Abtreibung, Kirchensteuer und Theodizee –
Warum es nicht lohnt, Talkshows zu schauen

15. Juni 2017 Gesellschaft
von Matija Vudjan
Das leere „Maischberger“-Studio. Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
In dieser Woche findet in der ARD die Themenwoche „Woran glaubst du?“ statt. Im Rahmen dieser Themenwoche wurde gestern Abend in der Talkshow „Maischberger“ die Frage gestellt, ob Religion die Welt spaltet. Eigentlich ein spannendes Diskussionsthema. Eigentlich.


Alle großen (Welt-)religionen beanspruchen für sich, Religionen des Friedens zu sein. Gleichwohl ist die Geschichte des Krieges untrennbar mit Religionen verbunden. Die Kreuzzüge, der 30-jährige Krieg oder der islamistische Terror zeigen, dass jede Religion mehr oder minder offen ist für Gewalt. Es wäre lohnenswert gewesen, diese paradoxe Struktur aufzubrechen, und darüber nachzudenken, ob Anspruch, Frieden in die Welt zu tragen, vereinbar ist mit dem Universalitätsanspruch der eigenen Offenbarung.

Das ist freilich nicht geschehen. Stattdessen verhedderte sich die Diskussionsrunde (bestehend aus der Protestantin Margot Käßmann, den Katholiken Heiner Geißler und Martin Lohmann, der Muslimin Khola Maryam Hübsch, sowie den Atheisten Angelika Kalwass und Philipp Möller) im klein-klein der vielen Streitpunkte zwischen Gläubigen und Nicht-gläubigen Menschen. Die Kirchensteuerfrage ist – gerade im Blick auf die zukünftige Entwicklung der Kirchen – eine erhellende, ebenso ist wie die Theodizeefrage. Es hat nur leider kaum etwas mit dem Thema der gestrigen Sendung zu tun.

Das ist kein Wunder: Wenn man sechs Gäste einlädt, die für unterschiedlichste Positionen einstehen – und noch dazu allesamt einen ausgeprägten Geltungsdrang haben, kann eine sachliche Diskussion gar nicht erst entstehen. Am deutlichsten ist dies bei Philipp Möller und Martin Lohmann: Während Möller so sehr in seinen atheistischen Ansichten vernarrt ist, dass er jeglicher Ideologiekritik niemals standhalten würde, legte Lohmann seine theologischen Positionen immer wieder so gebetsmühlenartig dar, dass jegliche Diskussion im Keim erstickt wurde.

Es hätte eine spannende Sendung werden können – stattdessen wurde es eine Diskussion auf Stammtisch-Niveau. Und es bleibt die Erkenntnis: Talkshows sollte man nicht schauen…

Die gestrige Ausgabe von „Maischberger“ kann hier (bis zum 14.06.2018) geschaut werden.

Dieser Beitrag stammt von: Matija Vudjan

Student der katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Autor des Blogs durchgedacht.
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