Ein kleiner Junge liegt regungslos am Strand von Bodrum in der Türkei. Wenn man es nicht besser wüsste, dächte man, dass er schläft. Tatsächlich ist Aylan Kurdi tot. Gestorben in den Wellen des Mittelmeers, auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien. Wie oft wurde es in den vergangenen bereits erwähnt: Dieses Bild, dieser kleine Junge ist das Sinnbild für das Versagen Europas in der gegenwärtigen Krise. Aylan Kurdi muss Europa Mahnung sein!
Bemerkenswert ist übrigens die Debatte in der internationalen Medienlandschaft, die in den vergangenen Tagen entstanden ist: Darf man das Bild eines verstorbenen Menschen dafür instrumentalisieren, um auf Missstände aufmerksam zu machen? So viele unterschiedliche Bewertungen es in dieser Frage gibt, haben sie doch alle eines gemeinsam: sie sind allesamt rational begründet – angesichts einer so wichtigen Frage ohne Zweifel ein gutes Zeichen für den Journalismus.
Dass die (politischen) Uhren in Budapest offenkundig ein wenig anders ‚ticken‘ als in Paris oder Berlin, ist seit längerer Zeit bekannt. Am Donnerstag hat der ungarische Premierminister Viktor Orbán dies noch einmal in besonderer Weise bestätigt, als er die gegenwärtige Flüchtlingskrise als ein Deutsches Problem bezeichnete. Wie schade für ihn, dass das Versagen der EU in der Flüchtlingsfrage durch diese Aussage nur noch stärker verdeutlicht wird!
In der vergangenen Woche habe ich noch mein Bedauern darüber geäußert, dass sich der Großteil der Deutschen mehr oder minder schweigend hinnimmt, was in Freital, Heidenau und anderen Städten geschieht. In den letzten 10 Tagen ist die Zahl der Ehrenamtlichen in die Höhe geschossen und in Städten wie z. B. München werden Flüchtlinge mit Applaus empfangen. Es ist eine freudige, beruhigende Nachricht, dass Willkommenskultur in Deutschland tatsächlich groß geschrieben wird!
Zum Abschluss der heutigen #GedankenZurWoche möchte ich euch noch ein Gespräch zwischen Martin Mosebach und Navid Kermani über der christlich-islamischen Dialog empfehlen, das, obwohl Herr Mosebach an mancher Stelle haarsträubende theologische Falschaussagen trifft – bemerkenswert, da er die Theologie ja auch so sehr kritisiert –, absolut lesenswert ist:
„Natürlich ist Religion erst mal Pflicht“