Wie aus einer heute veröffentlichten Studie der OECD hervorgeht, investiert Deutschland nur noch 4,8% seines Bruttoinlandproduktes in sein Bildungssystem. Infolgedessen hat nur noch jeder vierte Deutsche einen akademischen Abschluss oder einen Meisterbrief. Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit weit unter dem Durchschnitt.
Dass dieses „Phänomen“ einen Grund hat, ist selbstverständlich. Dieser lässt sich auch sehr leicht diagnostizieren, wenn man das deutsche Bildungs- und Schulsystem etwas genauer betrachtet: in Deutschland ist dieses nämlich, im Gegensatz zu den Systemen anderer Länder, föderalistisch geregelt. Und genau hier liegt das Problem für das schlechte deutsche Abschneiden.
In Deutschland gibt es bekanntlich 16 Bundesländer. Was nichts anderes bedeutet, dass es 16 verschiedene Schulsysteme gibt. Welche sich zudem in regelmäßigen Abständen ändern. Man denke nur an den Schulkonsens in NRW: dieser gilt bis 2023 – also nur 12 Jahre. Was danach passiert, ist völlig offen. Auch in Hamburg wurde erst 2008 ein neues Schulsystem beschlossen, welches nach lautstarkem Protest von Lehrern, Eltern und Schülern letztendlich floppte. Allein an diesen zwei Beispielen – gekoppelt mit den Ergebnissen der OECD-Studie – wird deutlich, dass Deutschland in Sachen Bildung großen Nachholbedarf hat. Und an dieser Stelle könnte man noch einige weitere Beispiele aufführen.
Der deutsche Staat muss also ein für die eigene Zukunft existentielles Problem lösen. Und dabei werden alle beteiligten Parteien (Kommunen, Länder, Bund) Abstriche machen müssen. Denn das Problem kann nur gelöst werden, wenn das deutsche Bildungssystem vom Bund für alle Länder verbindlich geklärt wird. Dies wäre gleichbedeutend mit der Aufgabe des Föderalismusprinzips und deshalb gerade für die Länder eine schmerzhafte Niederlage. Und auch für den Bund hieße ein solche Entscheidung nichts anderes als deutlich mehr Verantwortung als bisher.
Neben einem neuen Bildungssystem wäre es auch von Vorteil, Entscheidungen mit einer längeren Dauer zu versehen. Es hat keinen Zweck, ein zukunftsträchtiges Gesetz zu verabschieden und dieses dann nur für 10 Jahre gelten zu lassen. Viel mehr sollte es bei wichtigen Regierungsentscheidungen eine gesetzlich vorgeschriebene Mindestdauer von z. B. 30 Jahren geben. Immerhin gäbe es dann für mehrere Generationen Planungssicherheit.
Dass all diese Maßnahmen schmerzhaft sind, versteht sich von selbst. Allerdings zeigt die OECD-Studie, dass dringender Handlungsbedarf besteht, wenn wir als deutsche Volkswirtschaft zukünftig im internationalen Vergleich noch bestehen wollen. Denn wie heißt es so schön: Kinder sind unsere Zukunft!