Ich habe schon länger kein neues „Gedicht der Woche“ online gestellt. Und da sich der schönste Monat des Jahres seinem Ende zuneigt; habe ich mich dazu entschlossen, ihn mit einem der schönsten Goethe-Gedichte noch einmal gebührend „feiern“:
Maifest (1771)
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Aus tausend Stimmen
Aus dem GesträuchUnd Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd‘, o Sonne
O Glück, o Lust,O Lieb‘, o Liebe,
So golden schön
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn,Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt!O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb‘ ich dich!
Wie blinkt dein Auge,
Wie liebst du mich!So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,Wie ich dich liebe
Mit warmen Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud‘ und MutZu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst.Johann Wolfgang von Goethe