Die Nachhaltigkeit in der Strompolitik und ihre Folgen

11. Mai 2011 Allgemein
von Matija Vudjan
Ein Windrad in Velbert – an der Grenze zum Essener Süden

Spätestens seit dem Super-GAU von Fukushima wissen wir, dass der Mensch der Atomkraft nicht mehr gewachsen ist. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn Menschen anfangen, über neue Möglichkeiten der Energiegewinnung nachzudenken. Die Bunderegierung hat zum Beispiel eine Ethikkomission berufen, die über die Zukunft der Atomkraft in Deutschland entscheiden sollte. Diese hat gestern ihre Entscheidung veröffentlicht, wonach das letzte AKW in Deutschland spätestens 2021 von Stromnetz genommen werden soll. Ob diese Entscheidung aber auf die letztendliche Entscheidung der Bundesregierung Einfluss nehmen wird, bleibt abzuwarten.

Während man auf nationaler Ebene noch nach der perfekten Lösung sucht, ist man beispielsweise auf kommunaler Ebene (!) schon deutlich weiter. Die Stadt Velbert hat vor rund einem Monat nahe der Stadtgrenze zu Essen eine Windkraftanlage aufgestellt (im Bild oben erkennbar – Sicht von Essen-Fischlaken aus). Dies wird umso beachtlicher, wenn man weiß, dass das Projekt schon vor Fukushima geplant worden ist (was uns zeigt, dass es nicht immer einer Katastrophe bedarf, um auf den Weg der Vernunft zu kommen).

Wie bei vielen anderen zukunftsträchtigen Projekten, ist auch die Velberter Entscheidung – vor allem im Essener Raum – stark kritisiert. So haben sich die Velberter offensichtlich die Franzosen, die eine Vielzahl ihrer Atomkraftwerke nahe der deutschen Grenze gebaut haben, zum Vorbild genommen und das Windrad etwa 200 Meter nahe der Grenze zu Essen aufgestellt. Viele Essener Bürger haben sich infolgedessen beschwert; ihrer Meinung nach sei das schöne Panoramamotiv des ländlich geprägten Essener Südens durch die Windkraftanlage gestört.

An dieser Aussage mag es sogar einen großen Wahrheitsanteil geben; allerdings sollte man überlegen, ob es nicht doch mehr Sinn macht, den schönen Landschaftsblick für eine innovative und nachhaltige Energie-gewinnungsanlage aufzuopfern. Dieses Problem wird zukünftig übrigens immer mehr in den Mittelpunkt der Diskussion rücken, denn die Stadt Velbert plant bereits, ein zweites Windrad aufzustellen und auch im Essener Stadtrat wird die Frage nach Windrädern über der Ruhr kontrovers diskutiert. Und seien wir doch ehrlich: Sicherheit und Nachhaltigkeit sollten (eigentlich) wichtiger sein als ein schöner Panoramablick!

Das Zentralabitur und seine Macken

8. Mai 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Das Zentralabitur in NRW feiert Jubiläum: Fünf Jahre ist sind vergangen, seit die Abiturienten 2007 das erste zentral gestellte Abitur bewältigen mussten. Schon damals waren die Abiturklausuren nicht fehlerfrei – wobei man dies ja noch relativ gut nachvollziehen konnte, da es sich 2007 um das erste zentral gestellte Abitur hielt. Viel kurioser ist es, dass es bis heute nicht gelungen ist, die Klausuren fehlerfrei zu gestalten. Ich möchte nur an das Chaos im Jahre 2008 erinnern, als als zwei Aufgaben im Mathematik-Leistungskurs fehlerhaft bzw. nahezu unlösbar waren.

Das sich der Abiturschnitt damals für viele Schüler deutlich verschlechterte, nahm man in Düsseldorf ziemlich emotionlos hin. Vor allem die damalige Schulministerin Barbara Sommer hielt die schlechten Ergebnisse für normal. Immerhin gelobte man Verbesserung: Ab 2009 werden jährlich 500000 € (!) investiert, um die Abiturklausuren von mehreren verschiedenen Gremien prüfen zu lassen.

Bis heute ist dies leider ohne Erfolg geblieben. Beim diesjährigen Zentralabitur sind schon mehrere Fehler entdeckt worden. So ist im Fach Deutsch (am Montag geschrieben) sowohl bei der Grundkurs- als auch bei der Leistungskurs ein Fehler aufgetaucht. Interessant wird es aber erst, wenn man weiß, dass in der Presse am folgenden Tag nur vom Fehler im Grundkurs berichtete. Vom Fehler im der Klausur des Deutsch-Leistungskurses war indes keine Rede (dabei handelte es sich um eine falsche Titulierung verschiedener Szenen aus Georg Büchners Dramenfragment Woyzeck, das es zu analysieren galt). Selbiges gilt für die Klausur des Leistungskurses in Englisch (am Mittwoch geschrieben): Bei einem Zeitungsartikel wurden in der Aufgabenstellung sowie im Originaltext zwei verschiedene Datierungen verwendet. Und auch dieser Fehler wurde in der Presse nicht kommentiert.

Für mich stellen sich deswegen zwei Fragen: Erstens: Wie kann es überhaupt dazu kommen, dass in einem Zentralabitur, das vor den Prüfungen durch mehrere Prüfungsgremien geht (und dafür eine halbe Million € verschlingt), immer noch so zahlreich Fehler vorkommen (auch wenn diese – das muss man doch zugestehen – nicht mehr so extrem sind wie z. B. 2008)? Und zweitens: Warum ist sich die Presse inzwischen zu schade, über solche Fehler zu berichten. Es müsste doch eigentlich die Aufgabe einer Zeitung sein, die von sich behauptet, Qualitätsjournalismus zu betreiben, die Tatsache zu kritisieren, dass eine Institution eine halbe Million dafür aufwendet, Abiturklausuren nach Fehlern zu überprüfen, und diese dennoch mit Fehlern vollgespickt sind? Aber dies sind wohl Fragen, die bis auf Weiteres unbeantwortet bleiben werden…

Wird das Auto wieder zum Statussymbol?

23. April 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Ich muss zwar gestehen, dass die ersten massentauglichen Autos schon lange vor meiner Zeit produziert wurden. Dennoch kann ich mir nur zu gut vorstellen, wie sehr sich die Menschen damals gefreut haben mussten, als sie endlich ihr eigenes Auto – das man damals durchaus noch als Luxusgut bezeichnen konnte – fahren konnten. Im Laufe der Zeit wurde die Fließbandproduktion optimiert und zusammen mit vielen anderen Faktoren wurde es zu fast schon zu einer Selbstverständlichkeit, ein Auto zu besitzen. Diese Selbstverständlichkeit hält in großen Zügen noch bis heute an.

Bald könnte das Auto wieder zum Statussymbol werden.

Heute ist das Auto zu einem teuren Unterfangen geworden. Steigende Grundpreise, steigende Versicherungs-prämien und nicht zuletzt der sukzessiv steigende Preis an den Tankstellen sorgen dafür, dass sich schon heute viele Menschen das Auto nicht mehr leisten können, oder mit der Finanzierung große Probleme haben. Genau an dieser Stelle sollte eigentlich der Staat, der sich selbst übrigens als Sozialstaat bezeichnet, ins Spiel kommen. Stattdessen wurden vor zwei Jahren neue Kfz-Steuersätze beschlossen, die sich mehr an die Umweltlastigkeit richteten als bisher – pauschal gesehen werden ältere Fahrzeuge seit 2008 also höher besteuert als neue. Was zunächst ziemlich positiv klingt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als Manipulation; denn aufgrund der bereits genannten Gründe können sich viele Menschen bis heute kein umweltfreundlicheres Auto leisten.

Auch beim großen Streitthema Benzin- und Dieselpreise hat die Bundesregierung zunächst auch Besserung versprochen. Erst letztes Jahr wurde das Bundeskartellamt damit beauftragt, die offensichtlichen Absprachen zwischen den großen Ölkonzernen aufzudecken. Bis heute ist allerdings nichts passiert. Stattdessen wurde der allseits bekannte Biosprit E10 eingeführt, der von den Autofahrern (nicht grundlos) kaum getankt wird und dafür gesorgt hat, dass der Preis des normalen Super-Benzins deutlich in die Höhe gestiegen ist.

Wer denkt, dass die Bergspitze mit der Einführung von E10 erreicht worden sei, der irrt leider. Denn, als ob der Autofahrer nicht schon genug abgezockt würde, schlägt die CSU jetzt eine Einführung der PKW-Maut vor. Natürlich ist diese schon vom CSU-geführten Verkehrsministerium geprüft worden. Und obwohl sich sowohl die anderen Koalitionsparteien CDU und FDP deutlich gegen eine Auto-Maut aussprechen, bin ich mir doch ziemlich sicher, dass diese schon in naher Zukunft kommen wird. Und obwohl die Kfz-Steuer laut CSU-Chef Seehofer im Falle einer Einführung der PKW-Maut abgeschafft werden würde, bin ich mir dennoch sicher, dass diese über kurz oder lang wirder eingeführt werden würde. Wie sollte es auch anders sein?!

Karfreitag – ein Tag wie jeder andere?!

22. April 2011 Gesellschaft, Theologie
von Matija Vudjan

Für viele Christen auf der ganzen Welt ist der heutige Tag, Karfreitag, ein Tag der Trauer und der Besinnung. Auch der deutsche Staat, der (wie ganz Europa) von der Weltreligion geprägt ist, weiß dies. Deshalb verbietet es der Gestzgeber auch, dass heute z. B. Theather und Opern sowie Diskotheken und andere öffentliche Einrichtungen geöffnet haben.

Manchen Politikern ist genau dies allerdings ein Dorn im Auge. So haben sich grüne Spitzenpolitiker aus NRW schon letzte Woche dafür ausgesprochen, das Tanz- und Theaterverbot am Karfreitag zu kippen – Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) stellte allerdings sofort klar, dass dies unter ihrer Ägide nicht geschehen würde.

In der letzten Zeit ist es anhand verschiedener Ereignisse deutlich geworden, dass das Christentum in der Bevölkerung immer weiter an Zuspruch verliert. Und ss ist natürlich auch klar, dass nicht alle Menschen in NRW oder in Deutschland christlich sind und sich dementsprechend vom Karfreitag nicht betroffen fühlen. Allerdings sollte es doch kein Problem darstellen, die christliche Religion, die die Europäische – und auch deutsche – Kulturlandschaft so stark geprägt hat (und damit auch einen doch starken Bezug zum Tanzverbot hat), an drei Tagen im Jahr zu respektieren. Denn neben dem Karfreitag zählen auch noch der Volkstrauertag und Allerheiligen zu den sogenannten stillen Feiertagen [kleine Rechnung nebenbei: 3 Tage auf ein Jahr bezogen entspricht ungefähr 0,8%]

Insgesamt ist durch diese drei Feiertage nicht ein einziger Prozent des gesamten Jahres betroffen. Da dürfte es doch wirklich nicht so schwierig sein, den heutigen Karfreitag etwas ruhiger zu gestalten und in sich zu gehen, auch wenn man kein Christ ist. Schaden wird es jedenfalls niemandem.

„Der Osterspaziergang“

20. April 2011 Gesellschaft
von Matija Vudjan

Da wir am kommenden Sonnatg Ostern feiern, habe ich dieses Mal ein Ostergedicht aus Goethes Werk Faust ausgesucht:

Der Osterspaziergang (1808)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Tale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dorther sendet er, fliehend nur,
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur;
aber die Sonne duldet kein Weißes:
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt’s im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre Dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern;
sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden,
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbebanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! Wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluss, in Breit‘ und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und bis zum Sinken überladen
entfernt sich dieser letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein! 

aus: Johann Wolfgang von Goethe; „Faust I“