und sollte man also Vorkehrungen treffen…

Unabhängig davon, wer wirklich für die argentinische Staatspleite verantwortlich ist, ist aber klar, dass das Volk darunter am meisten zu leiden hat. Gerade deswegen müssen alle Beteiligten mit größter Dringlichkeit versuchen, den Schaden vom Volk zu gut wie möglich abzuwenden!

67 ostdeutsche Pfarrer haben Bundespräsident Joachim Gauck in einem offenen Brief für seine (wiederholten) Aussagen zu Kriegseinsätzen kritisiert. Er hat in einem Antwortschreiben seine Meinung verteidigt – und damit endgültig eine Diskussion eröffnet, die schon lange notwendig ist. In den kommenden Tagen werde ich deswegen selbst Stellung zum Thema beziehen.

Papst Franziskus hat einem argentinischen Magazin ein Interview gegeben, in dem er – angelehnt an die zehn Gebote – zehn Tipps für ein gelingendes Leben gibt. Tenor dabei ist: Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen! Wir sind auf unsere Mitmenschen angewiesen; wir werden dann glücklich, wenn wir nicht nur an uns, sondern auch an unser Umfeld denken. Wie wahr!

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat am Freitag demonstrativ die Jüdische Gemeinde in Essen besucht. Ein gutes, ein wichtiges Zeichen angesichts des ausufernden Antisemitismus in den vergangenen Wochen. Grundsätzlich finde ich aber auch ein offizielles, „gesamtdeutsches“ Zeichen, z. B. von der DBK wünschenswert!

Gedanken zur Woche #25

6. Juli 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Bundespräsident Joachim Gauck hat in einem Vortrag die europäische Flüchtlingspolitik gerügt: sie nutze ihr Potential nur in Teilen aus. Ich gebe ihm dabei vollkommen Recht: Tatsache ist, dass wir Flüchtlingen mit starken Vorurteilen gegenüberstehen – und damit ihr (Menschen)recht auf eine sichere Unterkunft mit Füßen treten!

Die neueste Nachricht im NSA-Skandal: Der BND hat aktiv Daten an den US-amerikanischen Geheimdienst weitergeleitet. Schlimm genug, dass so etwas geschehen ist. Noch schlimmer ist es für mich allerdings, dass die SPD, die vor einem Jahr noch stark gegen die Untätigkeit der schwarz-gelben Regierung gewettert hat, jetzt selbst tatenlos dabei zuschaut, wie sich die USA an unserer Privatsphäre bedienen!

Die Nachricht, dass die ISIS-Miliz im Irak mehrere Moscheen und Grabmäler zerstört haben, machen deutlich: im Nahen Osten hat in diesen Tagen ein innerreligiöser Glaubenskrieg angefangen. Mich erinnert das alles stark an den 30-jährigen Krieg – einen der schlimmsten Kriege in der Geschichte der Menschheit.

Ich hoffe wirklich inständig, dass sich die Probleme im Nahen Osten schnell auflösen werden – auch wenn die Erfahrungen der Geschichte das Gegenteil befürchten lassen. Entscheidend dabei ist m. E., dass ein solcher Prozess ohne aktive Einmischung von außerhalb geschieht. Die Gefahr einer noch stärkeren Destabilisierung könnte dann nämlich noch größer sein.

Bundespräsident Joachim Gauck hat im ZDF-Sommerinterview seine Position zu militärischen Einsätzen verteidigt. Ich stimme ihm zwar auch weiterhin nicht zu, aber: immerhin hat Gauck den „Mut“, bei seiner Position zu bleiben – damit ist er in gewisser Weise ein Korrektiv zu einem Großteil unserer Politiker. Denn: Politik lebt vom Austausch und der Abwägung verschiedener Meinungen.

Gedanken zur Woche #24

29. Juni 2014 Ethik, Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Anfang der Woche wurde das Todesurteil gegen Meriam Ischak von einem sudanesischen Berufungsgericht aufgehoben und die Christin freigelassen. Nur, um wenige Stunden später – aus unklaren Gründen – wieder festgenommen zu werden. Inzwischen soll Ischak tatsächlich in Sicherheit sein. Ich hoffe inständig, dass dies so bleibt!

Trotz des in diesem Fall (Gott sei Dank) wohl positiv verlaufenen Verfahrens bleibt – leider – auch weiterhin festzustellen, dass es sich bei Meriam Ischak um keinen Einzelfall handelt. Im Gegenteil: Christen werden im Sudan brutal verfolgt. Diese Situation muss auch weiterhin angeprangert werden!

Letzte Woche habe ich Bundespräsident Gauck an dieser Stelle mit Verweis auf Jakob Augstein kritisiert – heute möchte ich ihm mein Lob aussprechen: So viel Kritik er von Seiten der Regierung auch bekommen mag – solange nicht klar ist, ob die Diätenerhöhung der MdB mit dem Grundgesetz vereinbar ist, ist es vollkommen konsequent, dass das entsprechende Gesetz nicht unterschrieben wird.

Aufgrund von angeblichen Hilfe-Botschaften in Primark-Kleidung wird der Textilkonzern momentan stark kritisiert. Richtig ist, dass die Arbeitsverhältnisse in den Textilfabriken für Primark (und viele andere Hersteller, bei denen wir ebenfalls einkaufen) unmenschlich sind. Aber: Wo ist der Beweis dafür, dass die Hilferuf-Etiketten echt sind?! In dieser Situation wäre mehr journalistische Neutralität angebracht!

Zur Exkommunikation der Mafia durch Papst Franziskus, über die ich schon in der letzten Woche geschrieben habe (siehe hier), möchte ich euch heute noch folgenden Artikel in der ZEIT empfehlen, der die gesamte Dimension dieses Aktes beschreibt: Unheilige Bande